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Seite 3: „Ich bin nicht wie Peter Neururer“

Jetzt haben Sie erneut unter­schrieben. Am Ende auch, um nicht vom Trai­ner­ka­rus­sell zu fallen?
Veh: Nein, ich bin nicht wie Peter Neururer, der anfängt, die Fliegen an der Wand zu zählen, wenn er keinen Job hat. Eigent­lich wollte ich ein Jahr bei Sky“ als Experte arbeiten. Dann aber ging Thomas Schaaf weg. Heri teilte mir mit, dass der Etat mit 38 Mil­lionen Euro etwas höher sein würde, und dann waren wir relativ schnell im Geschäft. Das klingt zwar, als sei es ein eher gering­fü­giger Betrag, aber ich sehe schon die Chancen, dass wir uns ver­bes­sern.

Wie dis­ku­tieren Sie beim Wein, dass die Buch­ma­cher Armin Veh als den Erst­li­ga­trainer sehen, der als erster ent­lassen wird?
Bruch­hagen: Da setze ich 1000 Euro dagegen. Ich hätte es ja in der Hand.

Na gut, aber wenn er von selbst hin­schmeißt, so wie in Stutt­gart?
Veh: Dann würde ich es allein aus Trotz nicht machen. (Beide lachen.)

Mal andersrum gefragt: Ist dieser Verein für Sie über­haupt vor­stellbar ohne Bruch­hagen?
Veh: Ich kann mir die Ein­tracht ohne ihn nicht vor­stellen. Als Trainer kann ich froh sein, dass es so alte Fah­rens­männer wie ihn noch gibt.

Am 30. Juni 2016 endet Ihr Ver­trag als Ein­tracht-Vor­stands­chef nach 14 Jahren. Können Sie sich vor­stellen, dass Schluss mit Pro­fi­fuß­ball ist?
Bruch­hagen: Ich könnte mir vor­stellen, bei 11 FREUNDE Chef­re­dak­teur zu werden.
Veh: Na, da hätten Sie einen Rie­sen­spaß.

Dar­über haben wir nicht zu befinden.
Bruch­hagen: Mal gucken, wen ich als Ersten ent­lassen würde.
Veh: Du kannst ja noch nicht mal Trainer ent­lassen.
Bruch­hagen: Im Ernst, die Frage stelle ich mir natür­lich auch. Es ist leider so, dass man mit 67 Jahren kein Fuß­ball­ma­nager mehr ist. In jedem Beruf kommt irgend­wann dieser Punkt. Kein Zim­mer­mann steigt für immer aufs Dach.

Ver­spüren Sie nicht ein wenig Erleich­te­rung? Sie müssen seit Jahren die über­zo­genen Ansprüche des Umfelds mit den Rea­li­täten der Ein­tracht weg­mo­de­rieren.
Bruch­hagen: Dieser Beruf hat nie Stress für mich bedeutet. Als ich fünf Jahre alt war, habe ich den ganzen Tag mit meinem Bruder Fuß­ball gespielt. Die Lei­den­schaft ist immer geblieben. Und da ich es als Spieler nie weit gebracht habe, bin ich unend­lich dankbar, dass ich es auf anderem Wege in die Bun­des­liga geschafft habe.
Veh: Der war als Spieler dem FC Gütersloh nur treu, weil er nie ein anderes Angebot bekommen hat.
Bruch­hagen: Genau so ist es. Ich war 20 Jahre Spieler und Trainer dort.
Armin Veh, ist Heri­bert Bruch­ha­gens letzte Saison für Sie als Trainer ein beson­derer Ansporn?
Veh: Um ehr­lich zu sein, sehe ich noch nicht, dass Heri wirk­lich auf­hört.

Sie haben gerade skep­tisch geguckt, als Bruch­hagen sagte, der Job bedeute kei­nerlei Stress für ihn.
Veh: Ich kenne ihn sehr gut und weiß: Er liebt diesen Sport. Und natür­lich ist Heri gestresst. Er sitzt ja nicht oben in der Loge und schaut sich emo­ti­onslos ein Spiel an. Er war selbst Aktiver, war Trainer, Manager. Der ist total emo­tional und leidet wie ein Hund, wenn wir ver­lieren. Den Rest des Jobs macht er sehr sou­verän, weil er immense Erfah­rung hat. Aber am Spieltag ist er min­des­tens so ange­spannt wie ich.
Bruch­hagen: Der Spieltag ist extrem ner­ven­auf­rei­bend. Die Vor­stel­lung, abzu­steigen, fürch­ter­lich. Diese exis­ten­ti­elle Angst, Mit­ar­beiter ent­lassen zu müssen. So geht es vielen Funk­tio­nären, die aus dem Fuß­ball kommen. Ich denke nicht, dass es Leuten, die nicht aus dem Fuß­ball kommen, ähn­lich geht.

Wie äußert sich die Anspan­nung bei Ihnen?
Bruch­hagen: Im Abstiegs­kampf bin ich dem Ner­ven­zu­sam­men­bruch nahe. Ich sehe das Spiel von der Tri­büne und male mir aus, wie sich Sze­na­rien ent­wi­ckeln könnten. Da oben ist man sehr alleine. Links und rechts sitzen Men­schen, die den Fuß­ball lieben. Aber bei einem 1:0 zur Pause trinken die see­len­ruhig Rot­wein und sagen: Das gewinnen wir 3:0.“ Und wenn es dann 1:3 aus­geht, setzen sie sich ins Auto und fahren nach Hause, wo ihr Alltag wartet. Und wir, die Ver­ant­wor­tung haben, nehmen das Nega­tive in unseren Alltag mit.

Armin Veh, Kennen Sie solche Momente von Heri­bert Bruch­hagen?
Veh: Ich spüre natür­lich, wie sehr ihn die Anspan­nung mit­nimmt. Nach den Spielen sitzen wir beide immer mit Manager Bruno Hübner in meiner Kabine zusammen. Bruno ist auch stets sehr ange­spannt. Aber solche Gefühle zeigt man eben nur, wenn man diesen Sport wirk­lich liebt. Wenn Sie eine Freundin haben, die Sie nicht wirk­lich lieben, ist es kein großes Pro­blem, wenn die Sie ver­lässt. Aber wenn Sie Ihre Freundin ver­göt­tern und die haut ab, dann geht die Welt unter.

Und wie geht Ihnen das?
Veh: Ich bin auch ange­spannt, aber von uns beiden bin ich der ruhende Pol.