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Seite 2: „Viele Grüße an die Taskforce Zukunft Profifußball der DFL!“

Sie haben ein gutes Gespür dafür, wie die Grund­stim­mung in den deut­schen Fan­kurven ist. Muss sich der Fuß­ball Sorgen machen, dass sich bald nie­mand mehr für ihn inter­es­siert?
Die grund­sätz­liche Zunei­gung ist noch immer unge­bro­chen. Das erlebe ich vor allem bei meinen Büh­nen­auf­tritten, wenn mir hin­terher der Vor­sit­zende eines Dorf­ver­eins aus der Nähe von Tübingen mit leuch­tenden Augen davon erzählt, wie er seit 50 Jahren ins Sta­dion geht oder der Kai­sers­lau­tern-Fan sein Leid klagt. Davon lebt dieser Sport. Das hoffe ich im Buch wie­der­geben zu können: Dass der Fuß­ball nur dann einen echten Wert besitzt, wenn die Men­schen noch Empa­thie für ihn emp­finden. Inso­fern ist es dop­pelt bitter, dass die Fort­set­zung des Spiel­be­triebs in Corona-Zeiten den Zuschauern sug­ge­riert: Schaut her, zur Not geht es auch ohne euch.

In Eng­land wird seit 2010 der Non-League-Day“ zele­briert, in Deutsch­land orga­ni­siert 11FREUNDE in diesem Jahr zum bereits vierten Mal den Tag der Ama­teure“. Findet sich der echte“ Fuß­ball viel­leicht nur noch in den unteren Ligen?
Ich glaube, dass das eine nicht ohne das andere aus­kommt. Wir brau­chen sport­lich hoch­klas­sige und aus­ge­gli­chene Pro­fi­ligen genauso, wie wir einen soliden Unterbau benö­tigen. Ich schaue mir sehr gerne Spiele der Pre­mier League an – gehe aber auch gerne zur Kreis­liga. An der Begeis­te­rung für unser Kacktor des Monats“ bei Zeig­lers wun­der­bare Welt des Fuß­balls“ sehe ich regel­mäßig, wie groß die Lei­den­schaft an der Basis ist. Das ist ein großer Schatz, der hof­fent­lich für immer bewahrt werden kann.

Traum­fuß­ball“ ist ein Buch über den Fuß­ball von ges­tern. Schreibt der von heute keine guten Geschichten mehr?
Als die Bayern in der Cham­pions League mit 8:2 gegen Bar­ce­lona gewannen, dachte ich: Wenn dieses Spiel in den Sieb­zi­gern statt­ge­funden hätte, würden wir noch heute dar­über spre­chen. Aber werden sich die Men­schen auch im Jahr 2070 von dieser Partie erzählen? Ich bezweifle das ernst­haft. Viel­leicht liegt das auch daran, dass uns in der rasanten Ent­wick­lung der ver­gan­genen Jahre die Iden­ti­fi­ka­tion mit den deut­schen Teams im Euro­pa­pokal abhan­den­ge­kommen ist. Ich bin bei der Arbeit zu diesem Buch auf eine Aus­sage von Frank Mill gestoßen, der am 3. November 1987 mit Borussia Dort­mund in Jugo­sla­wien war, um sich auf das Spiel gegen FK Velež Mostar vor­zu­be­reiten. An diesem Abend sorgte Werder Bremen mit einem 6:2‑Sieg gegen Spartak Moskau für das erste Wunder von der Weser“. Weil Mill keinen Fern­seher und kein Radio zur Ver­fü­gung hatte, rief er alle paar Minuten bei seiner Frau in Deutsch­land an, um sich nach dem Ergebnis zu erkun­digen. Ein ganz nor­males UEFA-Cup-Spiel, und eine bun­des­weite Anteil­nahme, die wir heute nicht mehr kennen.

Und wie schaffen wir es nun, dass der Fuß­ball seine Fans nicht end­gültig ver­grault?
Da hilft am Ende viel­leicht wieder nur der große Sepp Her­berger. Der wusste, wie man große Themen auf den Punkt bringt. Die Leute gehen ins Sta­dion“, hat Her­berger gesagt, weil sie nicht wissen, wie es aus­geht.“ Viele Grüße an dieser Stelle an die Taskforce Zukunft Pro­fi­fuß­ball“ der DFL!