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Seite 2: „Wir nahmen Schalke als Gegner zunächst gar nicht ernst"

Die Erfolge des BVB jener Jahre werden oft an der legen­dären Sturm­reihe mit Ihnen, Lothar Emme­rich und Stan Libuda fest­ge­macht. Zurecht?
Die ganze Mann­schaft war für dama­lige Zeiten außer­or­dent­lich hoch­klassig besetzt. Wir im Sturm haben uns zumin­dest gut ergänzt. Ich war lauf­stark, ein guter Dribbler und Vor­be­reiter. Emme­rich war der Pro­totyp des Voll­stre­ckers. Und was Stan Libuda mit dem Ball ange­stellt hat, wie er gleich rei­hen­weise Ver­tei­diger ver­nascht hat, war schier unglaub­lich. Viel­leicht hat ihm mit­unter ein wenig die Ziel­stre­big­keit gefehlt.

Wie leicht fiel Ihnen der Start in Dort­mund?
Wir waren sehr schnell erfolg­reich, da geht vieles ein­fa­cher. Die Kame­rad­schaft frü­herer Jahre wird aber oft auch ver­klärt. Wir saßen abends nicht alle gemeinsam in der Kneipe und haben Volks­lieder gesungen. Ein Groß­teil der Spieler war schon ver­hei­ratet, musste sich um die Familie küm­mern und hatte abends gar keine Zeit für gemein­same Unter­neh­mungen. So haben auto­ma­tisch die Jung­ge­sellen viel mit­ein­ander gemacht, ich, Rudi Assauer und andere.

Die WAZ“ erwähnte anläss­lich Ihres 65. Geburts­tags, dass Sie als Jung­profi häufig eine Gast­stätte an der Wei­ßen­burger Straße auf­ge­sucht und dort am Tisch­ki­cker bril­liert hätten.
Das ergab sich zwangs­läufig. Ich hatte in der Nähe ein Zimmer bezogen, die Kneipe war direkt nebenan. Also bin ich oft abends hin­über­ge­gangen, um etwas zu essen. Ein Kicker stand da auch.

Der Gewinn des Euro­pa­po­kals der Pokal­sieger 1966 war eine Sen­sa­tion. Im End­spiel war der FC Liver­pool haus­hoher Favorit, Bill Shankly tönte, es komme nur auf die Höhe des Sieges an. Hin­terher schrieb die bri­ti­sche Presse ehr­fürchtig von den ter­rible twins“, Emme­rich und Held.
Dass wir da gerade einen his­to­ri­schen Tri­umph errungen hatten, war uns nicht sofort nach dem Abpfiff klar. Was viel­leicht auch an den Umständen lag. Der Hampden Park, damals eines der größten Sta­dien der Welt, war nicht aus­ver­kauft. Und nach dem Spiel gab es kein fei­er­li­ches Ban­kett, wie es heute sicher orga­ni­siert würde. Ganz im Gegen­teil: Wir wohnten zwei Auto­stunden von Glasgow ent­fernt in einem Hotel an der Küste. Als wir nach dem Spiel zurück ins Hotel kamen, war das Per­sonal schon weg. Und wir mussten erst einmal zusehen, dass wir noch etwas zu essen und trinken bekamen.

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Tri­umph in Glasgow: Borussia Dort­mund als erste deut­sche Mann­schaft mit einem Euro­pa­pokal.
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Spä­tes­tens bei der Rück­kehr nach Dort­mund muss Ihnen aber klar­ge­worden sein, was Sie da erreicht haben.
Das war unüber­sehbar. Wir lan­deten mit dem Flug­zeug in Köln und wurden schon auf der Roll­bahn von Fans emp­fangen. Oben an der B 54 wurden wir dann in offene Wagen gesetzt und vorbei an vielen tau­senden Anhän­gern in die Innen­stadt gefahren. Eine Vier­tel­mil­lion Fans war auf den Beinen. Die Wagen mussten immer wieder anhalten. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir für den Weg gebraucht haben.

In den späten sech­ziger Jahren begann der Dort­munder Nie­der­gang, der 1972 in der Regio­nal­liga endete.
Es heißt immer: Im Erfolg werden die größten Fehler gemacht. In Dort­mund herrschte der Irr­glaube, der Ver­eine könne mit Talenten aus der Region weiter in der deut­schen Spitze mit­mi­schen. Ich war als Unter­franke der ein­zige Aus­länder, ansonsten kamen Konietzka, Schütz, Emme­rich und die anderen alle aus der Gegend. Dass die Zeiten sich geän­dert hatten, dass andere Klubs längst bun­des­weit nach Nach­wuchs suchten, wurde bei der Borussia viel zu spät bemerkt.

Wie haben Sie die Riva­lität zum FC Schalke erlebt?
Ich bin nach Dort­mund gekommen, als der Abstand zu Schalke rie­sen­groß war. Die haben jedes Jahr, Hin- und Rück­spiel zusam­men­ge­nommen, oft zehn Stück bekommen und wurden als Gegner zunächst gar nicht ernst genommen. Das hat sich erst später geän­dert, da hat die Borussia auch mal ein Heim­spiel ver­loren.

Ver­stehen Sie die Auf­re­gung um Chris­toph Met­zelder, der lange in Dort­mund gespielt hat und nun beim FC Schalke?
Met­zelder wollte schließ­lich nach dem Gast­spiel bei Real Madrid nicht mit dem Fuß­ball auf­hören. Und Schalke hat ihm ein Angebot gemacht. Mal davon abge­sehen: Er hat sich ja nicht ver­bes­sert.