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Seite 2: 43 Jahre, hohe Stirn und Pornoschnäuzer

Wie gesagt, RWU war der Top­verein, Schranke“ das Idol der Stadt. Bis sich in einem Dorf im Ost­teil von Unna Selt­sames tat. Der SSV Mühl­hausen, ein Klub von nicht mal 400 Mit­glie­dern, klet­terte höher und höher und war Anfang 1981 von der Kreis­klasse inzwi­schen in der Lan­des­liga ange­kommen. Der Grund für den kome­ten­haften Auf­stieg hieß Zange“ Wosab. Seit einigen Jahren wohnte der Ex-Profi in Uelzen, dem Nach­bar­dorf von Mühl­hausen, und kickte beim SSV, weil er vom Fuß­ball ein­fach nicht lassen konnte. Auch mit 43 Jahren, hoher Stirn und Por­no­schnäuzer war Zange eine Klasse für sich. Am Her­tinger Tor mun­kelte man, dass er selbst Schranke“ Grassat noch ein paar Eier ins Nest legen könnte.

Im Februar 1981 berich­tete sogar der Kicker“ über den SSV Mühl­hausen, unter der selt­samen Über­schrift Wosab spielt bei den ›Kos­mo­nauten‹“. Sie bezog sich darauf, dass einige alte Weg­ge­fährten von Zange“ von Zeit zu Zeit die Treter schnürten und in Mühl­hausen aus­halfen, wie etwa Glad­bach-Legende Her­bert Laumen. Wegen dieser Alt­stars, so behaup­tete der Kicker“, wurde der SSV mit Cosmos New York ver­gli­chen und im Volks­mund Cosmos Mühl­hausen genannt.

Das Ent­schei­dungs­spiel um den Auf­stieg

Ange­führt von Wosab, der die Lan­des­liga Gruppe 5 mit 32 Toren auf­mischte, erreichte der SSV im Mai 1981 tat­säch­lich das Ent­schei­dungs­spiel um den Auf­stieg in die Ver­bands­liga gegen die Waren­dorfer Sport­union. Es wurde natür­lich an einem neu­tralen Ort aus­ge­tragen, schon allein des­halb, weil man auf der Wiese des SSV am Mühl­bach eine solche Begeg­nung nicht abhalten konnte. (Der Ausbau der berüch­tigt dörf­li­chen Anlage zu einer Art Sta­dion erfolgte erst einige Zeit später.) 

Ich bin mir ziem­lich sicher, dass das Auf­stiegs­spiel auf dem Platz in Hamm statt­fand, der heute den kühnen Namen EVORA Arena trägt. Was ich nicht weiß, ist, wie wir dahin gekommen sind. Viel­leicht sind wir mit meinem älteren Bruder gefahren, viel­leicht haben wir aber auch den Zug genommen. In jedem Fall gab es nie einen Zweifel, dass wir Schranke“ Grassat und RWU untreu werden mussten, um diese Partie zu sehen. Und wir wurden nicht ent­täuscht. Auch wenn ich mich nicht an alle Ein­zel­heiten erin­nern kann, so war es eines der packendsten Ama­teur­spiele, die ich je gesehen habe. Zweimal befanden wir uns schon auf dem Weg zum Aus­gang, in den letzten Sekunden der regu­lären Spiel­zeit und dann der Ver­län­ge­rung, als jeweils noch der Aus­gleich fiel. Nach 120 Minuten stand es 3:3 – und wir etwas bedröp­pelt in der Gegend herum, bis klar war, dass es kein Elf­me­ter­schießen geben würde, son­dern ein Wie­der­ho­lungs­spiel.

Das war dann eine erstaun­lich deut­liche Sache. Zange“, wer sonst, traf zum 1:0 und Waren­dorf, immerhin Absteiger aus der Ver­bands­liga, kas­sierte noch zwei wei­tere Tore gegen den Klub vom Dorf, der plötz­lich viert­klassig war – und in einer Liga mit dem Giganten und Lokal­ri­valen Rot-Weiß Unna spielen durfte. Leider been­dete Wosab einige Wochen später end­gültig seine aktive Kar­riere. Wir werden also nie wissen, ob Zange“ selbst gegen Schranke“ getroffen hätte.