Die Gesundheit ist auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland das höchste Gut. Für die Stars der 32 Teilnehmer am Endturnier vom 9. Juni bis zum 9. Juli sind daher aus medizinischer Sicht von Seiten des Weltverbandes FIFA und des Organisationskomitees alle Vorbereitungen bis ins kleinste Detail getroffen worden.
Die FIFA bat zum Wochenende deshalb im Hilton Hotel in Düsseldorf zu einem Kongress, auf dem alle relevanten medizinischen Fragen in einem, mit der WM direkt befassten Expertenkreis behandelt wurden. Ein Kernthema: der plötzliche Herztod im Spitzensport. Aus gutem Grund, denn der Fußball-Welt sind die jüngeren tragischen Todesfälle der Profis Marc-Vivien Foe (Kamerun/Confed-Cup 2003), Miklos Feher (Benfica Lissabon/2004) oder Hugo Cunha (Uniao Leiria/2005) noch in schmerzhafter Erinnerung. ‚Ich habe einen Untersuchungsbogen entworfen. Er ist für die Profis der teilnehmenden 32 Mannschaften verpflichtende Grundlage bei der medizinischen Vorsorge-Untersuchung´, erklärte Prof. Dr. Wilfried Kindermann, von 1990 bis 2000 Internist der deutschen Nationalmannschaft und bei der WM so genannter Chief Medical Officer des Organisationskomitees. Einen solchen Standard-Bogen gibt es laut Kindermann erstmals bei einer Fußball-WM. Das bedeutet: Liegt dieser Bogen nicht vor, wird der betroffene Sportler auch nicht für die WM zugelassen. Diesen Bogen wird der Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken im Rahmen eines FIFA-Workshops am Sonntag den Mannschaftsärzten der 32 Teilnehmer vorstellen.
Bestandteile der Vorsorge-Untersuchung sind allgemeinmedizinische, orthopädische und eben kardiologische Aspekte. ‚Im Workshop werden wir unter anderem auch Ultraschalluntersuchungen am Herzen behandeln. Es werden Fallbeispiele zu Herzkrankheiten besprochen – und diagnostische Fallgruben: Also, handelt es sich um ein gesundes Sportlerherz oder ein krankhaft vergrößertes´, erklärte Kindermann. Dazu werden so genannte Erste-Hilfe-Defibrillatoren vorgestellt, die im internationalen Fußball mittlerweile zur Standard-Ausrüstung der Mannschaftärzte gehören. Neben dem tragenden Thema ‚Herztod im Spitzensport´ standen während Kongress und Workshop unter anderem noch Fragen zur Leistungsdiagnostik (z.B. Laktatdiagnostik), Sportverletzungen und auch das Thema Doping auf der Agenda. ‚Nur in Einzelfällen kann man im Fußball manipulieren. Deshalb reichen die Stichprobentests mit zwei Akteuren nach dem Spiel aus´, sagte Kindermann zu den gängigen Praktiken. Dem pflichtete Kindermanns Nachfolger bei der Nationalelf, Prof. Dr. Tim Meyer, bei. Wie Kindermann schließt Meyer Doping im Profifußball aber nicht aus. ‚Allgemein könnte Doping bei der WM eine Rolle spielen. Denn es geht um sehr viel Geld. Für unsere Leute würde ich aber die Hand ins Feuer legen.´
Kindermann ist als Chief Medical Officer beim Weltturnier im übrigen für die gesamte medizinische Koordination zuständig. Für jeden Spielort gibt es einen so genannten Medical Officer, einen von Kindermann ausgesuchten erfahrenen Mediziner. Im Fall von Kaiserslautern ist das Prof. Dr. Heinrich Heß, Arzt der deutschen Weltmeisterelf von 1974. ‚Für jeden der zwölf Spielorte sind zudem eine bis zwei Kliniken in der Region festgelegt, die einen 24-Stunden-Dienst bei der WM haben´, sagte Kindermann. Hier können sich außer Mitgliedern der WM-Teilnehmer auch Delegierte behandeln lassen. Für den Rest der für die WM akkreditierten Personen (Medienvertreter, Techniker, Volunteers) ist im Übrigen das Rote Kreuz zuständig. sid