Der Fußball rollt wieder nach der Frauen-EM, zumindest bei den kleineren Vereinen. Doch was ist vom Hype des DFB-Teams noch zu spüren? Unsere Autorin stand im DFB-Pokal auf dem Platz. Ein echtes Highlight – und doch ist der Weg noch weit.
Auch wenn es keine Liveschalte des Spiels am Sonntag gab, wirkte sich das nicht negativ auf die Motivation aus. Trotz der seit dieser Saison gleich hohen Ligazugehörigkeit war Türkiyemspor vor Anpfiff am Sonntagmittag der klare Favorit.
Doch da gibt es ja immer noch diese kleine Hoffnung, möglicherweise für eine kleine Überraschung sorgen zu können – wegen der viel zitierten „eigenen Gesetze“ und den Geschichten, die angeblich nur der Pokal schreibt.
Die Hoffnung lebte exakt sieben Minuten lang und dann gingen die Berlinerinnen schon 1:0 in Führung. Es lief also alles nach Plan aus Türkiyemspor-Sicht, die neben der zweiten Pokalrunde auch den Aufstieg in die zweite Bundesliga im Blick haben in dieser Saison.
Doch auch wir fanden immer besser ins Spiel und nach dem 1:1 durch unsere Stürmerin Hannah Paulini, die vor Kurzem als Amateurspielerin mit den meisten Toren in ganz Deutschland ausgezeichnet wurde, gab es auf der Bank und bei den mitgereisten Hamburger Fans kein Halten mehr. Euphorisiert von dem Ausgleichstreffer war es im Anschluss ein Spiel auf Augenhöhe und der Glaube an einen Sieg und den Einzug in die zweite Runde wuchs.
In der Halbzeitpause gab es nochmal eine ordentliche Portion an Motivation unserer Trainer und auch die Chance für mich und die anderen Einwechselspielerinnen, ein paar DFB-Pokal-Minuten zu sammeln, sollte sich ergeben.
Wir hatten uns viel vorgenommen für die zweite Halbzeit, doch noch schneller als im ersten Durchgang kassierten wir mit dem ersten Angriff erneut ein Gegentor und Türkiyemspor lag mit 2:1 in Führung. Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen.
In der Folge trumpfte das Team von Erika Szuh dann endgültig auf und zeigte mit spielerischer Klasse, warum sie ganz oben mitspielen möchten. In der 65. Minute stand ich dann draußen bereit, das Spiel war nach dem vierten Gegentreffer aus unserer Sicht aber bereits gelaufen. Dennoch war die Vorfreude groß, nun auch selbst zu spielen und vielleicht doch noch für einen Treffer zu sorgen. Die von uns erhoffte Überraschung blieb an diesem Tag letztlich aus und wir mussten uns mit 1:6 geschlagen geben.
Insgesamt kommt es tatsächlich eher seltener zu den ganz großen Coups im DFB-Pokal der Frauen. Meist setzen sich die Teams der 1. und 2. Bundesliga souverän durch und lassen nicht wirklich Spannung aufkommen. Zu groß ist am Ende auch das Drumherum bei den Vereinen, selbst beim ETV und Türkiyemspor.
Bei uns als kleiner Regionalligaaufsteiger, doch immerhin die dritthöchste Liga Deutschlands, werden die Bälle noch selbst getragen, abgezählt und aufgepumpt, die Trikots von jeder Spielerin selbst gewaschen und auch sonst ist man allein verantwortlich für die perfekte Spielvorbereitung neben Schule, Uni und Arbeit.
Das ist teilweise auch so in der Bundesliga, selbst bei Nationalspielerinnen, doch nicht ganz so extrem. Denn Priorität ist bei vielen Spielerinnen in der zweiten Liga und eigentlich auch darunter nicht der Fußball, denn das kann sich wortwörtlich niemand leisten.
Am Ende war es trotz der Niederlage eine eindrucksvolle Erfahrung, im DFB-Pokal gespielt zu haben. Vor einer tollen Kulisse, die vielleicht auch nur wegen der erfolgreichen EM der deutschen Fußballerinnen letztlich so groß war. Und auch das Emblem des DFB-Pokals, das extra auf den Ärmel unserer Trikots genäht wurde, kann sich sehen lassen und wird uns nun die ganze Saison begleiten.
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