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Seite 2: Erst einmal ein schönes Pülleken

1966 – Eia“ ist längst nicht mehr weg­zu­denken aus Duis­burg – steht er im Kader für die Welt­meis­ter­schaft in Eng­land. Kurz vor dem ersten Spiel gerät Krämer mit Bun­des­trainer Helmut Schön anein­ander. Der Dres­dener wirft dem schnellen Mann aus dem Ruhr­ge­biet über­mä­ßigen Bier­konsum vor und befiehlt, den Alko­hol­ge­nuss ein­zu­stellen. Ben Rede­lings hat die Anek­dote in seinem Buch Dem Fuß­ball sein Zuhause“ ver­ewigt: Völlig geschockt kam der Spieler des MSV nach dem Gespräch aus der Kabine, öff­nete sich erst einmal ein schönes Pül­leken Bier zu Beru­hi­gung und trat dann, ohne weiter über die Kon­se­quenzen nach­zu­denken, dem Bun­des­trainer erneut unter die Augen: Wenn Sie so mit mir spre­chen, Trainer, dann fahr ich lieber nach Hause. Denn dat Bier­trinken, dat können Sie mir nicht nehmen!“

Dat Bier­trinken, dat können Sie mir nicht nehmen!“

Zu Hause lassen kann Schön den Bier­trinker aus Lei­den­schaft nicht, dann hätten seine Spieler gemeu­tert“, mut­maßt Rede­lings. Statt­dessen straft ihn der Natio­nal­coach mit Ver­ach­tung, ledig­lich beim 2:1‑Erfolg gegen Spa­nien lässt Schön den Wir­bel­wind auf­laufen. Und ein Jahr später endet mit einem lahmen 1:0‑Erfolg gegen Bul­ga­rien die Natio­nal­mann­schafts­kar­riere von Werner Krämer nach nur 13 Ein­sätzen.

Für Hans Walitza, der ab 1969 als Mit­tel­stürmer beim VfL Bochum mit Krämer ein groß­ar­tiges Gespann bildet, immer noch eine der größten Ver­schwen­dungen von Talent in der deut­schen Fuß­ball-Geschichte. Ich habe Jahre nach Eias Kar­rie­re­ende auf einer DFB-Ver­an­stal­tung Sepp Her­berger getroffen. Er hat mir gesagt: Der Krämer hätte locker 80 Län­der­spiele gemacht, wenn er nicht…“ Und dann hat Her­berger eine bestimmte Geste gemacht.“ Der Alt-Bun­des­trainer ahmt Rauch- und Trink­be­we­gungen nach.

Der Krämer hätte 80 Län­der­spiele machen können“

Eia Krämer war ein Lebe­mann“, sagt Ben Rede­lings, der in seinem Film Die 11 des VfL“ Heinz-Werner Egge­ling zu Wort kommen lässt: Ich war total geschockt, als ich als blut­junger Spieler beim VfL in die Kabine kam und Eia Krämer als Ein­ziger dort saß und eine qualmte. Ich weiß sogar noch die Marke: Ernte 23.“

Bevor ihn sein alter Trainer aus Mei­de­ri­cher Zeiten, Her­mann Eppen­dorf, 1969 zurück in die Heimat des Ruhr­ge­biets holt, spielt Krämer zwei Jahre lang beim Ham­burger SV. Die Nord­deut­schen kratzen 1967 für den Hoch­be­gabten die dama­lige Rekord­summe von 175.000 D‑Mark zusammen und lotsen ihn an die Elbe. Wirk­lich glück­lich wird er dort nicht.

Das war eine gewal­tige Umstel­lung für einen Jungen aus dem Ruhr­ge­biet“, sagt der gebür­tige Wat­ten­scheider Willi Schulz, der vor seiner Zeit beim HSV fünf Jahre beim FC Schalke 04 über die Sport­plätze grätschte. Drei Monate habe Krämer gebraucht, um sich in der Groß­stadt zu akkli­ma­ti­sieren. Der Eia“, sagt Schulz, war ein Kamerad durch und durch. Ehr­lich und vor allem: loyal gegen­über seinen Mit­spie­lern.“ Als sich der Neu­zu­gang einen fahr­baren Unter­satz kaufen möchte, unter­schreibt er den Kauf­ver­trag noch in der Kabine. Tor­wart Horst Schnoor, nebenbei Auto­haus­be­sitzer, ist um einen Ver­kauf rei­cher.