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Seite 2: „Auf Schalke ist die Stimmung am besten“

Mussten Sie Ihr Spiel an die deut­sche Liga anpassen?
Auf dem Platz hatte ich nicht so große Anpas­sungs­schwie­rig­keiten wie außer­halb. Die Abläufe waren schon gewöh­nungs­be­dürftig. Jedes Detail zählt: Du musst pünkt­lich sein, du musst dich gesund ernähren, du musst dich in der Gruppe ein­bringen. Das alles kann Ein­fluss darauf nehmen, ob du auf­ge­stellt wirst oder nicht. Zu Hause wird da gerne mal ein Auge zuge­drückt. Wenn du in Deutsch­land aber zu spät zum Mee­ting kommst oder das fal­sche Dress trägst, wird das als Respekt­lo­sig­keit gegen­über dem Kol­lektiv aus­ge­legt.

Wann haben Sie das erst­mals zu spüren bekommen?
Im Trai­ning pro­biere ich gerne mal Sachen aus, zum Bei­spiel spiele ich Chip­bälle und passe mal mit dem Außen­rist. Da gab es direkt eine Ansage vom Trainer: Das geht nicht!“ Woho, dachte ich, hier musst du immer seriös sein. Keine ver­rückten Sachen – das hier ist Arbeit. Gerade im ersten Jahr musste ich mich da sehr zusam­men­reißen, nun lässt unser Trainer in dieser Hin­sicht schon mehr durch­gehen. Damit fühle ich mich wohler.

Hat die fran­zö­si­sche Liga die glei­chen Pro­bleme wie die deut­sche, dass nur eine Mann­schaft domi­niert?
Da ist etwas dran. Paris und Bayern haben her­aus­ra­gende Qua­lität, aber die anderen Mann­schaften müssen mutig sein. Man kann ihre Domi­nanz durch­bre­chen. Das beste Bei­spiel waren doch wir mit Mont­pel­lier 2012. Wir waren abso­lute Außen­seiter, viel­leicht ver­gleichbar mit Augs­burg in Deutsch­land, und sind fran­zö­si­scher Meister geworden. Wir hatten Men­ta­lität, Team­spirit, Kon­stanz – und nachdem wir in Paris unent­schieden gespielt hatten, waren wir so selbst­si­cher, dass uns selbst dieses große Team nicht auf­halten konnte.

Mont­pel­liers Prä­si­dent Louis Nicollin war ein kurioser Typ. Wie ver­lief die Meis­ter­party mit ihm?
Er ließ sich einen Iro in den Ver­eins­farben ver­passen und lud uns auf sein 300 Hektar großes Grund­stück ein. Wir machten die Party schlechthin, tanzten nicht weit von seinen Büf­feln und Pferden. Mein Mit­spieler Rémy Cabella hatte sich seinen Wagen in die Ver­eins­farbe Orange umsprühen lassen und erzählte unserem Prä­si­denten auf der Party davon. Da zückte Nicollin den Geld­beutel und zahlte eben die 5000 Euro für die Umla­ckie­rung.

Hier können Leute zehn Bier trinken und sind nicht betrunken! Und bei einem Tor, da werfen sie das Bier durch die Luft. Phan­tas­tisch.“

Ist Schalke mit Mont­pel­lier ver­gleichbar?
Beide Klubs wurden von Arbei­tern gegründet, Mont­pel­lier von Müll­män­nern, Schalke von Berg­ar­bei­tern. Aber Mont­pel­lier ist viel zu klein für diesen Ver­gleich, in der Stadt sind außerdem Hand­ball und Rugby sehr populär. Schalke ist mehr eine Mischung aus Saint-Éti­enne und Lens. Diese beiden Städte leben für ihren Klub, und das Sta­dion vibriert förm­lich bei den heißen Spielen.

Nach Ihren Erfah­rungen in drei Län­dern: In wel­chen Sta­dien herrscht die beste Atmo­sphäre?
In Frank­reich schon in Lens, auch wenn ich dort nur einmal gespielt habe. Aber ich kam in der Pause früher aus der Kabine, als das Sta­dion die Hymne Les Corons“ sang. Da bekommst du selbst als Gegner eine Gän­se­haut. Kennen Sie den Film Will­kommen bei den Sch’tis“? Einer meiner Lieb­lings­filme, ich habe ihn bestimmt 35 Mal ange­schaut. In einer Szene singen sie im Block dieses Lied, einem Fan laufen die Tränen über die Wangen. In Eng­land gefiel mir das Old Traf­ford am besten, weil ich mich sehr für Fuß­ball­his­torie inter­es­siere und förm­lich spürte, wie Can­tona neben mir stand. In Deutsch­land ist die Stim­mung auf Schalke am besten.

Das müssen Sie jetzt sagen.
Glauben Sie mir: Wir spielten mit Mont­pel­lier 2012 in der Cham­pions League auf Schalke und ich malte mir aus, wie schön es wäre, hier alle zwei Wochen auf­zu­laufen. 2016 ver­han­delte ich gerade mit einem sehr großen Klub, als mein Berater mir von Schalkes Inter­esse erzählte. Ich brach alle anderen Gespräche ab und unter­schrieb sofort. Es ist ein Pri­vileg, in diesem Sta­dion zu spielen. Aber raten Sie mal, wovon meine Eltern am meisten geschwärmt haben, als Sie erst­mals auf Schalke waren?

Vom Are­n­a­dach?
Nein, nein, vom Bier! Sie erzählten: Hier können Leute zehn Bier trinken und sind nicht betrunken! Und bei einem Tor, da werfen sie das Bier durch die Luft. Phan­tas­tisch.“ (Lacht.)