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In der ZDF-Sport­re­por­tage aus dem Februar dieses Jahres findet sich eine bezeich­nende Szene für den Trai­ner­typen Peter Hyballa. Auf die Frage, was für ihn die Droge Fuß­ball aus­mache, wie­der­holt er dreimal das Wort: Feld, Feld, Feld.“ Dann geht er in die Hocke, greift in den Rasen und reißt ener­gisch mit beiden Händen einige Gras­halme heraus. Wie geil ist das denn? Ich sag dir ganz ehr­lich, immer wenn ich arbeitslos war, hatte ich ja auch immer so halbe Depres­sionen. Bei uns Trai­nern ist das schon eine Fuß­ball­sucht. Am meisten habe ich nicht den ganzen Fir­le­fanz drum­herum und eigent­lich auch nicht das Geld oder den Status ver­misst, son­dern das Feld.“ Seit Mitt­woch muss Hyballa nun erneut ohne sein geliebtes Feld aus­kommen, denn er ist nach gerade einmal sieben Wochen von seinen Chef­trai­ner­posten beim däni­schen Zweit­li­gisten Esbjerg fB zurück­ge­treten.

Es ist gut einen Monat her, da wandten sich 21 Spieler mit einem offenen Brief an die Ver­eins­füh­rung von Esbjerg. Darin beklagten sie sich sowohl über die sport­li­chen als auch die mensch­li­chen Umgangs­formen ihres neuen Trai­ners. Zum einen sei zu hart trai­niert worden, was zu zahl­rei­chen Ver­let­zungen geführt habe. Zudem habe Hyballa den Spie­lern im Trai­ning immer wieder mit ihrer Ent­las­sung gedroht und sie mit ernied­ri­genden Bemer­kungen ver­spottet und gemobbt. Zu einem Spieler sagte Hyballa, der seine Wort­wahl gegen­über der Süd­deut­schen Zei­tung bestä­tigte, fol­genden Satz: Du hast grö­ßere Brüste als deine Frau.“ Dann soll er ihn auf­ge­for­dert haben, Lie­ge­stütze zu machen. Neben sol­chen phy­si­schen Bestra­fungen war sogar von Schlägen die Rede. Bestä­tigt ist das, anders als Hyballas sprach­liche Ent­glei­sungen, nicht. Die Berichte schlugen große Wellen in Däne­marks Bou­le­vard­presse, auch die Spie­ler­ge­werk­schaft schal­tete sich ein. Hyballa sprach dagegen sei­ner­seits von Mob­bing und Psy­cho­terror gegen­über seiner Person.

Der Malo­chertrainer

Den Pres­se­be­richten ent­geg­nete der gebür­tige Bocholter gegen­über trans​fer​markt​.de: Was abge­laufen ist, ist eine Rie­sen­sauerei. Das war Ruf­mord. Es ist eine Hetz­jagd gegen mich abge­laufen. Sogar meine Familie wurde bedroht.“ Über den offenen Brief Anfang Juli habe er gelacht, denn eigent­lich habe er sich mit seiner neuen Mann­schaft ver­standen. Das waren zwei, drei Rädels­führer, die haben die anderen unter Druck gesetzt. Das ist in den letzten Jahren schon mal pas­siert, da hat diese Mann­schaft schon mal zwei, drei Trainer prak­tisch selbst ent­lassen“ Eine exakte Auf­ar­bei­tung erscheint ange­sichts der Viel­zahl an wider­sprüch­li­chen Berichten und Zitaten nicht mög­lich. Erhel­lend ist aller­dings ein genauerer Blick auf den Trainer Hyballa, der nicht erst bei Esbjerg fB seinen kan­tigen Cha­rakter offen­barte.

Soll ich dir in den Arsch treten oder willst du mehr Liebe von mir?“

Peter Hyballa, der sich selbst als Malo­chertrainer“ bezeichnet, ist ein Freund der klaren Ansprache. In der besagten ZDF-Doku­men­ta­tion, bei der er noch bei Wisla Krakau tätig ist, fragt er seinen aus Berlin-Neu­kölln stam­menden Mit­tel­stürmer Felicio Brown Forbes gerade heraus: Soll ich dir in den Arsch treten oder willst du mehr Liebe von mir?“ Und so wie Hyballa kom­mu­ni­ziert, so lässt er auch Fuß­ball­spielen: Nie­mals passiv und immer mit hoher Inten­sität. Ins­be­son­dere wegen seiner aggres­siven Spiel­weise und seines bevor­zugten Pres­sing­fuß­balls erweckte er das Inter­esse aus Däne­mark. Den zweit­klas­sigen Esbjerg fB sollte er mit diesem Fuß­ball zurück in die erste Liga bringen. Hyballa ledig­lich als rauen Moti­vator und Anti-Laptop-Trainer mit Hang zur phy­si­schen Spiel­weise dar­zu­stellen, wäre falsch. Der Sohn eines Pas­tors war unter anderem Jugend­trainer in Bie­le­feld, Wolfs­burg, Bayer Lever­kusen und Borussia Dort­mund, weiß also sehr genau, wie moderner Fuß­ball funk­tio­niert. Bei der Dort­munder U19 trai­nierte er ab 2008 einen gewissen Mario Götze. Vor dem Finale der WM 2014 erkun­digten sich die Psy­cho­logen der deut­schen Natio­nal­mann­schaft bei ihm, wie man Götze wieder auf­bauen könnte, nachdem dieser durch seine Nicht­be­rück­sich­ti­gung im Halb­fi­nale geknickt war. Und dann gab Hyballa ihnen den berühmten Satz mit, den Jogi Löw vor der Ein­wechs­lung an Götze wei­tergab: Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi.“