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Seite 2: „Irgendwann hat das Ganze einfach keinen Spaß mehr gemacht“

Als ehe­ma­liger Spieler vom FC Bayern Mün­chen wurden Sie nach Ihrem Wechsel von den Fans in Dort­mund alles andere als freudig emp­fangen…
(Lacht) Bei meiner Ankunft in der BVB-Geschäfts­stelle standen da 200 Leute und demons­trierten gegen meine Ver­pflich­tung. Sie wollten lieber Publi­kums­lieb­ling Marcel Radu­canu behalten, den der Verein nach Zürich abge­schoben hatte. Den Dort­munder Fans stank es, einen Rum­me­nigge vom FC Bayern bei sich im Verein auf­zu­nehmen. Viele dachten, dass wir Rum­me­nigge-Brüder in Mün­chen auf­ge­wachsen sind, obwohl wir doch aus dem nahe­ge­le­genen Lipp­stadt stammen.

Da kamen sicher Zweifel auf, ob der Wechsel zum BVB eine gute Ent­schei­dung war…
Nicht wirk­lich. Ich sagte mir, dann ziehe ich das jetzt durch. Der dama­lige BVB-Prä­si­dent Gerd Nie­baum meinte: Junge, Fuß­ball spielen kannst du ja. Jetzt zeige den Leuten, dass du auch rennen und grät­schen kannst. Und so habe ich meine Spiel­weise etwas umge­stellt und bin von den BVB-Fans akzep­tiert worden – spä­tes­tens nach dem Pokal­sieg 1989.

Sie mussten sich auch sonst umstellen. Ver­gli­chen mit dem Bayern-Trai­nings­ge­lände an der Säbener Straße waren die Ver­hält­nisse in Dort­mund damals bescheiden.
(Lacht) Es war sehr ursprüng­lich. Der BVB hatte Ende der 80er Jahre noch kein eigenes Trai­nings­ge­lände. Also mussten wir im Sta­dion Rote Erde trai­nieren. Und wenn es mal länger geregnet hat und der Platz dort gesperrt war, sind wir mit dem Bus quer durch die Stadt gefahren und haben den Platz eines anderen Dort­munder Ver­eins genutzt. Die eine oder andere Ein­heit fand auch auf einer Wiese im Freibad statt – dort, wo die Nackten lagen. Später hat man mir erzählt, dass das erste BVB-eigene Trai­nings­ge­lände Am Rabenloh“, das heute Sitz der BVB-Fuss­ball­schule ist, von der Ablö­se­summe bei meinem Wechsel nach Japan bezahlt worden ist.

Seit ihrem Kar­rie­re­ende sind Sie auf ver­schie­densten Gebieten im Fuß­ball tätig – unter anderem als Inhaber einer Spie­ler­be­rater-Agentur.
Fünf Jahre lang haben wir Jérôme Boateng betreut. Das war nicht immer ein­fach. Viele Fuß­ball­stars leben nicht mehr in der nor­malen Welt, son­dern in einer Art Blase. Zu unseren Kunden zählten vor allem junge Spieler. Viele litten an Selbst­über­schät­zung. Es war wahn­sinnig schwer, wenn man einem von denen erklären musste, dass es nicht für die Bun­des­liga reicht. Vor allem die Eltern konnten das häufig nicht akzep­tieren. Irgend­wann hat das Ganze ein­fach keinen Spaß mehr gemacht. Wir haben uns von allen Spie­lern getrennt – mal schauen, ob wir später mal wieder ein­steigen.

Für Unruhe beim FC Bayern sorgen der­zeit nur die Ver­trags­ver­hand­lungen mit David Alaba. Hoeneß hat Alabas Berater Pini Zahavi als geld­gie­rigen Piranha“ bezeichnet. Inzwi­schen hat der Verein sein Angebot zurück­ge­zogen. Der rich­tige Schritt?
Ich kenne den Herren nicht. Ich glaube aber, dass im Fall Alaba noch nicht das letzte Wort gespro­chen ist. Wo will David Alaba denn hin? Wer kann sich ihn in der der­zei­tigen Situa­tion leisten und seine Gehalts­vor­stel­lungen erfüllen?