Michael Rummenigge spielte für den FC Bayern und den BVB. Der Pokalsieger von 1989 über das Spitzenspiel, seinen alten Kumpel Hansi Flick und den Vertragspoker von David Alaba.
Als ehemaliger Spieler vom FC Bayern München wurden Sie nach Ihrem Wechsel von den Fans in Dortmund alles andere als freudig empfangen…
(Lacht) Bei meiner Ankunft in der BVB-Geschäftsstelle standen da 200 Leute und demonstrierten gegen meine Verpflichtung. Sie wollten lieber Publikumsliebling Marcel Raducanu behalten, den der Verein nach Zürich abgeschoben hatte. Den Dortmunder Fans stank es, einen Rummenigge vom FC Bayern bei sich im Verein aufzunehmen. Viele dachten, dass wir Rummenigge-Brüder in München aufgewachsen sind, obwohl wir doch aus dem nahegelegenen Lippstadt stammen.
Da kamen sicher Zweifel auf, ob der Wechsel zum BVB eine gute Entscheidung war…
Nicht wirklich. Ich sagte mir, dann ziehe ich das jetzt durch. Der damalige BVB-Präsident Gerd Niebaum meinte: Junge, Fußball spielen kannst du ja. Jetzt zeige den Leuten, dass du auch rennen und grätschen kannst. Und so habe ich meine Spielweise etwas umgestellt und bin von den BVB-Fans akzeptiert worden – spätestens nach dem Pokalsieg 1989.
Sie mussten sich auch sonst umstellen. Verglichen mit dem Bayern-Trainingsgelände an der Säbener Straße waren die Verhältnisse in Dortmund damals bescheiden.
(Lacht) Es war sehr ursprünglich. Der BVB hatte Ende der 80er Jahre noch kein eigenes Trainingsgelände. Also mussten wir im Stadion Rote Erde trainieren. Und wenn es mal länger geregnet hat und der Platz dort gesperrt war, sind wir mit dem Bus quer durch die Stadt gefahren und haben den Platz eines anderen Dortmunder Vereins genutzt. Die eine oder andere Einheit fand auch auf einer Wiese im Freibad statt – dort, wo die Nackten lagen. Später hat man mir erzählt, dass das erste BVB-eigene Trainingsgelände „Am Rabenloh“, das heute Sitz der BVB-Fussballschule ist, von der Ablösesumme bei meinem Wechsel nach Japan bezahlt worden ist.
Seit ihrem Karriereende sind Sie auf verschiedensten Gebieten im Fußball tätig – unter anderem als Inhaber einer Spielerberater-Agentur.
Fünf Jahre lang haben wir Jérôme Boateng betreut. Das war nicht immer einfach. Viele Fußballstars leben nicht mehr in der normalen Welt, sondern in einer Art Blase. Zu unseren Kunden zählten vor allem junge Spieler. Viele litten an Selbstüberschätzung. Es war wahnsinnig schwer, wenn man einem von denen erklären musste, dass es nicht für die Bundesliga reicht. Vor allem die Eltern konnten das häufig nicht akzeptieren. Irgendwann hat das Ganze einfach keinen Spaß mehr gemacht. Wir haben uns von allen Spielern getrennt – mal schauen, ob wir später mal wieder einsteigen.
Für Unruhe beim FC Bayern sorgen derzeit nur die Vertragsverhandlungen mit David Alaba. Hoeneß hat Alabas Berater Pini Zahavi als „geldgierigen Piranha“ bezeichnet. Inzwischen hat der Verein sein Angebot zurückgezogen. Der richtige Schritt?
Ich kenne den Herren nicht. Ich glaube aber, dass im Fall Alaba noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Wo will David Alaba denn hin? Wer kann sich ihn in der derzeitigen Situation leisten und seine Gehaltsvorstellungen erfüllen?