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Seite 2: Wie die Fans in Liverpool reagieren

Die Reds“, die ihren Profis gut und gerne 300 Mil­lionen Euro an Gehäl­tern pro Jahr zahlen, hatten schon zu Beginn der Pan­demie har­sche Kritik geerntet, weil man als einer der ersten Pre­mier-League-Klubs (neben Tot­tenham Hot­spur, Nor­wich City, New­castle United und AFC Bour­ne­mouth) Ange­stellte auf Kurz­ar­beit gesetzt hatte: 80 Pro­zent der Löhne über­nahm der Staat, den kleinen Rest steu­erte der Verein bei. Eine tolle Lösung, die aber mehr für mit­tel­stän­di­sche Hand­werks­be­triebe gedacht war als für stein­reiche Pre­mier-League-Klubs.

Warum nutzt ein Verein, der weit mehr als 100 Mil­lionen Pfund Gewinn macht, ein Regie­rungs­pro­gramm für seine Mit­ar­beiter, wenn andere Unter­nehmen es mehr brau­chen?“, schimpfte damals ein anonymer Mit­ar­beiter des FC Liver­pool gegen­über dem Fern­seh­sender BBC. Die lang­jäh­rige Klubi­kone Didi Hamann (2005 Cham­pions-League-Sieger mit den Reds“) twit­terte wütend: Das steht im Wider­spruch zu den Werten des Klubs, wie ich sie ver­stehe.“

Klub oder Unter­nehmen?

When you walk through a shit storm …“, hieß es dar­aufhin – nicht nur von lei­den­schaft­li­chen Liver­pool-Has­sern. Selbst die eigenen Fans gingen empört auf die Bar­ri­kaden. In Liver­pool, einer der ärmsten Groß­städte Groß­bri­tan­niens, wurde plötz­lich über die ver­lo­ren­ge­gan­gene Moral dis­ku­tiert statt über die bevor­ste­hende Meis­ter­schaft. Die Ver­eins­füh­rung ruderte klein­laut zurück, räumte Fehler ein. Die übli­chen State­ments eben.

Die neue Kos­ten­ein­spar-Stra­tegie belastet nun also vor allem die kleinsten und wehr­lo­sesten unter den Klub­mit­ar­bei­tern. Ein Betrof­fener bringt es sar­kas­tisch auf den Punkt: Liver­pool sei ein Unter­nehmen, kein Klub“. Was, rein recht­lich, natür­lich der Wahr­heit ent­spricht. Ande­rer­seits führen die Reds“ einen hehren Leit­satz im Schilde: You’ll never walk alone“. Das“, so merkt ein anderer Mit­ar­beiter an, habe doch eine Bedeu­tung: Wir sind eine Familie. This is Anfield.“

Kleiner Trick spart nochmal Geld

Wobei der FC Liver­pool seine Mit­ar­beiter offenbar gleich dop­pelt im Stich lässt, wie der anonyme Whist­le­b­lower am Bei­spiel des Klub­mu­seums vor­rechnet: Eigent­lich müssten sie es offi­ziell schließen wegen der geringen Besu­cher­zahlen, aber das wollen sie nicht, weil sie die Mit­ar­beiter dann (laut eng­li­scher Gesetz­ge­bung; die Redak­tion) abfinden müssten. Statt­dessen lassen sie uns am aus­ge­streckten Arm ver­hun­gern.“ Das, so der Whist­le­b­lower, sei rein wirt­schaft­lich nun mal die beste Vari­ante – aus Sicht der Ver­eins­füh­rung, ver­steht sich.