Auch der FC Liverpool, einer der reichsten Klubs der Welt, leidet unter Corona – vor allem die Mitarbeiter am unteren Ende der Nahrungskette: Rund 60 von ihnen leben aktuell von Care-Paketen und Spenden.
Die „Reds“, die ihren Profis gut und gerne 300 Millionen Euro an Gehältern pro Jahr zahlen, hatten schon zu Beginn der Pandemie harsche Kritik geerntet, weil man als einer der ersten Premier-League-Klubs (neben Tottenham Hotspur, Norwich City, Newcastle United und AFC Bournemouth) Angestellte auf Kurzarbeit gesetzt hatte: 80 Prozent der Löhne übernahm der Staat, den kleinen Rest steuerte der Verein bei. Eine tolle Lösung, die aber mehr für mittelständische Handwerksbetriebe gedacht war als für steinreiche Premier-League-Klubs.
„Warum nutzt ein Verein, der weit mehr als 100 Millionen Pfund Gewinn macht, ein Regierungsprogramm für seine Mitarbeiter, wenn andere Unternehmen es mehr brauchen?“, schimpfte damals ein anonymer Mitarbeiter des FC Liverpool gegenüber dem Fernsehsender BBC. Die langjährige Klubikone Didi Hamann (2005 Champions-League-Sieger mit den „Reds“) twitterte wütend: „Das steht im Widerspruch zu den Werten des Klubs, wie ich sie verstehe.“
„When you walk through a shit storm …“, hieß es daraufhin – nicht nur von leidenschaftlichen Liverpool-Hassern. Selbst die eigenen Fans gingen empört auf die Barrikaden. In Liverpool, einer der ärmsten Großstädte Großbritanniens, wurde plötzlich über die verlorengegangene Moral diskutiert statt über die bevorstehende Meisterschaft. Die Vereinsführung ruderte kleinlaut zurück, räumte Fehler ein. Die üblichen Statements eben.
Die neue Kosteneinspar-Strategie belastet nun also vor allem die kleinsten und wehrlosesten unter den Klubmitarbeitern. Ein Betroffener bringt es sarkastisch auf den Punkt: Liverpool sei „ein Unternehmen, kein Klub“. Was, rein rechtlich, natürlich der Wahrheit entspricht. Andererseits führen die „Reds“ einen hehren Leitsatz im Schilde: „You’ll never walk alone“. „Das“, so merkt ein anderer Mitarbeiter an, habe doch eine Bedeutung: „Wir sind eine Familie. This is Anfield.“
Wobei der FC Liverpool seine Mitarbeiter offenbar gleich doppelt im Stich lässt, wie der anonyme Whistleblower am Beispiel des Klubmuseums vorrechnet: „Eigentlich müssten sie es offiziell schließen wegen der geringen Besucherzahlen, aber das wollen sie nicht, weil sie die Mitarbeiter dann (laut englischer Gesetzgebung; die Redaktion) abfinden müssten. Stattdessen lassen sie uns am ausgestreckten Arm verhungern.“ Das, so der Whistleblower, sei rein wirtschaftlich nun mal die beste Variante – aus Sicht der Vereinsführung, versteht sich.