Heute vor 47 Jahren trafen Fans des Hamburger SV und der Glasgow Rangers am Rande eines Testspiels aufeinander und begründeten eine Freundschaft fürs Leben. Jetzt gehen die Clubs eine offizielle Partnerschaft ein. Wie findet so ein ungleiches Duo zueinander?
Als Ikone der Hamburg-Glasgow-Verbindung gilt Jörg Albertz. Er wechselte 1996 vom HSV auf die Insel. „Freunde und Bekannte aus Glasgow haben Albertz sehr geschätzt“, erinnert sich Mansen. Drei Meistertitel konnte Albertz mit den Rangers holen, heute ist er noch häufig als Repräsentant des Vereins unterwegs. Durch das Internet wurde der Kontakt auf Internetforen erweitert, Diskussionen um Spieler wie Jörg Albertz nahmen, wie auch der persönliche Kontakt, eine neue Geschwindigkeit an. „Das war ein regelmäßiger Austausch, durch den wir gemerkt haben, dass der Transfer sehr gut angekommen ist.“
Meilensteine dieser Verbindung sind die beiden UEFA-Cup-Spiele gegen Celtic, 1996 und 2009. Beim ersten stand Jörg Albertz im Trikot des HSV auf dem Platz. „Als der Termin feststand, hatten wir nur acht Tage Zeit, um überhaupt Touren zu organisieren – aber wir sind dann mit etwa 1800 Leuten hingefahren“, erinnert sich Mansen und lacht. „Wir dachten uns, wir spielen jetzt bei Celtic, da müssen wir natürlich Unsinn machen. Da mit uns eine große Zahl von Rangers-Anhängern im Stadion begleitet haben, haben wir ein paar von ihren Gesängen angestimmt.“
2009 kam es zum erneuten Duell. Auf der Nordtribüne wurde zum Anpfiff ein schwarz-weiß-blauer Union Jack mit einem „No Surrender“-Spruchband präsentiert. Die Celtic-Anhänger wurden ihrerseits beim Spiel von gut 2000 St.-Pauli-Fans unterstützt. Zwei Stadtrivalen, die jeweils mit einem Club einer anderen großen Rivalität befreundet sind. Mansen sagt: „Wenn ein Derby anstand, waren in den Fliegern aus Schottland und Nordirland größtenteils Fans der beiden Glasgower Vereine – die einen wollten St. Pauli unterstützen, die andere Hälfte hielt zum HSV. Dadurch bekamen sie sich manchmal schon im Flieger in die Wolle.“
Die Kooperation zwischen den Klubs soll nun dabei helfen, die Freundschaft weiterhin mit Leben zu füllen, in den Vereinen Kräfte zu bündeln und neue Impulse umzusetzen. „Wir beschäftigen uns mit Ideen rund um die Mitglieder- und Fanbetreuung und um den Austausch in den Fußballschulen“, erklärt Mansen. Klauseln im sportlichen Bereich wie die verpflichtende Ausleihe einer bestimmten Anzahl von U23-Spielern soll es nicht geben, die Trainer und das medizinische Personal sollen aber Möglichkeiten haben, sich auszutauschen und für Hospitationen zu besuchen. Einen besonderen Stellenwert hat die Ticketfrage für Besucher des jeweils anderen Vereins. „Wir haben pro Spiel bis zu 200 Besucher aus Schottland. Deren Kontingente können wir im Vorfeld einplanen. In Schottland ist das schwieriger, das Stadion ist zu 98 Prozent mit Dauerkarteninhaberinnen und ‑inhabern besetzt.“
Aktuell sind die Rangers unter Trainer Steven Gerrard Tabellenführer in der schottischen Liga, der HSV kämpft unterdessen um den Aufstieg in die erste Liga. „Wir drücken natürlich den Rangers die Daumen“ sagt Mansen, der auf einen Doppelerfolg hofft. Wie man das feiern könnte, weiß Mansen ganz genau: „Unser größter Wunsch ist es, mal ein Freundschaftsspiel im Ibrox auszutragen. Dann bräuchte es aber richtig viele Tickets“, sagt er. „Der Bedarf wäre groß!“