Die deutsche Nationalmannschaft zeigt nach durchwachsenen Spielen eine überzeugende Leistung und gewinnt 5:2 gegen Europameister Italien. Doch wie viel ist das wert?
Als die Sonne verschwand, die anfangs noch die oberen Sitzreihen beschienen hatte, färbte sich der Himmel langsam von Blau zu Rosa. Ein mildes Licht lag über dem Borussia-Park in Mönchengladbach an diesem lauen Frühsommerabend. Es passte perfekt zur Stimmung dieses Abends. Nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zuletzt viermal hintereinander nur 1:1 gespielt hat, wurde am Dienstagabend alles wieder in ein mildes Licht getaucht – durch einen berauschenden 5:2 (2:0)-Erfolg gegen Europameister Italien.
Streng genommen war es sogar der erste Pflichtspielsieg der Deutschen überhaupt gegen die Italiener. Der Erfolg im EM-Viertelfinale 2016 wird offiziell als Unentschieden gewertet, weil er erst im Elfmeterschießen zustande kam. Trotzdem war er ungleich wichtiger als dieses 5:2, auch wenn die Welt für die Nationalmannschaft nach einigen Zweifeln in den vergangenen Tagen nun wieder rosarot aussieht.
Bundestrainer Hansi Flick hatte seine Startelf nach dem 1:1 gegen Ungarn nicht nur auf fünf Positionen verändert, sondern sein Team vor allem mit einer anderen Haltung in das Duell mit den Italienern geschickt. Nicht mal 30 Sekunden vergingen bis zur ersten ansehnlichen Offensivaktion der Deutschen. Thomas Müller spielte mit einer guten Verlagerung Timo Werner frei, doch der ließ die Gelegenheit verstreichen, nahm den Ball nicht gut an und spielte dann einen Fehlpass.
Es war ein bisschen typisch für den kriselnden Stürmer, dem Flick erneut das Vertrauen geschenkt hatte. Werner war eifrig, aber ihm gelang lange nicht viel – auch weil ihm erkennbar Selbstvertrauen und Selbstverständnis fehlten. Noch ärger sah es bei Leroy Sané aus, dem immer wieder allzu leichte Fehler unterliefen und dem es ebenfalls an der Überzeugung mangelte, die für einen Stürmer unerlässlich ist. Als er einmal aus bester Position 15 Meter vor dem Tor frei zum Abschluss kam, schoss er den Ball genau in die Arme von Gianluigi Donnarumma.