Das ist neu: Die Bundesliga an sich. Jahrelang war es wahrscheinlicher, dass Wile E. Coyote den Roadrunner zu fassen kriegt, als dass Greuther Fürth in die Bundesliga aufsteigt. In diesem Jahr haben die Fürther nach unzähligen gescheiterten Versuchen den Sprung in die Erste Liga geschafft. Während der Kojote an der verlorenen Lebensaufgabe zu Grunde gehen würde, wie Beweisvideos andeuten, motivieren sie sich am Ronhof mit einem neuen Motto. In der vergangenen Saison war die Mannschaft von Trainer Mike Büskens noch auf der selbstironisch betitelten Mission „Unaufsteigbar-Tour“. In diesem Jahr heißt es: „Unabsteigbar-Tour“. Ein Credo, dem sich auch mal der VfL Bochum verschrieben hatte – mit später mäßigem Erfolg. Gegen die Unerfahrenheit im Oberhaus setzt Fürth die Euphorie-Karte, mehr als 13.000 Dauerkarten waren in Windeseile vergriffen. Und die Lücke im Angriff wurde mit zwei Neuerwerbungen gefüllt: Franck Ohandza und Djiby Fall. Das klingt immerhin noch besser als Ernst Fall.
Das fehlt: Mit Manager Rachid Azzouzi und Stephan Schröck haben zwei echte Identifikationsfiguren den Verein verlassen. Azzouzi, der in der Dankesrede des Bürgermeisters zum Aufstieg geflissentlich ausgelassen wurde, versuchte 14 Jahre vergebens, mit Fürth aufzusteigen. Als er es in diesem April schaffte, verkündete er seinen Abgang nach St. Pauli – in die Zweite Liga. Schröck, ein Mann mit Kussmund-Tattoo und unnachahmlicher Dynamik auf dem Rasen, wechselte nach Hoffenheim. Neben seinen sportlichen Fähigkeiten werden sie in Fürth seine Sprüche vermissen. Vor dem Derby gegen Nürnberg kündigte er beispielsweise an, bei einem Sieg so lange trinken zu wollen, bis er seine Adresse vergessen habe.
Das fehlt nicht: Ein Spaßmacher. Den haben sie mit Gerald Asamoah längst gefunden. In der Sommerpause interviewte der ehemalige Nationalspieler seine Teamkollegen und spielte den Amor. Singles gab Asamoah die Möglichkeit, sich per Videobotschaft interessant zu machen. Gegenüber Mergim Mavraj, dem neuen Kapitän, flachste Asamoah: „Du bist Single. Wie machst du das? Ein Mann hat doch schließlich Bedürfnisse.“
Wäre diese Mannschaft ein Satz, dann dieser: „It is a long way to the top if ya wanna Rock’n’Roll“ (AC/DC) – besser kann man das ewige Bemühen der Fürther nicht zusammen fassen. Nun wollen sie die Erste Liga rocken, Mike Büskens zieht sich schon mal Angus‘ Schuluniform an.
Das 11FREUNDE-Orakel: In Fürth singen die Fans gerne: „Dass wir vom Ronhof sind, das weiß ein jedes Kind. Wir reißen Bäume aus, wo keine sind.“ Mit der offensivstarken und gefestigten Mannschaft zeigten die Fürther schon im Pokal gegen Nürnberg und Dortmund, dass sie Bäume ausreißen können. Die Mannschaft wird die Klasse halten – von der Zweiten Liga haben sie schließlich genug gehabt.