Mit der Niederlage gegen Burnley hat sich die Misere des FC Arsenal in der Premier League noch einmal verschlimmert. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Dennoch fordern etwa die Ex-Arsenal-Spieler Jack Wilshere oder Freddie Ljungberg vehement Özils Rückkehr. Ljungberg sagte bei SkySports, dass er kaum bessere Spieler in der Welt kenne, wenn es um das Kreieren von Chancen gehe. Wenn Arteta öffentlich Özils Fehlen im Kader begründet, sagt er, dass die Wahl auf die Spieler fiele, die seiner Meinung nach „im besten Zustand“ seien. Doch man darf angesichts der anhaltend schwachen Resultate hinterfragen, ob aktuell wirklich das bestmögliche Arsenal-Team auf dem Platz steht. Man blicke nur auf das Nordlondon-Derby vom vorletzten Wochenende: Gegen Tottenham hatte Arsenal deutlich mehr Ballbesitz (69 Prozent) und sogar mehr Torschüsse, aber Mourinhos taktisch perfekt eingestellte Truppe nutze die wenigen Möglichkeiten, die sie hatte. Endstand: 2:0 für Tottenham.
Als ehemaliger Co-Trainer von Pep Guardiola gilt Arteta als Fan von Kontrolle und Ballbesitz. Doch sein Team schlägt aus den Ballbesitzvorteilen kein Kapital, die Qualität der herausgespielten Tormöglichkeiten ist nicht hoch genug und die Kaltschnäuzigkeit vorm Tor fehlt. Für das Nordlondon-Derby gegen Tottenham lässt sich das wunderbar in Zahlen ausdrücken: Arsenal hatte elf Torschüsse, davon gingen aber nur zwei aufs Tor. Von den sechs Tottenham-Torschüssen gingen drei aufs Tor – und zwei sogar rein. Doch gegen Arteta sprechen nicht nur die schlechte Verwertung oder die niedrige Qualität der Torchancen (gegen Tottenham wies Arsenal einen Expected-Goals-Wert von 0,56 auf). Es scheint, als habe er nicht die Spieler, die er bräuchte, um sein dogmatisches System umzusetzen.
Arteta wirkt arg bemüht, den Glanz der Wenger-Jahre wieder aufleben zu lassen. Man spürt, dass er die Prinzipien des Elsässers verinnerlicht hat, unter dem er selbst fünf Jahre lang spielte: Ähnlich wie Wenger verlangt Arteta von den Spielern äußerste Professionalität, setzt auf Tugendhaftigkeit, auf Integrität und Siegeswille. Wer sich diesen Vorgaben widersetzt, der kann schnell auf der Bank, wenn nicht sogar bei einem anderen Klub landen. So geschehen beim jetzigen Hertha-Leihspieler Mattéo Guendouzi, den Arteta im Sommer vom Training verbannte, da er vermehrt negativ auffiel, unter anderem als er nach einer Niederlage gegen Brighton bei Gegenspielern mit seinem Gehalt geprahlt haben soll.
Gleichwohl wird Artetas Autorität öffentlich in Frage gestellt: Dass Pierre-Emerick Aubameyang seinen Trainer in einem Fernsehinterview beim Vornamen nannte, legte ihm United-Legende und TV-Experte Roy Keane als Respektlosigkeit aus. Fakt ist, dass sich mit den Rotsündern Pépé und Xhaka inzwischen schon zwei Leistungsträger Disziplinlosigkeiten auf dem Platz geleistet haben, die der Trainer so nicht stehen lassen kann. Arteta wird sein Profil auch innerhalb der Kabine schärfen müssen. Seine Macht zeigt Arteta aktuell eher in der Nicht-Berücksichtigung von Spielern, die unter ihm noch gar nicht so recht eine Chance bekamen. Die Frage ist daher, ob Arteta Spielern wie Sokratis und Özil, die Erfahrung und mitunter große Verdienste mitbringen, nicht Unrecht tut. Spieler wie Xhaka, Lacazette und Willian erhalten hingegen vom Trainer ständig das Vertrauen, obgleich ihre Leistungen dauerhaft hinter den Erwartungen bleiben.
Auch Pierre-Emerick Aubameyang zählt in dieser Saison bislang zu den Enttäuschungen. In der Saison 2018/19 wurde er noch Torschützenkönig und hat mit 56 Toren in 97 Ligaspielen eine gute Torquote für die Gunners vorzuweisen. Doch auch für ihn läuft diese Saison eher holprig. Dass er erst zwei Tore markiert hat, verkommt für den Gabuner angesichts einer anderen Bilanz fast zur Nebensache: Mit seinem Eigentor im Burnley-Spiel traf Aubameyang in dieser Saison bei Heimspielen häufiger gegen, als für Arsenal. Es war das erste Eigentor in seiner Laufbahn.