Not macht erfinderisch: Weil die Ligabetriebe wegen des Coronavirus auf unbestimmte Zeit ruhen, kommt aus Mannheim und Spanien eine besondere Idee, die Saison doch noch zu beenden. Und die erfüllt sogar einen guten Zweck.
Die Fußballwelt steht still. Fast überall ruht der Ligabetrieb, vielerorts wird schon seit Tagen nicht mehr trainiert. Aktuell wird viel darüber diskutiert, wie und wann die Fußballsaison überhaupt beendet werden kann. Aus Mannheim kommt nun eine Idee, bei der die Ansteckungsgefahr gleich Null ist. Die noch ausstehenden Spiele sollen im Homeoffice ausgetragen werden – an der Konsole.
Und damit könnte die große Stunde der E‑Sportler des SV Waldhof Mannheim schlagen: sie sollen die gute Saison der Mannheimer zu Ende daddeln. Aktuell steht der Aufsteiger auf einem hervorragenden zweiten Platz in der realen 3. Liga. Umso bitterer, dass die Saison bis zum 30. April pausiert – wann der Fußball wieder zur Normalität zurückkehrt und ob die Saison fertig gespielt wird, steht aktuell noch in den Sternen.
Um die Zeit ohne Fußball auch für die Fans so erträglich wie möglich zu gestalten, sollen die Partien an der Konsole für alle zugänglich im Livestream übertragen werden. Am 27. März steht schon das erste Spiel gegen den KFC Uerdingen an.
Wer beim etwas anderen Ligaspiel dabei sein möchte, kann sich ab sofort ein Ticket für die Übertragung sichern. Die teuerste Eintrittskarte, das VIP-Solidaritätsticket, in das virtuelle Stadion kostet 100 Euro – Namensnennung im Livestream mit inbegriffen. Tickets im Fanbereich kosten in Anlehnung an das Gründungsjahr der Mannheimer 19,07 Euro. Stehplatztickets starten bei einem Euro.
Doch die Einnahmen sollen nicht nur der eigenen Tasche dienen: Die Verantwortlichen planen, ein Drittel der Einkünfte unter allen Drittligisten aufzuteilen. „Die Solidarität untereinander ist in dieser schwierigen Zeit ein ganz wichtiger Faktor, um die Krise gemeinsam zu meistern“, sagte Geschäftsführer Markus Kompp gegenüber der dpa. Ein weiteres Drittel der Erlöse soll Weltgesundheitsorganisation WHO zugutekommen. Damit möglichst viel Geld für den guten Zweck und das eigene Überleben generiert wird, hoffen die Mannheimer auf ein virtuell ausverkauftes Carl-Benz-Stadion.
Auch in Spanien ruht seit letzter Woche der Ligabetrieb. Nach 27 Spieltagen steht dort Barcelona mit zwei Punkten vor dem Erzrivalen Real Madrid an der Tabellenspitze. Die Madrilenen konnten zwar den Clásico Anfang März für sich entscheiden und damit an Barcelona vorbeiziehen, verloren aber eine Woche später das Spiel gegen Betis Sevilla. Nun pausiert der Spielbetrieb, die Meisterfrage ist dadurch offener denn je. Doch auch hier könnte es digitale Abhilfe geben: Um die Zeit ohne den Lieblingssport zu überbrücken, planen die Spieler, den LaLiga-Meister mit einem FIFA20-Turnier virtuell zu ermitteln.
Die Idee hatte der spanische Internet-Star Ibai Llanos. Via Twitter schlug er am Montagabend vor, dass jeder der 20 Klubs einen Spieler bestimmt, der am Turnier teilnimmt. Das Turnier soll auf der Livestreaming-Plattform Twitch übertragen werden. Dort können die Zuschauer dann Geld spenden, das wiederum für einem guten Zweck bestimmt sein soll. Llanos will sogar einen professionellen Kommentator für das Turnier gewinnen.
Der Vorschlag wurde schnell von den spanischen Profispielern angenommen: Mehr als die Hälfte der Klubs hat sich bereits angemeldet. Bei Real Madrid wird es sogar ein Vorentscheidungsspiel zwischen Keeper Thibaut Courtois und Marco Asensio geben. Beide wollen die Königlichen vertreten und verabredeten sich via Twitter zu einem Match. Beim Rivalen Barcelona möchte Sergi Roberto an den Start gehen. Doch da die Qualitäten an der Konsole bekanntlich wenig mit denen auf dem Rasen zu tun haben, könnte jetzt die Stunde der kleinen Teams schlagen. Und das nicht nur in Mannheim.