Türkgücü München hat den direkten Durchmarsch von der Bayernliga in den Profifußball geschafft. Wir haben mit einen der Verantwortlichen gesprochen. Der jüngste Geschäftsführer im deutschen Profifußball, Max Kothny (23), erzählt uns von turbulenten Monaten, einer ausgefallenen Aufstiegsfeier und warum Türkgücü einem Start-up ähnelt.
Würden Sie München also aus wirtschaftlichen Gründen unter bestimmten Bedingungen verlassen?
Nein, München ist unsere Heimat. Hier wurde der Verein 1975 gegründet. Wenn die „Sportstadt“ München jedoch keine Stadien für drei Drittligisten bieten kann, muss man sich schon überlegen, ob zumindest für Heimspiele München verlassen werden muss.
Für die neue Saison planen Sie mit im Schnitt mit 5.500 Zuschauern. Letzte Saison lag die Zahl durchschnittlich bei unter 500 Zuschauern. Auch wenn die Stadionproblematik geklärt ist und Türkgücü gleich vier unterschiedliche Spielstätten zu Verfügung stehen, wirken diese Zahlen etwas aus der Luft gegriffen.
In der letzten Saison haben wir außerhalb Münchens auf einer kleinen Sportanlage gespielt. Hinzu kommt, dass die 3. Liga natürlich eine ganz andere Attraktivität als die Regionalliga Bayern hat. In den 1990er-Jahren hatten wir ab und zu schon über 12.000 Zuschauer im Stadion. Vor allem, wenn die Löwen zu Gast waren. Natürlich wird es auch auf unsere Marketing-Strategie ankommen und wie wir konkret auf mögliche Fans zugehen. Wir sind gerade dabei, entsprechende Kampagnen zu planen.
Sie haben in München mit einer Verpflichtung aufhorchen lassen. Vom Lokalrivalen 1860 München wechselt Aaron Berzel zu Türkgücü. Wie haben Sie ihn überzeugt?
Ich glaube, dass wir ernst genommen werden. Zudem ist der Standort München ein Vorteil. Wenn also ein Spieler wie Aaron auf den Markt kommt, müssen wir zugreifen.
„Dann wurden wir durch die Überschrift überrascht: ‚Türkgücü entlässt Rainer Maurer.‘“
Mit der größten Identifikationsfigur, mit Yasin Yilmaz (36 Treffer in 69 Spielen), der den Durchmarsch von der Landesliga bis in die 3. Liga angetrieben hat, wurde dagegen nicht verlängert, obwohl er sich auch auf die Bank gesetzt hätte. Warum?
Wir haben ja mit Alexander Schmidt erst relativ spät einen neuen Coach bekommen. Er ist der Meinung, dass Yasin Yilmaz nicht in sein Konzept für die Dritte Liga passt. Das ist eine komplett sportliche Entscheidung.
Apropos neuer Trainer. Auch der Abschied von Ex-Coach Rainer Maurer verlief nicht ganz reibungslos.
Der Vertrag mit Rainer Maurer war auf ein Jahr angelegt. Im Winter haben wir uns erstmalig zusammengesetzt und darüber diskutiert, wie es weitergehen könnte. In der 3. Liga hätten wir zusammenarbeiten können, in der Regionalliga eher nicht. Bei uns war aufgrund der Corona-Situation vieles offen. Keiner wusste, in welcher Liga wir spielen würden. Dann wurden wir durch eine Überschrift überrascht: „Türkgücü entlässt Rainer Maurer.“ Für uns war danach klar, dass wir uns nicht weiter bemühen und den Vertrag auslaufen lassen werden.
Also ist durch Rainer Maurer etwas an die Presse gelangt?
Richtig.
Rainer Maurer ist nicht mehr bei Türkgücü. Sie dagegen schon. Wie nervig finden Sie eigentlich Fragen zu ihrem jungen Alter? Sie sind erst 23 Jahre alt.
Es ist wie mit allen Fragen zu Türkgücü. Sowohl der Verein als auch mein junges Alter sind einmalige Sachen im Deutschen Profifußball. Von daher nervt es mich nicht. Mich macht es stolz, wie weit wir es geschafft haben. Dass ich die geschäftsführende Rolle übernommen habe, hat nichts mit meinem Alter zu tun. Sondern mit Einsatz, Zeit und guter Arbeit.
Wie sind Sie überhaupt zum Klub gekommen?
Ich habe gesehen, dass ein gemeinsamer Freund von Präsident Hasan Kivran und mir viel über Türkgücü in den sozialen Netzwerken gepostet hatte, das hat mich echt interessiert. Eines Tages kam der Freund dann auf mich zu und meinte, dass Türkgücü noch jemanden für die Website und für Social Media bräuchte. Als ich im Bekanntenkreis erzählt habe, dass ich zu Türkgücü gehe, wurde ich belächelt.