Ab der nächsten Saison dürfen die Premier-League-Klubs von Auswärtsfahrern nur noch höchstens 30 Pfund für ein Ticket kassieren. Ein Erfolg für die aufbegehrenden englischen Fans.
Kevin Miles, vergangene Woche hat die Premier League bekanntgegeben, dass sie Tickets für Auswärtsfans ab der kommenden Saison für drei Jahre bei 30 Pfund deckeln wird. Die Football Supporters‘ Federation hat für einen Maximalpreis von 20 Pfund gekämpft. Wie zufrieden sind Sie?
Wir freuen uns über die Entscheidung der Premier League. Das wird vielen Fans eine Menge Geld sparen – und für viele den Ausschlag geben bei der Frage, ob man zum Auswärtsspiel fahren oder lieber zu Hause bleiben soll. Es ist außerdem wichtig zu wissen, dass die 30 Pfund der maximale Preis sind, den die Klubs für Auswärtstickets verlangen dürfen. Sie dürfen also auch weiterhin weniger verlangen – und wir hoffen, dass viele das auch tun werden.
Einige Klubs wollen zusätzlich ihre Auswärtsfans bezuschussen.
Richtig. Arsenal hat angekündigt, dass ihre Auswärtsfans nie mehr als 26 Pfund für ein Ticket bezahlen werden. Swansea hat die Kosten für seine Auswärtsfahrer bereits bei 22 Pfund gedeckelt. Es gibt vieles, das die Klubs für ihre Fans tun können. Und wir werden sie weiterhin dazu ermutigen.
Die englischen Profiklubs werden in den nächsten drei Saisons enorme Mehreinnahmen durch den neuen TV-Vertrag haben. Wäre auch eine Deckelung bei 20 Pfund möglich gewesen?
Dass die Klubs sich das leisten könnten, wurde zu keinem Zeitpunkt bezweifelt. Wir schätzen, dass eine Deckelung bei 20 Pfund die Klubs nur etwa ein Prozent des Anstiegs der nationalen TV-Gelder kosten würde. Und dazu kommt ja noch das Geld aus der Auslandsvermarktung der Fernsehbilder.
Wer war die treibende Kraft hinter der Einführung der Ticketpreisgrenze: die Premier League oder die Klubs?
In der Pressemitteilung der Premier League steht, dass die Klubs sich einstimmig für diese Lösung ausgesprochen haben. Wir wissen: Es gab zwar einen Konsens darüber, dass etwas getan werden muss, aber nicht darüber, was genau das sein sollte. Es steht außer Frage, dass die Premier League, die für die Vermarktung der TV-Rechte verantwortlich ist, sehr gut weiß, wie wichtig Auswärtsfans für die Stimmung im Stadion sind – und damit auch für den Wert ihres Produkts.
Wird die Preisbremse dazu führen, dass Auswärtsfans in den Stadien in schlechteren Blocks sitzen müssen? Oder werden die Klubs auch ihre teuersten Gästekarten ab der nächsten Saison für höchstens 30 Pfund verkaufen?
Wir müssen wachsam sein, ob die Preisbremse irgendwelche ungewollten Konsequenzen mit sich ziehen wird. Es gibt feste Regeln für die Bereitstellung der Auswärtsplätze – und wir werden Druck machen, um diese zu verankern. Auswärtsfans sollten im Unterrang positioniert werden, nah dran am Spielfeld, nicht im Oberrang ganz hinten in der Ecke.
Die Preisdeckelung ersetzt die Away Supporters Initiative (ASI), die 2013 in Kraft getreten ist und zum Saisonende ausläuft. Während dieser Zeit hat jeder Premier-League-Klub pro Saison 200.000 Pfund bereitgestellt, um Auswärtsfans auf verschiedene Weisen zu unterstützen. Wie wichtig war die ASI?
Die ASI hat vielen Fans genützt – und die Klubs konnten das Geld flexibel einsetzen, abgestimmt auf die Wünsche ihrer Auswärtsfahrer. Es gab zum Beispiel Klubs, bei denen die Idee, die Reise zum Auswärtsspiel zu subventionieren, besser ankam als bei anderen.
Und was verbessert sich durch die 30-Pfund-Obergrenze?
Es entstand mehr und mehr der Konsens, dass es sinnvoller wäre, die Kosten für die Spieltickets zu bezuschussen. Für sein Ticket muss schließlich jeder Fan bezahlen – unabhängig von der Distanz bis zum Stadion und der bevorzugten Art des Reisens. Auch das Geld für die ASI kam nicht aus irgendeiner großzügigen Spende, sondern von den Klubs selbst, die ihre Fans dazu ermutigen wollten, sie auch zu Auswärtsspielen zu begleiten. Die Ticketpreisgrenze soll die Klubs ja nicht davon abhalten, das weiterhin zu tun. Arsenal ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Vereine das fortsetzen können.
Anfang Februar verließen Tausende Liverpool-Fans frühzeitig das Stadion, um gegen die Preispolitik ihres Vereins zu demonstrieren. Wie stark hängen die Themen zusammen?
Bei dem Protest in Liverpool ging es nicht um Auswärtstickets. Aber auf jeden Fall hat Liverpool dem Thema Ticketpreise wieder mehr Beachtung verschafft – vor allem in der Presse. Und das zu einer ganz entscheidenden Zeit. Es könnte sogar ein Faktor gewesen sein, um den einen oder anderen widerwilligen Klub davon zu überzeugen, doch für die 30-Pfund-Lösung zu stimmen.
Wird die FSF trotz dieses Etappensieges weiterhin für günstigere Fußballtickets kämpfen?
Na klar!
Was sind die nächsten Ziele?
Obwohl die nationale Richtlinie in der Premier League jetzt steht, gibt es auf Klubebene immer noch Raum für Manöver. Wir werden zum Beispiel für Programme wie das bei Arsenal werben, wo immer das realistisch ist. Wichtig wird auch sein, in die unteren Ligen zu schauen – viele Zweitligisten verlangen von Gästefans mehr als 30 Pfund pro Karte. Dann ist da natürlich noch die Frage, was mit den Heimtickets geschieht.
Wird es eine Kampagne wie „Twenty’s Plenty“, die für einen Maximalpreis von 20 Pfund für Auswärtstickets plädierte, auch für Heimtickets geben?
Die Situation mit den Tickets für Heimfans ist viel komplizierter als mit den Auswärtstickets. Das wird auf Klubebene zu lösen sein, nicht mit einer nationalen Regelung. Immerhin: Die meisten Vereine haben für die nächste Saison schon das Einfrieren der Preise angekündigt – manche gehen mit den Preisen sogar leicht runter.
Wie teuer wäre es in einer perfekten Welt, am Wochenende zum Fußball zu gehen?
Der Umfang des neuen In- und Auslands-TV-Deals bedeutet, dass jeder Premier-League-Klub im Vergleich zum bisherigen TV-Deal Mehreinnahmen erzielt, die vergleichbar sind mit dem Geld, das sie einnehmen würden, wenn jeder Zuschauer im Stadion für jedes einzelne Spiel in den nächsten drei Jahren 75 Pfund pro Ticket bezahlen würde. Mit anderen Worten: Die Klubs könnten uns sogar dafür bezahlen, dass wir ins Stadion kommen, und würden immer noch mehr Geld verdienen als vorher. Für mich klingt das ziemlich gut.