Gestern startete auch die spanische Liga in die neue Spielzeit. Gleichzeitig wartet das ganze Land noch immer auf Neymar. Und stellt sich noch eine weitere große Frage: Wann findet Real endlich einen neuen Widersacher für Lionel Messi?
Und dann ist da noch die Posse um Gareth Bale, den der Präsident einst zum neuen Ronaldo aufbauen wollte und den Zidane am liebsten zum Teufel jagen würde. Ein Transfer des Walisers nach China scheiterte, aus Europa gibt es kaum Interessenten. Bale sieht nur bedingt die Notwendigkeit eines Ortswechsels, auch weil es sich in Madrid ganz hervorragend Golf spielen lässt. Eine der großen Leidenschaften des oft verletzten Angreifers. Sein üppiges Gehalt, das dem Vernehmen nach um die 15 Millionen Euro pro Jahr liegen soll, würde er auch von der Tribüne aus verdienen.
Trotz aller Probleme: Real zählt neben Barcelona und Atletico traditionell zu den Favoriten. Dass ein Überraschungsteam in die Phalanx der großen Drei einbrechen kann, gilt als unwahrscheinlich. Von den Aufsteigern Osasuna, Granada oder Mallorca kommt niemand infrage, auch im Mittelfeld der Liga, wo die Klubs aus Sevilla zuletzt Ambitionen anmeldeten, gab es wenig Bewegung. Ohnehin ist es seit der Ligagründung 1928 nur sechs anderen Klubs neben Barça, Real und Atletico gelungen, die Meisterschaft zu gewinnen (Atletic Bilbao, FC Valencia, Real Sociedad, Deportivo La Coruna, Betis Sevilla, FC Sevilla). Valencia könnte am ehesten noch Ansprüche anmelden, aber dort verlor man im Sommer einige Eckpfeiler des Teams.
La Liga sucht ein neues Gesicht
Am größten fielen die personellen Veränderungen bei Atletico aus. Der Klub befindet sich nach den Abgängen vieler Leistungsträger (Griezmann, Godin, Filipe Luis, Lucas Hernandez, Rodri, Juanfran) im Umbruch. Auch wenn die neue Mannschaft sehr viel Qualität verspricht, könnten Abläufe auf dem Feld zu Saisonbeginn noch nicht so reibungslos funktionieren wie in der Vergangenheit. Die Hoffnungen ruhen neben Rodrigo nun vor allem auf Rekordeinkauf Joao Felix, dem extrem talentierten Portugiesen, der für 126 Millionen Euro von Benfica Lissabon kam und damit der teuerste Zugang in Spanien ist. Dass der europaweit umworbene 19-Jährige sich für Atletico entschied, spricht für das Ansehen, das sich der Klub unter Trainer Diego Simeone in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Während der Vorbereitung ließ Felix bereits erkennen, dass er in absehbarer Zeit das Gesicht der Liga werden könnte.
Ein solches braucht La Liga dringend. Nach Ronaldos Abschied fehlt es Lionel Messi an einem gleichwertigen Gegenpart. Das Duell Ronaldo gegen Messi hatte Spanien fast ein Jahrzehnt lang elektrisiert.
Neymar würde dieses Vakuum nur zu gern füllen und auch der Primera Division würde der Angreifer trotz aller Skandale zumindest mehr Aufmerksamkeit generieren, vor allem im globalen Wettbewerb mit der englischen Premier League. Der war es in der vergangenen Saison gelungen, alle vier Finalisten der beiden Europapokal-Wettbewerbe zu stellen. Erstmals seit 2013 ging kein Cup nach Spanien. Das zu ändern soll Neymar helfen. Ob nun beim FC Barcelona oder bei Real Madrid.