Warum wechselt Alexander Nübel zu den Bayern? Sein Berater Stefan Backs äußert sich ausführlich zu den Hintergründen. Er kritisiert den FC Schalke und Stefan Effenberg.
Wäre eine Ausleihe eine Option, um Spielpraxis zu bekommen? Es gibt Gerüchte, dass Nübel beim Transfer von Leroy Sane zu den Bayern eine Rolle spielen würde.
Hinter das Thema Leihe können Sie einen Haken machen, die wird es nicht geben. Dann hätte er auch bei Schalke bleiben können mit einer Transferoption zu den Bayern. Und City hat herausragende Torhütertalente und überhaupt keinen Bedarf.
Neuer reagierte pikiert auf die Verpflichtung von Nübel. Hatten die beiden mal Kontakt miteinander?
Nein. Aber Neuer wäre auch nicht da, wo er heute ist, wenn er freiwillig Spiele abgeben würde. Der wird keinem Konkurrenten helfen, ihn zu verdrängen. Seine Aussagen waren ganz normal.
Haben Sie mit Nübel über eine mögliche Verletzungsanfälligkeit von Neuer gesprochen?
Kein Sportler spekuliert auf die Verletzung eines Kollegen. Dieses Thema spielte keine Rolle in den Überlegungen.
Ihrer Agentur sollen Vereine einen mittleren siebenstelligen Betrag als Handgeld geboten haben. Wie läuft so etwas konkret ab?
Sie bekommen die Summe per Mail genannt oder bei persönlichen Besuchen ein Blatt Papier in die Hand. Es ist aber üblich, dass Vereine mit allen Mitteln versuchen, den Spieler zu bekommen. Das läuft bei ablösefreien Spielern eben auch über Lockangebote an die Berater. Wichtig ist: Ich habe Alex über jedes Angebot, jede Provision und jedes Detail informiert. Er hat sich da auch bei manchen Summen die Augen gerieben. Aber er sollte die Entscheidung selbst treffen.
Ihnen wurde vorgeworfen, aufs Geld anstatt auf die sportliche Perspektive Ihres Schützlings geschaut zu haben…
… das kam von Stefan Effenberg im „Doppelpass“. Ein unterirdisches Niveau! Das sind Aussagen wie von Betrunkenen am Tresen. Bei diesem Transfer haben sehr viele Kräfte gezerrt, beispielsweise andere Beraterfirmen, die Unwahrheiten über uns gestreut haben. So etwas ist leider in unserem Business normal. Es musste ein schwächstes Glied geben. So blieb am Ende nur das Klischee vom geldgeilen Berater und dem willenlosen Spieler.
Auch Nübel wurde in den sozialen Netzwerken als „Söldner“ tituliert. Dabei soll das Gehaltsangebot von Schalke sogar über jenem vom FC Bayern gelegen haben. Stimmt das?
Ich werde Ihnen das nicht konkret beantworten. Alex ist ein schlauer Junge, der weiß, dass Geld nicht das Wichtigste bei so einer Entscheidung ist.
Wie haben Sie die Reaktionen auf den Wechsel erlebt?
Bei unserer Agentur sind Nachrichten unter aller Sau eingegangen, das ging bis hin zur Bedrohung. Man begreift nicht, wie viel Hass die Leute wegen eines Transfers entwickeln. Mitten im Sturm hat mein Vater sich ernsthaft Sorgen um mich gemacht. Das soll nicht weinerlich klingen, das sind ganz normale menschliche Reaktionen.
Wie war es für Nübel selbst?
Er hat sich von Facebook abgemeldet, nichts gelesen und geschaut. Er hat sich von den äußeren Umständen so wenig wie möglich beeinflussen lassen. Vielleicht war es auch ganz gut, dass sich viele Medien mehr auf mich als auf ihn eingeschossen haben.
Können Sie und er nachvollziehen, dass er nicht mehr Schalker Kapitän ist?
Ja und nein. Zum einen stünde er als Kapitän jedes Mal vor der Kamera und würde jedes Mal zum Wechsel befragt werden. Das ist ein Grund für diese Entscheidung, ihm die Binde abzunehmen. Allerdings habe ich moralisch damit meine Schwierigkeiten: Alex wird dafür bestraft, dass er seinen Vertrag erfüllt – in Zeiten, in denen Profis sich ganz anders verhalten. Er hat kein kritisches Interview gegeben, sich nicht rausgeklagt, nicht den Vertrag gebrochen.
Auch Jochen Schneider hat nun erklärt, dass Nübel sich nichts habe zuschulden kommen lassen.
Das hat mich natürlich gefreut, aber das hätte Herr Schneider auch einige Wochen eher erklären können. Denn auch da hatte sich Alex nichts zuschulden kommen lassen. Ich konnte die Enttäuschung von Schalke verstehen, weil sie wirklich alles gegeben hatten. Nur: Danach hat man das Thema einen Monat lang ohne beschwichtigenden Kommentar laufen lassen. Das war aus meiner Sicht viel zu lang.
Bereiten Sie sich auf Fanproteste bei den Spielen vor?
Alex ist in der Schalker Fanszene nicht so stark verwurzelt wie seinerzeit Manuel Neuer. Ich glaube, dass er eher respektiert als geliebt wird. In diesem Fall ist der Schmerz nicht ganz so groß. Die Fans sind weniger auf ihn sauer; die meisten ärgert, dass der neue Klub FC Bayern heißt und er ablösefrei wechselt.
Befürchten Sie, dass Nübel seinen Status als Nummer eins auf Schalke einbüßt?
Das hängt auch vom nächsten Spiel ab. Wenn Markus Schubert in München ein starkes Spiel abliefert, wird es schwierig, ihn aus dem Tor zu nehmen. Aber wenn der Trainer David Wagner der Meinung ist, Alex sei der bessere Torwart, dann sollte es auch ums Sportliche gehen und nicht ums Drumherum.