Weil er eine antisemitische Grafik in den sozialen Medien postete, flog Mirko Linke als Stadionsprecher von Lokomotive Leipzig raus. Seine Entschuldigung wirft Fragen auf.
Meister Proper trägt eine Sonnenbrille, in der sich die Rampe des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz spiegelt. „Good night Green White“ steht darunter. Diese antisemitische und holocaustrelativierende Grafik hatte Mirko Linke, Stadionsprecher des 1. FC Lokomotive Leipzig, in seinem WhatsApp-Status geteilt. „Green White“, die Grün-Weißen, das ist der Lokalrivale BSG Chemie Leipzig. Linke wollte also offenbar, etwas anderes lässt sich in diesen Post nur schwer hineininterpretieren, die BSG und ihre Fans im Zug nach Auschwitz sehen. Lok Leipzig beendete die Zusammenarbeit mit seinem Stadionsprecher umgehend.
„Der 1. FC Lokomotive Leipzig vermittelt Werte wie Loyalität, Respekt, Fairness und Toleranz. Wir treten aktiv und konsequent gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus auf“, heißt es in einer Pressemitteilung, die der Verein am Donnerstag herausgab. Es sei dem Verein wichtig, „dass diese Werte von allen Mitarbeitern, Mitgliedern und Fans und stets gelebt und transportiert werden.“
Linke hatte die Grafik im Vorfeld des Sachsenpokal-Derbys gepostet, das Lok am vergangenen Sonntag im Elfmeterschießen gewann. Er sei im Türkei-Urlaub gewesen, sagte er der Leipziger Zeitung, und habe ein „auf den ersten und zweiten Blick harmloses Bild in meinen Status gesetzt“. Seiner Aussage nach habe das „fast jeder Lokfan in der Vorfreude aufs Derby getan.“ Der Ex-Stadionsprecher ließ zudem wissen, dass er „halt am Strand in der Sonne und einen Moment unaufmerksam“ gewesen sei und verwies auf die „starke Sonneneinstrahlung“. Nach einer Stunde und erst „beim Großmachen“ habe er erkennen können, „dass es ein absolutes Scheißbild war, was ich niemals posten würde und mit Fußball nichts zu tun hat“. In der Pressemeldung des Vereins äußerte Linke Verständnis für die Entscheidung des Vereins, sprach allerdings auch hier von einem „unbeabsichtigten Fehler“.
19 Jahre lang war Linke Stadionsprecher bei Lok gewesen, abgesehen von einer kurzen Phase 2010, in der er sein Amt wegen einer Kooperation mit RB Leipzig freiwillig ruhen ließ. Immer wieder machten in dieser Zeit rechtsextreme Umtriebe im Umfeld des Vereins Schlagzeilen. Mal brachte ein Jugendtrainer seine Spieler dazu, mit Hitlergruß für ein Foto zu posieren, mal beteiligten sich Neonazis an einem Trauermarsch für einen verunglückten Lok-Fan.
Bei Letzterem machte der Verein keine gute Figur, als er die Rufe entgegen den Berichten vieler Augen- und Ohrenzeugen abstritt. Im Fall Linke zog Lok nun schnell Konsequenzen, würdigte den Stadionsprecher zum Abschluss des Statements aber dennoch: „Mirko Linke bleibt dem FCL als Fan erhalten – wir danken ihm für sein 19-jähriges Engagement.“
Disclaimer: In einer ersten Version des Textes schrieben wir, Lok-Anhänger hätten „Sieg Heil“ bei einem Auswärtsspiel in Altglienicke gerufen. Dies lässt sich nicht belegen. Wir haben den Satz entfernt.