Manager, Macho, Macher – heute vor fünf Jahren verstarb Rudi Assauer. Was für ein Mensch steckte hinter der öffentlichen Figur? Und warum bewegte sein Tod nicht nur die Fans im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland?
Nicht jede Konfrontation konnte auf diese Art beigelegt werden. Assauers Ende auf Schalke war nicht aufzuhalten. Innerhalb des Vereins bemerkten Mitarbeiter schon 2004 die ersten Anzeichen seiner Krankheit, wenn er Termine und Begegnungen einfach vergaß. Dennoch hätte sein Abschied 2006 nicht kälter und stilloser vonstatten gehen können. Die damaligen Vereinsverantwortlichen schickten den Klubanwalt um kurz nach Mitternacht zu Assauer, um ihm so sein Ende mitzuteilen.
Das hat „Mr. Schalke“ seinen einstigen Mitstreitern nie verziehen. Auch diesen Umgang sollte man im Kopf behalten, wenn man so manch salbungsvollen Worten in diesen Tagen lauscht. Assauer hat es am besten beschrieben in seinem eigenen Duktus:
„Wenn der Schnee geschmolzen ist, dann siehst du, wo die Kacke ist.“
Nach seinem Ende auf Schalke zog sich Assauer zurück. Die Alzheimer-Krankheit machte ihm von Jahr zu Jahr schwerer zu schaffen. Sein offener Umgang mit der Krankheit hat vielen Menschen geholfen, er hat mit seiner eigenen Geschichte die Gesellschaft für das Thema sensibilisiert. Das ist sein Verdienst außerhalb des Fußballs.
Jener innerhalb dieses Sports ist nur schwer zu bemessen. Die berühmte Frage, ob er Schalke schaffe oder Schalke ihn, stellt sich nicht. Assauer selbst sagte: „Es ist 50 – 50 ausgegangen.“ Aber tatsächlich hat er nicht nur Schalke geschafft, sondern ein neues Schalke geschaffen. Der Verein hätte mit dem riesigen Schuldenberg und der sportlichen Misere Anfang der Neunziger abrutschen können wie Rot-Weiss Essen oder Kaiserslautern. Assauer jedoch reformierte den Klub, sanierte ihn und führte das Schlusslicht zum Uefa-Pokalsieg und zur berühmten Vizemeisterschaft. Das Schalker Stadion ist sein Werk.
Beim ersten Heimspiel in der neuen Arena 2001 gerieten Schalker und Leverkusener Spieler aneinander. Assauer stürmte mit der Zigarre auf den Rasen, um den Streit zu schlichten. Wie damals auf Teneriffa agierte er, als handele es sich um einen Freizeitkick. Und genau dieser Geist wird besonders bleiben: Er klammerte in solchen Momenten das große Drumherum aus, all das Glitzernde und all die Maschinerie um den Fußball. Die Probleme mit dem Videobeweis hatte er schon lange vorausgesagt.
Für Assauer blieb die Essenz des Spiels bestehen, an die sich Fußballbegeisterte in diesen Tagen von Football Leaks und Super-Liga noch fester klammern – und die diesen Sport so unkaputtbar macht. Es ist eigentlich ganz simpel. Zwei Mannschaften, zwei Tore, ein Ball. Augustastraße gegen Herner Straße. Und Form schlägt Klasse.