Wie richtig die Forderungen von „Unser Fußball“ sind, zeigt sich zum Ende dieser Saison. Es ist wieder Murmeltiertag, denn die Tabelle unterscheidet sich kaum von der im letzten Jahr.
Der SV Werder Bremen erfährt dieser Tage nicht viel lobende Erwähung. Die Mannschaft von Florian Kohfeldt hängt seit Wochen auf einem Abstiegsplatz fest, und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sich daran am letzten Spieltag dieser Bundesligasaison nicht mehr viel ändert. Dann würde Werder Bremen zum ersten Mal seit fast vier Jahrzehnten absteigen, abgestürzt vom achten Tabellenplatz in der vergangenen Saison.
Die damit verbundene Tragik ist aber auch schon die einzige sensationelle Veränderung im Vergleich zum Vorjahr. Immerhin, könnte man sagen, wenn das in Bremen auch niemand gerne hören mag. Vergleicht man die Abschlusstabelle des letzten Spieljahres mit der aktuellen, könnte man ansonsten nämlich glauben, in einem fußballerischen Murmeltiertag gefangen zu sein. Das gilt nicht nur an der Tabellenspitze, wo Bayern den achten Titel in Folge einfahren konnte, Dortmund ist auch wieder Zweiter und Leipzig Dritter. Das Drama an der Spitze besteht bestenfalls darin, dass Gladbach und Leverkusen die Plätze getauscht haben und damit den Zutritt zur Champions bzw. Europa League. Wow! Wolfsburg wird wieder Sechster oder auch nur Siebter, vor oder hinter Hoffenheim. Im Vorjahr war es Frankfurt. Unglaublich!
Unten in der Tabelle sieht es nicht anders aus. Den Part des aussichtslosen Aufsteigers mit der Roten Laterne hat Paderborn von Nürnberg übernommen, den des überraschend stolpernden Großklub Werder vom VfB Stuttgart. Der tapfere Außenseiter, der sich überraschend rettet, war im Vorjahr Düsseldorf und heißt nun Union Berlin. Augsburg war 15. und wird es vermutlich wieder, Hertha war Elfter und wird jetzt vermutlich Zehnter. Schalke war in der Vorsaison sogar noch drei Plätze schlechter als derzeit, aber da ist noch Luft nach unten. Nur Freiburg machte einen Sprung um fünf Plätze nach oben, neben Werders Absturz die einzige bemerkenswerte Abweichung.
Dass es in der Bundesliga ein Problem mit dem Wettbewerb gibt, ist in den letzten Wochen häufig thematisiert worden. Doch zumeist reduzierte sich die Diskussion darauf, dass die Bayern Titel um Titel einfahren. Doch das Problem geht viel weiter. Die Bundesliga teilt sich inzwischen in eine Reihe von weitgehend undurchlässigen Kleinwettbewerben auf. Vorneweg bildet der FC Bayern seine eigene Gruppe, gefolgt von vier Kandidaten für die Champions League, dem gehobenen Mittelstand mit europäischen Ambitionen, der Gruppe Jenseits-von-Gut-und-Böse, dem gefährdeten Mittelstand und schließlich dem Prekariat im Abstiegskampf.
Interessant daran ist, dass es inzwischen unheimlich schwierig ist, aus seiner Kohorte in die nächsthöhere zu kommen. Das hat auch damit zu tun, dass es beachtliche Unterschiede bei den Erlösen aus den Fernsehgeldern für die Bundesliga gibt. Zwischen Frankfurt und Freiburg liegen genauso zehn Millionen Euro Unterschied wie zwischen Augsburg und Düsseldorf, und mit diesem Geld ist schon eine Menge möglich. Auch ein Grund für das viel beklagte „Rattenrennen“ in der Bundesliga ist, dass Vereine immer wieder ins Risiko gehen, um sich in höhere Fernseheinnahmen zu sichern.
Die Initiative „Unser Fußball“, die unter der Woche mit großem Wumms und der Unterstützung von über tausend Fangruppen aus allen Lagern die Szene betreten hat, hat als erste Forderung die Überarbeitung der Fernsehgeldverteilung genannt. Das ist richtig, aber es sollte dabei nicht nur um eine Umverteilung von oben nach unten gehen, auch jenseits der Spitzenklubs sind die Unterschied so groß, dass wir letztlich beim Immergleichen landen.