Günter „Kutte“ Kutowski spielte von 1984 bis 1996 für Borussia Dortmund, heute wird er 55 Jahre alt. Wir sprachen einst mit ihm über die dunklen Zeiten seines BVB, das Dasein als Publikumsliebling und Spiele, die man trotz Loch im Kopf beendet.
Es gab damals viel Unruhe im Verein. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Insgesamt hatte ich in Dortmund eine super Zeit. Den Wechsel habe ich nie bereut. Es war damals sehr intensiv mit absoluten Tiefen. Nach meinen ersten drei Monaten bekam ich schon einen neuen Trainer. Dem Verein ging es sehr schlecht, die Gehälter wurden gekürzt. Wir waren 1984 und 1985 kurz vor dem Ende. Das sind Zeiten, die einen Menschen prägen. Ich habe damals viel gelernt. Als Mannschaft sind wir aus dieser Situation sehr gut herausgekommen und konnten den Verein in bessere Zeiten führen.
Die guten Zeiten begannen Anfang der 1990er. In dieser Zeit sanken aber auch Ihre Einsatzzeiten. Waren Sie zuvor Stammspieler, kamen Sie in der Meistersaison 1994/95 nur auf acht Einsätze. Ist das nicht undankbar?
Man fühlt sich in solchen Situationen fernab der Mannschaft. Das ist kein schönes Gefühl. Zu dem Zeitpunkt war Ottmar Hitzfeld Trainer und ich anfangs auch noch Stammspieler. Das änderte sich dann. Ottmar Hitzfeld wollte große Abwehrspieler, das hat dann leider nicht gepasst. Deshalb habe ich 1996 auch den Schlussstrich gezogen.
Sie haben in Paderborn, Dortmund und schließlich in Essen gespielt. Das war Anfang der 1990er nicht unbedingt die große Fußballwelt. Warum haben sie nicht zu einem früheren Zeitpunkt den Absprung gewagt? Sie waren schließlich Stammspieler in der Bundesliga.
Ich habe unheimlich gerne für Borussia Dortmund gespielt. Zudem ist man ja auch von sich überzeugt. Ich war nie der Meinung, dass ich schlechter war als andere, die zum Einsatz gekommen sind. Das zeigt sich ja auch in meinen Einsatzzeiten im UEFA-Cup in dieser Zeit.
Unvergessen ist das UEFA-Cup-Spiel 1992 gegen Saragossa, als Sie mit blutdurchtränktem Turban das Spiel beendet haben. Warum verließen Sie nicht früher den Platz?
Ich wollte unbedingt das Spiel gewinnen. Es lief auch ganz ordentlich. Für mich war klar, dass ich die Partie beenden wollte. Der erste Turban war auch ziemlich schnell wieder blutrot. Der Schiedsrichter wollte mich damals nicht wieder auf den Platz lassen. Unsere Physiotherapeuten haben dann noch einmal nachgeholfen, dass wenigstens kein Blut mehr fließt. Aus so einem Spiel geht man nicht raus.
Ende der 1990er war die finanzielle Situation von Borussia Dortmund ziemlich bedenklich. Wie haben Sie als Ehemaliger diese Zeit erlebt?
Borussia Dortmund wird immer mein Verein bleiben, erst als Spieler und jetzt als Fan und Zuschauer. Man zittert mit. Es sind einem aber natürlich stets die Hände gebunden. Die zeit Ende der 90er war bitter, ganz klar. Man hat damals aber auch Leute in Dortmund gehört, die gesagt haben: »Dann müssen wir in die Oberliga, haben wir halt 50.000 Besucher in der Oberliga«. Die Menschen stehen einfach hinter der Borussia.
Das Gespann Niebaum/Meier wurde Anfang der 1990er als das Duo gefeiert, das endlich Ruhe und Seriösität in den Verein brachte. Wie beurteilen Sie ihre Arbeit aus heutiger Sicht?
Das ist nicht ganz einfach. Ich glaube, dass die großen Erfolge ganz fest mit den Namen Niebaum und Meier zu verbinden sind. Die Beiden haben uns auch in Europa an die Spitze geführt. Auf der anderen Seite hat man dann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt die Sachlage ein bisschen falsch eingeschätzt. Es war Himmel und Hölle.
Ganz aktuell sind Sie Spielführer der Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund. Ist es immer noch ein tolles Gefühl für den BVB aufzulaufen?
Ich leite die Mannschaft, das macht riesig Spaß. Spielen kann ich immer seltener, da ich immer wieder Probleme mit der Hüfte habe. Meine Einsätze in diesem Jahr sind also an einer Hand abzuzählen. Es ist schön die alten Kollegen wiederzutreffen und in Erinnerungen zu schwelgen. Wir tragen auch ein bisschen zur Imagepflege des Vereins bei.
Wie reagiert das Publikum auf die ehemaligen Spieler?
Mittlerweile sind wir nur noch Legenden. Die 14-Jährigen kennen uns kaum noch. Menschen, die uns aber als Spieler kannten, freuen sich. Darum geht es ja auch.