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Seite 3: „Wie geil es wäre, in Bochum noch einmal aufzulaufen“

Sie haben einmal gesagt: Fuß­ball ist für mich kein Beruf, son­dern Lei­den­schaft.“ Sie haben in der letzten Saison 42 Spiele gemacht. Seit drei Jahren spielen Sie fast ohne Pause. Wie behalten Sie sich Ihre Lei­den­schaft?
Es gibt keinen Wochentag mehr, an dem kein Fuß­ball gezeigt wird. Und das wirkt sich aus: Die Zuschauer sind weniger emo­tional, gehen nicht sofort mit. Fuß­ball um 15.30 Uhr ist des­halb nicht mehr das High­light, das es sein sollte. Es gibt diese beson­deren Momente noch, aber sie sind leider rar geworden. 

Sie gelten als extrem lern­willig. Nach einem Jahr beim FC Bayern: In wel­chen Berei­chen haben Sie sich ver­bes­sert?
Das, was ich mir erhofft habe, ist ein­ge­treten: Im Trai­ning lerne ich sehr viel. Das täg­liche Niveau ist ein höheres und das war der Haupt­grund, warum ich gewech­selt bin. Weil mich das Team noch einmal besser macht. Ich mache einen Laufweg, und meine Team­kol­legen erkennen das und – und das ist wichtig! – können dann auch den nötigen Pass spielen. Danach habe ich mich extrem gesehnt. Dafür, dass ich haupt­säch­lich als defen­siver Sechser gespielt habe, konnte ich meine Tor­ge­fahr aus­bauen. Und das liegt eben daran, dass beim FC Bayern der letzte Pass über­durch­schnitt­lich oft ankommt. 

Aus per­sön­li­cher Sicht haben Sie ein gran­dioses erstes Jahr beim FC Bayern erlebt. Zum ersten Mal Meister, zum ersten Mal Pokal­sieger. Rund um den Verein herrschte den­noch Kri­sen­stim­mung nach der Saison. Niko Kovac wurde in Frage gestellt. Wie haben Sie diesen Kon­trast erlebt?
Bei einem Verein wie dem FC Bayern wird alles und jeder täg­lich hin­ter­fragt. Das gehört zum Geschäft und der Maxime, jedes Jahr aufs neue mög­lichst viele Titel zu holen. Es ist ein Kon­trast, an dem wir als Team wachsen, wenn wir diese Stim­mung richtig ein­ordnen. 

Sie hat das nicht gestört?
Ich kam ja nicht gerade vom ruhigsten Verein der Bun­des­liga. Auf Schalke haben wir gefühlt alle drei Monate Kri­sen­ge­spräche geführt. Als wir hier in Mün­chen unsere Schwä­che­phase zu Sai­son­be­ginn hatten, habe ich mich gefühlt, als hätte ich einen kleinen Vor­teil in dieser Situa­tion. Die Kol­legen waren ja ver­wöhnt (lacht.)

Sind Sie trotzdem froh, dass Sie beim FC Bayern nicht allein die Ver­ant­wor­tung tragen?
Über­haupt nicht. Ich über­nehme gerne Ver­ant­wor­tung, das zeichnet mich sogar aus. 

Kurz vor dem Pokal­spiel stehen Sie jetzt wieder im Kader. Nach zwei Monaten Ver­let­zungs­zeit. Wie ver­lief Ihr Hei­lungs­pro­zess? 
Ziem­lich chao­tisch, um ehr­lich zu sein. Eine eigen­ar­tige Geschichte. Ich hatte eine richtig gute Vor­be­rei­tung gespielt, mich kör­per­lich her­vor­ra­gend gefühlt. Und vor dem Abschluss­trai­ning des Eröff­nungs­spiels einen Pfer­de­kuss bekommen. Als ich nach Hause kam, ist der Ober­schenkel in einem unvor­stell­baren Ausmaß ein­ge­blutet. (Umfasst mit beiden Händen den Ober­schenkel.) Ein richtig dickes Bein! Wir wollten es kon­ser­vativ angehen, ich habe zwei Wochen Pause gemacht. Hier bei den Bayern haben alle einen extrem guten Job gemacht. 

Des­halb standen Sie schon wieder im Kader und sind … 
… im Sep­tember zur Natio­nalelf gefahren. Nach einer ent­spannten Ein­heit ist es nachts wieder ein­ge­blutet. Da war klar, dass ein Gefäß ver­letzt ist und es leider doch ope­riert werden muss. 

Wie haben Sie diese Zeit emo­tional erlebt?
Es war schon extrem nervig, weil es Auf und Abs gab. Ich hatte mich ja schon wieder her­an­ge­ar­beitet und musste dann doch unters Messer. Gerade die Zeit nach einer OP ist schmerz­haft und lang­wierig. Ich habe nur darauf gewartet, dass das Bein end­lich abschwillt. Als die Fäden gezogen waren, wurde es immer besser. Glück­li­cher­weise konnte ich relativ schnell wieder mit dem Ball trai­nieren. Der Moment, als ich die Fuß­ball­schuhe wieder anziehen durfte, war der beste. 

Sie sind Deut­scher Meister, Pokal­sieger, Confed-Cup-Sieger. Was bedeutet da noch ein Spiel am Diens­tag­abend gegen den Hei­mat­verein?
Alles. Es war ein rie­siger Wunsch von mir, jedes Mal, wenn die Aus­lo­sung kam. Als ich mit 17 Jahren meine Kar­riere beim VfL begann, war ich vor jedem Spiel total ange­spannt. Nervös. Ich war so mit mir selbst beschäf­tigt, dass ich die Atmo­sphäre nicht genießen konnte. Als ich als Zuschauer zurückkam, habe ich erst gemerkt, wie geil es wäre, in Bochum noch einmal auf­zu­laufen. Nach meinem Wechsel zu Schalke wurde ein Test­spiel als Teil der Ablöse ver­ein­bart, um das Sta­dion zu füllen. Aus­ge­rechnet an dem Tag war ich jedoch ver­letzt. 

Jetzt scheint die Aus­gangs­si­tua­tion ähn­lich.
Und des­halb bin ich mir ziem­lich sicher, dass ich an dem Tag punkt­genau fit bin. (Grinst.)