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Seite 4: „Schalke hätte sich eher äußern müssen“

Wäre eine Aus­leihe eine Option, um Spiel­praxis zu bekommen? Es gibt Gerüchte, dass Nübel beim Transfer von Leroy Sane zu den Bayern eine Rolle spielen würde.
Hinter das Thema Leihe können Sie einen Haken machen, die wird es nicht geben. Dann hätte er auch bei Schalke bleiben können mit einer Trans­fer­op­tion zu den Bayern. Und City hat her­aus­ra­gende Tor­hü­ter­ta­lente und über­haupt keinen Bedarf.

Neuer reagierte pikiert auf die Ver­pflich­tung von Nübel. Hatten die beiden mal Kon­takt mit­ein­ander?
Nein. Aber Neuer wäre auch nicht da, wo er heute ist, wenn er frei­willig Spiele abgeben würde. Der wird keinem Kon­kur­renten helfen, ihn zu ver­drängen. Seine Aus­sagen waren ganz normal.

Haben Sie mit Nübel über eine mög­liche Ver­let­zungs­an­fäl­lig­keit von Neuer gespro­chen?
Kein Sportler spe­ku­liert auf die Ver­let­zung eines Kol­legen. Dieses Thema spielte keine Rolle in den Über­le­gungen.

Ihrer Agentur sollen Ver­eine einen mitt­leren sie­ben­stel­ligen Betrag als Hand­geld geboten haben. Wie läuft so etwas kon­kret ab?
Sie bekommen die Summe per Mail genannt oder bei per­sön­li­chen Besu­chen ein Blatt Papier in die Hand. Es ist aber üblich, dass Ver­eine mit allen Mit­teln ver­su­chen, den Spieler zu bekommen. Das läuft bei ablö­se­freien Spie­lern eben auch über Lock­an­ge­bote an die Berater. Wichtig ist: Ich habe Alex über jedes Angebot, jede Pro­vi­sion und jedes Detail infor­miert. Er hat sich da auch bei man­chen Summen die Augen gerieben. Aber er sollte die Ent­schei­dung selbst treffen.

Ihnen wurde vor­ge­worfen, aufs Geld anstatt auf die sport­liche Per­spek­tive Ihres Schütz­lings geschaut zu haben…
… das kam von Stefan Effen­berg im Dop­pel­pass“. Ein unter­ir­di­sches Niveau! Das sind Aus­sagen wie von Betrun­kenen am Tresen. Bei diesem Transfer haben sehr viele Kräfte gezerrt, bei­spiels­weise andere Bera­ter­firmen, die Unwahr­heiten über uns gestreut haben. So etwas ist leider in unserem Busi­ness normal. Es musste ein schwächstes Glied geben. So blieb am Ende nur das Kli­schee vom geld­geilen Berater und dem wil­len­losen Spieler.

Auch Nübel wurde in den sozialen Netz­werken als Söldner“ titu­liert. Dabei soll das Gehalts­an­gebot von Schalke sogar über jenem vom FC Bayern gelegen haben. Stimmt das?
Ich werde Ihnen das nicht kon­kret beant­worten. Alex ist ein schlauer Junge, der weiß, dass Geld nicht das Wich­tigste bei so einer Ent­schei­dung ist.

Wie haben Sie die Reak­tionen auf den Wechsel erlebt?
Bei unserer Agentur sind Nach­richten unter aller Sau ein­ge­gangen, das ging bis hin zur Bedro­hung. Man begreift nicht, wie viel Hass die Leute wegen eines Trans­fers ent­wi­ckeln. Mitten im Sturm hat mein Vater sich ernst­haft Sorgen um mich gemacht. Das soll nicht wei­ner­lich klingen, das sind ganz nor­male mensch­liche Reak­tionen.

Wie war es für Nübel selbst?
Er hat sich von Face­book abge­meldet, nichts gelesen und geschaut. Er hat sich von den äußeren Umständen so wenig wie mög­lich beein­flussen lassen. Viel­leicht war es auch ganz gut, dass sich viele Medien mehr auf mich als auf ihn ein­ge­schossen haben.

Können Sie und er nach­voll­ziehen, dass er nicht mehr Schalker Kapitän ist?
Ja und nein. Zum einen stünde er als Kapitän jedes Mal vor der Kamera und würde jedes Mal zum Wechsel befragt werden. Das ist ein Grund für diese Ent­schei­dung, ihm die Binde abzu­nehmen. Aller­dings habe ich mora­lisch damit meine Schwie­rig­keiten: Alex wird dafür bestraft, dass er seinen Ver­trag erfüllt – in Zeiten, in denen Profis sich ganz anders ver­halten. Er hat kein kri­ti­sches Inter­view gegeben, sich nicht raus­ge­klagt, nicht den Ver­trag gebro­chen.

Auch Jochen Schneider hat nun erklärt, dass Nübel sich nichts habe zuschulden kommen lassen.
Das hat mich natür­lich gefreut, aber das hätte Herr Schneider auch einige Wochen eher erklären können. Denn auch da hatte sich Alex nichts zuschulden kommen lassen. Ich konnte die Ent­täu­schung von Schalke ver­stehen, weil sie wirk­lich alles gegeben hatten. Nur: Danach hat man das Thema einen Monat lang ohne beschwich­ti­genden Kom­mentar laufen lassen. Das war aus meiner Sicht viel zu lang.

Bereiten Sie sich auf Fan­pro­teste bei den Spielen vor?
Alex ist in der Schalker Fan­szene nicht so stark ver­wur­zelt wie sei­ner­zeit Manuel Neuer. Ich glaube, dass er eher respek­tiert als geliebt wird. In diesem Fall ist der Schmerz nicht ganz so groß. Die Fans sind weniger auf ihn sauer; die meisten ärgert, dass der neue Klub FC Bayern heißt und er ablö­se­frei wech­selt.

Befürchten Sie, dass Nübel seinen Status als Nummer eins auf Schalke ein­büßt?
Das hängt auch vom nächsten Spiel ab. Wenn Markus Schu­bert in Mün­chen ein starkes Spiel ablie­fert, wird es schwierig, ihn aus dem Tor zu nehmen. Aber wenn der Trainer David Wagner der Mei­nung ist, Alex sei der bes­sere Tor­wart, dann sollte es auch ums Sport­liche gehen und nicht ums Drum­herum.