Ronaldinho hat sich seine weltberühmten Hasenzähne richten lassen. Und sieht jetzt richtig langweilig aus. Ein offener Brief von einem enttäuschten Fan.
Lieber Ronaldinho,
Du hast es wirklich getan. Hast Dir Deine Zähne richten lassen. So, dass Du jetzt ganz normal aussiehst. Wie ein ganz normaler ehemaliger Weltfußballer. Warum hast Du Dir das angetan?
Ich habe gehört, Du seist frisch verknallt. Da macht man die merkwürdigsten Sachen. Ändert seinen Kleidungsstil, überdenkt den Freundeskreis oder zieht von einem Tag auf den anderen aus seiner Wohnung aus. Oder schaut in den Spiegel und findet seine Vorderzähne plötzlich hässlich.
Alle wollten so spielen wie Du
Zugegeben, wirklich schön fand auch ich Deine Mundpartie noch nie. Ich war sogar froh, dass mir die Natur dieses Merkmal an zentraler Gesichtsstelle erspart hatte. Aber ich fand es sehr gerecht, dass gerade Du mit diesen Hauern bedacht worden warst. Du warst der beste Fußballer Deiner Generation, einer der spektakulärsten Sportler der vergangenen zehn Jahre. Alle wollten so Fußball spielen wie Du, ausnahmslos alle. Selbst die grobschlächtigsten Abwehrkaltblüter vom Dorfplatz, die zwar stets davon sprachen, Dich bei passender Gelegenheit „über die Aschebahn zu treten“, wünschten sich im Stillen nichts sehnlicher, als morgens aufzuwachen und mit Deinem Ballgefühl gesegnet zu sein.
Du wurdest Weltmeister, Du wurdest beim FC Barcelona zur Ikone. Du machtest Millionen, die Welt lag Dir zu Füßen und wenn Du Lust darauf hattest, zogst Du mit Freunden durch die Clubs dieser Welt und schlepptest die heißesten Mädchen ab. Du hattest alles. Aber eben auch Deine Hasenzähne.
Diesen „Makel“ hast Du Dir nun aus dem Gesicht fräsen lassen. Deine obere Zahnreihe, längst zu einem Markenzeichen geworden, sieht jetzt ganz normal aus. Elfenbeinfarbene Zähne, hübsch nebeneinander aufgereiht wie Gartenzwerge in einer Schrebergartenparzelle. Das sieht gepflegt aus, attraktiv sogar. Und stinklangweilig.
Das ist doch eigentlich das Schöne am Fußball: Das ihr Helden auch einfach mal bescheuert aussehen könnt. Schauspieler und Musiker sind Kunstprodukte, die sich Nasen, Ohren und Hinterteile umoperieren lassen. Ihr Fußballer seid verhältnismäßig normal geblieben. Deswegen fühlen wir Normalsterbliche, die nie im Leben in den Genuss kommen werden, mit einem Tor 90.000 Menschen im Camp Nou von den Sitzen zu reißen, uns doch so nahe zu euch da unten auf dem Rasen: Weil ihr zwar viel mehr Kohle verdient, viel besser Fußball spielt, viel schönere Mädchen abbekommt – aber trotzdem so ausseht wie wir. Nichts, lieber Ronaldinho, ist langweiliger als die Perfektion. Maradona war der beste Fußballer seiner Zeit. Aber er war klein, dicklich und hatte ein Puddinggesicht. Franz Beckenbauer war der Kaiser – aber ihm fielen schon mit Mitte 20 die Haare aus. Lionel Messi ist der beste Kicker der Welt. Dafür sieht er aus wie eine Mischung aus einem Cockerspaniel und einem 12-jährigen Jungen.
Dank Deiner Zähne fühlten wir uns so nah
Du bist mit Fähigkeiten gesegnet, für die viele von uns sich die Vorderzähne ausschlagen lassen würden. Aber wenn Du Deine Tore mit einem breiten Grinsen und diesem albernen Surfergruß bejubeltest, sahen wir Dein Gebiss und fühlten uns ganz nah.
Immerhin hast Du mit dieser Entscheidung gewartet, bis Deine ganz große Zeit vorbei war. Du spielst immer noch Fußball, zum Teil sogar immer noch so magisch wie in den besten Jahren. Aber inzwischen in Brasilien und damit für uns Mitteleuropäer ganz weit weg. Einer Deiner Nachfolger ist Neymar, er spielt jetzt für Barcelona, wir werden ihn in den kommenden Jahren häufiger zu sehen bekommen. Neymars Markenzeichen der Hässlichkeit ist seine Schrottfrisur. Daran ist zwar nicht die Natur schuld, aber wenigstens können wir nun sagen: Er spielt toll Fußball, verdient sehr viel Geld und bekommt die heißesten Mädchen – aber seine Haare sehen bescheuert hat.
Lieber Ronaldinho, tu uns doch wenigstens den Gefallen und sorge dafür, dass sich Neymar niemals eine anständige Frisur zulegt. Danke.