2019 kehrte Leon Goretzka erstmals beruflich zu seinem Ex-Klub nach Bochum zurück. Vor dem Pokalspiel gegen den VfL erzählte er uns, was er „anne Castroper“ liebt, wie sehr ihn rassistischen Fans aufregen und wie er die Özil-Debatte während der WM erlebte.
Leon Goretzka, am Dienstag spielen Sie gegen Ihren Ex-Klub, den VfL Bochum, in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals. Wie haben Sie von dem Los erfahren?
Seit Jahren habe ich darauf gehofft! Das hatte schon zu Schalker Zeiten begonnen, aber leider Gottes schied eine Mannschaft immer früh aus, so dass die Chancen klein waren. Als dann die Partie Bochum gegen Bayern ausgelost wurde, hat mein Handy sofort geklingelt und einen Tag lang nicht mehr aufgehört. Klar ist die Partie etwas ganz besonderes.
Sie haben ein Foto gepostet mit der Unterzeile #wokannichticketskaufen. Wie viele haben Sie mittlerweile zusammen?
Ich habe alle offiziellen Kanäle angesteuert, um an irgendwelche Tickets zu kommen. Mein Vater hat sogar kurz nach der Auslosung beim VfL Bochum angerufen und da haben Sie ihm völlig aufgelöst erklärt, dass ich doch schon alles abgegrast hätte. Glücklicherweise konnten wir einige Tickets ergattern, auch wenn die Anfragen der Familie, von Freunden und Weggefährten natürlich um ein Vielfaches höher sind.
Könnten Sie Ihre eigene Dauerkarte weitergeben? Gibt es die noch?
Eine eigene Dauerkarte besitze ich leider nicht, das hat sich einfach nicht mehr gelohnt. Aber mein Papa hat noch eine. Auch wenn er mittlerweile in ein Alter gekommen ist, in dem er es sich auch gerne mal in der Loge gemütlich macht. Das darf man ihm gönnen.
Anpfiff ist um 20 Uhr. Flutlicht anne Castroper – da kann man nur gratulieren, oder?
Mal ganz unabhängig davon, was dieses Spiel für mich bedeutet, ist es ein richtig schönes Los. Das wird eine außergewöhnliche Stimmung, ein Stück Erstligafußball, das an die Castroper Straße zurückkehrt. Und das ist es, wonach sich die Menschen in der Region sehnen.
Wie verfolgen Sie den VfL Bochum?
Wenn ich kann, schaue ich jedes Spiel. Im Stadion dabei zu sein ist logistisch schwierig geworden, aber manchmal schaffe ich auch das. In der 2. Liga finden ja, leider, viele Spiele Freitags und Montags statt – da klappt es dann zumindest für mich eher.
Sie haben fünf Minuten vom Stadion entfernt gewohnt. Wie viel Stadionatmosphäre schwappte bis zu Ihrem Elternhaus hinüber?
Ich muss gestehen: Die fünf Minuten kamen zustande, weil wir nah an der Autobahn wohnten und Papa meist gefahren ist (lacht.). Die Flutlichter konnte ich also nicht von zuhause sehen. Das Haus existiert immer noch und ist mein Rückzugsort, wann immer ich in Bochum bin.
Sie sind als Sechsjähriger zum VfL Bochum gewechselt. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Training?
Ich habe mit drei Jahren angefangen in der F‑Jugend vom Werner SV zu spielen. Damals gab es noch die F2-Jugend vom VfL, gegen die wir oft gespielt haben und ich bin anscheinend aufgefallen. Mein Vater hat den Wechsel in den ersten drei Jahren blockiert, weil er dachte, dass das doch völlig verrückt sei. Für mich war das etwas total besonderes. Ich war ja Fan des VfL, seit ich bei meinem ersten Spiel war. Allein der Moment, als ich die originalen Trainingsklamotten überreicht bekommen habe – das war überwältigend.
Mit denen Sie dann auf den kleineren Sportplätzen auftraten und von den Gegnern bewundert wurden. Fühlten Sie sich mit sechs Jahren schon als Star?
Wir haben eher nach oben geschaut. Zu Schalke, Dortmund, Bayer Leverkusen. Die hatten noch bessere Klamotten, da war die Kapelle noch größer. Weil ich mich heimisch fühlen muss, und aus einer gewohnten Umgebung gerissen wurde, war es in den ersten Wochen beim VfL schwierig für mich. Ich hab’ die Jungs vom WSV vermisst. Gleichzeitig war das der Grund, warum ich später so lange beim VfL geblieben bin.