Uli Hoeneß findet Özils Rücktritt aus sportlicher Sicht „prima“, viele Fans behaupten, auf dem Platz werde man Özil nicht vermissen. Dabei lässt die Statistik keine Zweifel an dessen fußballerischer Qualität zu.
Passspiel
Dass Özil ein guter Passspieler ist, ist wohl unbestritten. Seit der WM in Brasilien kamen in jeder Saison zwischen 86% und 88% seiner Pässe an. Er befindet sich damit ungefähr auf einem Niveau mit James Rodríguez, leicht unter dem von Andrés Iniesta und deutlich über dem Niveau von Kevin De Bruyne. Häufig wird kritisert, dass Özil vor allen Dingen quer und nach hinten spielt. Der Vorwurf ist nicht unbegründet. Wenn er im Ballbesitz ist, geht der Ball in 38,75% der Fälle wieder nach hinten. Bei Toni Kroos liegt der Wert bei 34%, Iniesta spielt etwa 36% seiner Pässe wieder in Richtung eigenes Tor. Doch die beiden Spieler sind wohl die besten Passspieler, die es auf der Welt gibt und spielen ein gutes Stück weiter hinten als Özil. Im offensiven Mittelfeld deutlich unumstrittenere Spieler wie David Silva (47%) und Ángel Di María (48%) passen fast jeden zweiten Ball wieder zurück. Bei der EM 2016 hatte Özil mit 66 überspielten Spielern pro 90 Minuten die beste Packingrate aller WM-Teilnehmer. Der Vorwurf, Özil würde vor allen Dingen quer spielen, ist falsch.
Kreierte Chancen
Kein offensiver Mittelfeldspieler auf der Welt kreierte in den vergangenen vier Jahren mit seinen Pässen mehr Chancen pro Spiel als Mesut Özil: 3,34. Schon beim ersten Betrachten wirkt diese Zahl sehr hoch, wenn man sie aber mit anderen Top-Spielern vergleicht, wird deutlich, wie wichtig Özil für die Offensive von Arsenal ist. Seit 2014 brachte Kevin De Bruyne 2,96 Mal pro Spiel einen Mitspieler durch einen Pass in eine gefährliche Position und ist damit der Einzige, der ansatzweise in die Nähe von Özils Werten kommt. Weder Di María (2,41), noch David Silva (2,54), oder James Rodríguez (2,39) schaffen es, Özils Werten nahe zu kommen. Iniesta und Kroos (2,19) schaffen das genauso wenig wie Lionel Messi (2,34). Dass Özil nicht noch mehr Torvorbereitungen hatte, liegt vor allen Dingen daran, dass die Abnehmer seiner Pässe nicht Ronaldo, Suárez oder Cavani hießen, sondern Giroud, Welbeck und Oxlade-Chamberlain.
Zweikämpfe und Laufwerte
Häufig wird Özil für seinen Einsatz kritisiert. Es heißt, er sei faul, würde sich kaum bewegen. In der Saison 2016/17 war Özil hinter Nacho Monreal und Granit Xhaka an Platz Drei der Arsenal-Spieler mit den meisten zurückgelegten Kilometern pro Spiel. Allerdings legte Özil diese Kilometer nicht im Vollsprint zurück: Neun Arsenal-Spieler sprinteten pro Spiel häufiger als Özil. Im offensiven Mittelfeld sind Vollsprints nicht so wichtig wie auf den Außen oder in der Verteidigung, doch der Wert erklärt, warum ihm mangelnder Einsatz vorgeworfen wird. Seine Zweikampfquote hingegen bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Özil gewann in den vergangen Jahren zwischen 58% und 46% seiner Zweikämpfe, auf seiner Position ein ordentlicher Wert.
Alle Statistiken zusammengenommen ist Özil ohne Zweifel einer der besten offensiven Mittelfeldspieler der vergangen Jahre. Vor allen Dingen in der Offensive gab es wohl keinen Spieler, der durch sein Passpiel seiner Mannschaft so geholfen hat wie Özil. Nicht schlecht für einen vermeintlichen Alibi-Fußballer.
Quellen: squawka.com, transfermarkt.de, Opta