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Michael Rum­me­nigge, Dort­mund gegen Bayern, Tabel­len­zweiter gegen Spit­zen­reiter – eigent­lich die per­fekte Vor­aus­set­zung für Gän­se­hautat­mo­sphäre vor dem deut­schen Spit­zen­spiel. Wäre da nicht Corona. Ist den­noch in Dort­mund eine gewisse Vor­freude auf das Spiel zu spüren?
Das geht momentan eher unter. Selbst in einer Stadt wie Dort­mund, wo der Fuß­ball eine unglaub­lich wich­tige Rolle spielt, haben sich die Prio­ri­täten ver­schoben. Mit Wehmut erin­nere ich mich in diesen Tagen an das Spiel im Herbst 2018, das der BVB 3:2 gewonnen hat. Da ging es hin und her. Da kamen so viel Energie und Emo­tionen – auch von den Rängen. Das wird diesmal fehlen, lässt sich aber nicht ändern.

Beide Teams sind punkt­gleich, aber der FC Bayern wirkt sta­biler.
Bayern hat von den letzten 48 Spielen 45 gewonnen. Das ist eine unglaub­liche Kon­ti­nuität. Dieser Lauf ist um so bemer­kens­werter, wenn man bedenkt, dass keine Zuschauer im Sta­dion sind und die Spieler pushen. Und die Bayern spielen dabei auch noch schönen Fuß­ball. Der BVB hat gegen Augs­burg und Rom geschwä­chelt. Wenn es nicht läuft, dann muss man halt auch mal auf Unent­schieden spielen. Das muss die Mann­schaft noch lernen. Ich hoffe, dass es wieder ein Spiel auf Augen­höhe wird, so wie beim 1:0‑Sieg der Bayern im Früh­jahr. Und ich würde es gut finden, wenn diesmal der BVB der Sieger wäre. Langsam kommt ja in der Bun­des­liga Lan­ge­weile auf.

Hansi Flick wird als Bayern-Trainer schon nach einem Jahr Amts­zeit ver­ehrt, Lucien Favre hat es dagegen immer noch nicht geschafft, die BVB-Fans von sich zu über­zeugen.
Favre ist nicht der Trainer für die Massen und für die Medien – ganz anders als Jürgen Klopp, mit dem er hier in Dort­mund immer wieder ver­gli­chen wird. Unab­hängig von seinen fach­li­chen Qua­li­täten ist Lucien Favre intro­ver­tiert und scheu. Dazu kommt noch, dass er mit der deut­schen Sprache kämpft. Aber das wusste man alles, als man ihn enga­gierte.

Hansi Flick, Ihr ehe­ma­liger Team­kol­lege beim FC Bayern, ist auch kein Laut­spre­cher…
Hansi, Lothar (Mat­thäus, die Redak­tion) und ich zählten damals zu den Jungen im Team und bil­deten eine Clique. Hansi war ein netter Kerl, ein ganz ruhiger Typ, der seine Auf­gabe erfüllt hat. Wie er es jetzt als Trainer macht, seine Men­schen­füh­rung, wie er die Spieler abholt und im Trai­ner­team für ein wun­der­bares Ver­hältnis sorgt, all das ist ein­fach sen­sa­tio­nell. Er erin­nert mich an Ottmar Hitz­feld. Ein ent­schei­dender Faktor für die der­zei­tige Bayern-Stärke ist Flicks Umgang mit Thomas Müller und wie er ihn spielen lässt. Thomas Müller ist wahn­sinnig wichtig für die Mann­schaft, nicht nur wegen seiner Spiel­weise, son­dern auch wegen seiner Men­ta­lität und seiner Prä­senz, die er auf dem Platz zeigt. Wie ein Lahm oder Schwein­steiger trägt er das Bayern-Gen in sich.

Was steckt hinter diesem viel­be­schwo­renen Bayern-Gen?
Beim FC Bayern wird dir ein­ge­bläut: Wir wollen alles gewinnen, jedes Spiel, jeden Titel. Ich habe das selbst zu spüren bekommen. Manchmal war es schwerer, beim Trai­nings­spiel in die erste Elf zu kommen, als dann am Samstag in der Bun­des­liga zu gewinnen. Nach meinem Wechsel zum BVB konnte ich es nicht fassen, als wir zu einem Aus­wärts­spiel fuhren und ein Unent­schieden als Ziele aus­ge­geben wurde. Ich kannte das von Bayern nicht anders, als dass man immer gewinnen will. Diese Men­ta­lität wird im gesamten Verein gelebt und geför­dert. Jeder Ange­stellte bekommt für einen Titel ein Monats­ge­halt oben drauf, für zwei Titel gibt es zwei, für drei drei zusätz­liche Monats­ge­hälter.