Chantal Hoppe spielte Bundesliga, beendete ihre Karriere aufgrund von Depressionen, wechselte auf die Trainerbank und baute die Mädchen- und Frauenabteilung bei Tennis Borussia Berlin auf. Zuletzt gründete sie die Female Football Academy mit. Gespräch mit einer Frau, die den Fußball verändern will.
Nach dem Ende Ihrer aktiven Karriere haben Sie dann die Seiten gewechselt und beschlossen, Trainerin zu werden?
Ja. Es war mir immer sehr wichtig, besser zu sein als meine letzten Trainer.
Brauchten Sie eine Zeit Abstand, bevor Sie den Schritt auf die Trainerbank gehen konnten?
Ja. Ein Jahr hatte ich gar nichts mit Fußball zu tun. Als ich wieder anfing und es nicht funktionierte, nahm ich noch ein halbes Jahr Abstand. Und selbst dann, als ich als Trainerin auf dem Platz stand, dauerte es noch ein Jahr, bis ich mir wieder Fußballschuhe anziehen konnte. Ich wurde da langsam herangeführt. Meine ehemalige Mannschaftsmanagerin kam zu mir und meinte, sie hätte drei Mädchen, die trainiert werden müssten. Da habe ich noch überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob ich diesen Weg gehen möchte. Ich dachte nur, es wäre eine gute Möglichkeit zurück ins Leben zu kommen. Und aus den drei Mädels wurde dann ganz schnell eine ganze Abteilung, die ich geleitet habe.
Nachdem Sie die Seiten gewechselt haben, wurden Sie 2014 von der Gesellschaft KOMM MIT in Kooperation mit dem DFB als eine von hundert Jugendtrainerinnen des Jahres ausgezeichnet. Der Preis war eine Reise nach Barcelona. Was haben Sie davon mitgenommen?
Total viel! Nicht nur Wissen, sondern auch persönlich sehr viel. Wissen Sie, ich war immer noch dabei, zurück ins Leben zu finden, mir eine neue Identität aufzubauen. Die, die ich früher war, war ich nicht mehr. Aber diese Reise hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben. In der Ausbildung dort habe ich gelernt, was es eigentlich heißt, Trainerin zu sein. Ich hatte ja gar keinen Schein, hatte nie die Zeit dazu.
„Ich wollte mich nicht erpressen lassen“
Sie waren nicht nur Trainerin, sie leiteten die gesamte Frauen- und Mädchenabteilung bei TeBe. Wie wurden Sie da unterstützt?
Als ich die Abteilung aufgebaut habe, konnte ich schalten und walten, wie ich wollte – musste aber alles selbst organisieren, von Sponsorenakquise bis hin zu Elterngesprächen. Nebenbei habe ich auch noch studiert. Das ging am Anfang noch, irgendwann artete es aber aus und eskalierte auch mit dem Verein. Es waren über achtzig Mädels, das waren vier bis sechs Mannschaften. Seit Monaten hatte ich um Hilfe gebeten und gesagt, dass ich es alleine nicht mehr schaffe, dass ich aufpassen muss, wo ich bleibe. Der damalige Vorstandsvorsitzende sagte: „Wenn du gehst, ist das der Sargnagel, das weißt du?“
Sie gingen trotzdem.
Ich wollte mich nicht erpressen lassen. Ich hatte ein Angebot von Hertha Zehlendorf, das ich dankend annahm. Auch, um zu sehen, wie hoch ich als Trainerin kommen kann. Daraufhin zersprengte es die komplette Mädchenabteilung bei TeBe. Dabei hatte ich die Möglichkeit offen gelassen, dass ich das erste halbe Jahr unterstützend dabei sein könnte. Es war nicht gewollt. Mittlerweile ist das zum Glück anders, sonst wäre ich nicht wieder da. Es ist ein anderer Vorstand und ich weiß, dass der Frauen- und Mädchenfußball wertgeschätzt wird. Ich möchte das nicht alleine machen. Es muss über mehrere Köpfe gehen und auf mehreren Schultern liegen.
Ein Ansatz, den Sie auch mit der Female Football Academy unterstützen wollen. Ihr großes Ziel ist es, eine Plattform und mehr Wertschätzung für Frauen im Fußball zu schaffen.
Genau. Wir wollen Spielerinnen, Schiedsrichterinnen, Trainerinnen – allen, die damit zu tun haben – eine Unterstützungsplattform sein.