DFB-Präsident Reinhard Grindel hat 2017 von einem ukrainischen Oligarchen eine teure Uhr zum Geburtstag bekommen – und das Geschenk beim Verband nicht gemeldet. Warum Luxusuhren so oft zum Stolperstein für Fußballfunktionäre werden.
Karl-Heinz Rummenigge trägt bei Spielen des FC Bayern gleich mehrere Armbanduhren. Nicht nur, weil er ein Faible für wertvolle Chronographen hat, sondern, so sagt er, weil er exakten Überblick über die abgelaufene Spielzeit behalten möchte.
Es ist schon ein rechtschaffener Spleen, auf der Tribüne der Allianz Arena zu sitzen, mit ihren hypermodernen Anzeigetafeln und digitalen Zeitangaben, und sich dennoch ständig mit eigenen Uhren der Spielzeit zu versichern. Aber ist es wirklich nur eine Marotte? Oder gefällt sich Rummenigge nicht auch in der Rolle des mondänen Uhrenliebhabers, der gern zeigt, was er hat?
Denn kostspielige Zeitmesser sind in der Welt derer, die sonst alles haben und sich leisten können, offenbar die letzte materialistische Sehnsucht. Wie sonst lässt sich erklären, dass Fußballfunktionäre den Verlockungen glitzernder Zeitmesser nicht widerstehen können? Rummenigges Uhrensammlung soll beeindruckend sein. Dennoch nahm er dankend zwei Rolex-Chronographen im Wert von 100 000 Euro als Geschenk vom katarischen Emir in Empfang, als er im Februar 2013 mal wieder auf Geschäftsreise im Wüstenstaat war.
Kavaliersdelikt und gängige Praxis?
Vermutlich war es das handliche Format, das ihn vergessen ließ, bei seiner Rückkunft in München die teuren Klunker beim Zoll anzugeben. Das Ergebnis: Rummenigge zahlte fast 250 000 Euro Strafe und gilt seither als vorbestraft. Spätestens seit diesem Vorfall sollte jedem Fußballboss bewusst sein, dass sich die glitzernden Handgelenksaccessoires für die Karriere schnell zur tickenden Zeitbombe entwickeln können.
Für DFB-Chef Reinhard Grindel ist das Geschenk des ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis nun zum Sargnagel seiner Präsidentschaft geworden. Im September 2017 hat er von dem osteuropäischen Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee das Präsent zum Geburtstag erhalten, das einen Wert im niedrigen fünfstelligen Bereich haben soll.
Dass er diese Aufmerksamkeit nicht beim DFB meldete, verteidigte Grindel mit dem Argument, es habe sich um ein privates Geschenk gehandelt. Derlei Vorgänge als Kavaliersdelikt zu sehen, ist gängige Praxis auf dieser Ebene. Auch Rummenigge erklärte seinen Faux-Pas 2013 beim Zoll damit, dass es sich doch um ein Geschenk gehandelt habe.
Auf die Idee, dass die katarischen Wohltäter bei ihrer Aufmerksamkeit nicht allein aus purer Nächstenliebe gehandelt haben könnten, kam er nicht.