Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Ein guter Trainer zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er weiß, was er kann. Er zeichnet sich auch dadurch aus, dass er weiß, was er nicht kann und wen er an seiner Seite benö­tigt. Pal Dardai hat in dieser Hin­sicht zumeist ein gutes Gespür bewiesen. Als er vor sechs Jahren zum ersten Mal Chef­trainer von Hertha BSC wurde, hat er sich neben Admir Ham­zagic, seinem Assis­tenten aus der U 15, den erfah­renen Rainer Wid­mayer als Co-Trainer an seine Seite geholt.

Es ist oft so dar­ge­stellt worden, dass Wid­mayer in ihrem Gespann der Mann fürs Tak­ti­sche war, wäh­rend Dardai sich vor allem um das Fach Moti­va­tion geküm­mert hat. Doch damit hat man dem Ungarn, wie mit so vielem, ein wenig Unrecht getan. An Ahnung vom Fuß­ball hat es Dardai nie geman­gelt. Gefehlt hat ihm zu Beginn seiner Chef­trai­ner­tä­tig­keit bei Hertha allen­falls ein biss­chen Erfah­rung in der Trai­nings­ge­stal­tung.

Sind sich Dardai und Neu­en­dorf zu ähn­lich?

Pal Dardai hat gerade zum zweiten Mal den Chef­trai­ner­posten bei Hertha BSC über­nommen. Aber es ist nur eine hypo­the­ti­sche Frage, ob er sich wohl erneut für Rainer Wid­mayer ent­schieden hätte, wenn der denn ver­fügbar gewesen wäre. Ist er näm­lich nicht, nachdem er Anfang des Jahres als Assis­tent von Chris­tian Gross beim FC Schalke 04 ange­fangen hat. Und so ist jetzt Andreas Zecke“ Neu­en­dorf Dar­dais neuer Co-Trainer beim Ber­liner Fuß­ball-Bun­des­li­gisten.

Anders als zwi­schen Dardai und Wid­mayer gibt es bei Dardai und Neu­en­dorf einige Par­al­lelen in der Bio­grafie: Beide waren Mit­tel­feld­spieler, beide haben für Hertha gespielt, beide waren Lieb­linge der Kurve, und beide haben als Trainer in Her­thas Nach­wuchs gear­beitet. Noch dazu sind sie sehr gut befreundet.

All das hat schon zu der Frage geführt, ob Neu­en­dorf wirk­lich die beste Wahl für den Posten sei; ob es mit ihm und Dardai nicht womög­lich zu viel des Glei­chen sei und ob der Neue über­haupt über die nötige Kom­pe­tenz ver­füge. Bei sol­chen Vor­be­halten spielt natür­lich auch das Bild eine Rolle, das viele immer noch von Zecke Neu­en­dorf im Kopf haben. Es stammt aus seiner Zeit als Spieler.

Ich bin ein biss­chen strenger, er ist ein biss­chen netter“

Dardais über Neuendorf

Pal ist clever. Er weiß, was er braucht und was er nicht braucht“, hat Rainer Wid­mayer einmal über seinen frü­heren Chef gesagt. Auch jetzt hat sich Dardai wieder für einen Assis­tenten ent­schieden, der eine andere Facette in die Arbeit ein­bringt als er selbst. Ich bin ein biss­chen strenger, er ist ein biss­chen netter“, sagt Dardai über Neu­en­dorf. Jemanden zu haben, der mit den Spie­lern anders, näm­lich ein biss­chen mehr auf Augen­höhe, kom­mu­ni­ziert, das ist ver­mut­lich nicht das Schlech­teste, wenn man eine Mann­schaft in einer kom­pli­zierten Situa­tion für sich gewinnen will.

Als Spieler ist Neu­en­dorf 200 Mal für Hertha BSC und Bayer Lever­kusen in der Bun­des­liga auf­ge­laufen. Dass es nicht noch deut­lich mehr Spiele geworden sind, hat er sich wohl vor allem selbst zuzu­schreiben. Viel­leicht ist Neu­en­dorf nie besser beschrieben worden als von Falko Götz, seinem ehe­ma­ligen Trainer bei Hertha BSC: Bei ihm pas­siert immer was. Wir hoffen, dass es was Posi­tives ist.“ Sicher sein konnte man sich nie. Ich habe das Fuß­bal­ler­leben eher als Event gesehen und war nie so pro­fes­sio­nell wie die Jungs heute“, sagt Neu­en­dorf.

Ein inte­gra­tiver Typ war er schon immer. Als erfah­rener Spieler hat er sich bereits um die Talente geküm­mert, sowohl in seiner Zeit bei den Profis, als auch später in Her­thas U23, für die er noch mit 39 als eine Art Mentor für den Nach­wuchs auf dem Platz stand. Inzwi­schen ist Neu­en­dorf 45 und nach eigener Aus­sage nicht mehr der kleine Kasper von früher. Ich bin erwach­sener geworden“, sagt er. Das heißt ja nicht, dass man nicht mehr lustig sein kann. Aber eben auf eine andere Art und Weise.“

Ich habe das Fuß­bal­ler­leben eher als Event gesehen“

Neuendorf über Neuendorf

Als Neu­en­dorf im ver­gan­genen Jahr zur Fuß­ball­leh­rer­aus­bil­dung zuge­lassen wurde, hat er sich sehr dar­über gefreut: nicht in erster Linie wegen der bes­seren Job­chancen, die einem der Trai­ner­schein eröffnet, son­dern wegen der Aus­sicht, in diesem Lehr­gang etwas zu lernen.

Schon einmal hat Pal Dardai Neu­en­dorf zu seinem Assis­tenten machen wollen. Das war 2019, als Rainer Wid­mayer bereits seinen Wechsel zum VfB Stutt­gart ver­kündet hatte und noch nicht klar war, dass auch Dardai am Ende der Saison seinen Platz würde räumen müssen. Und so wurde Neu­en­dorf nach zwei Jahren bei der U15 und zwei Jahren bei der U17 schließ­lich zum Chef­trainer der U23 beför­dert. Die Mann­schaft ist die Schnitt­stelle zwi­schen Jugend und Profis und damit ein neur­al­gi­scher Punkt für die Kar­riere vieler Talente. Den Job als Trainer dieser Mann­schaft bekommt man ganz sicher nicht, weil man so ein lus­tiger und umgäng­li­cher Typ ist.

Zecke ist Trainer geworden, weil ich immer wieder gesagt habe: Ver­such mal! Mach mal! Du bist ein Trai­nertyp“, sagt Pal Dardai. Er hat überall einen guten Job gemacht. Und er ist ein guter Fach­mann.“

Der Text erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Ber­liner Tages­spiegel.