Früher war Andreas Mösli Punk und spielte mit seiner Band „Abriss“ in besetzten Häusern. Heute ist er Geschäftsführer des Schweizer Zweitligisten FC Winterthur – auch dank Peter Knäbel.
Im Stadion gibt es den „Salon Erika“. Was ist das?
Der „Salon Erika“ ist ein Baucontainer, den die Fans selbst gestaltet haben. Dort finden Kunstausstellungen zum Thema Fußball statt, die Einnahmen gehen an gemeinnützige Projekte und die Künstler. Außerdem treten im Stadionrestaurant nach dem Spiel lokale Bands sowie DJs und Bands aus der Stadt des Gegners auf. In den neunzig Minuten geht es zur Sache, aber danach sollten wir alle zusammen feiern.
Sie pflegen einen offenen Dialog, auch mit den Hooligans anderer Vereine.
Ich quatsche die Leute an, meistens klärt sich alles auf, und wir rauchen eine Zigarette zusammen. Ich kenne es doch selbst von Auswärtsspielen: Wenn man dort von der Polizei drangsaliert, bis aufs letzte Körperteil durchsucht und dann in einen kleinen Block gepfercht wird, dann steigt die Aggressivität automatisch. Ich habe nur einmal eins auf die Nase bekommen, aber das war die absolute Ausnahme.
Wird in der Schweiz über den Umgang mit Fans diskutiert?
Es ist schwierig. Auf beiden Seiten muss dieses Schwarz-Weiß-Denken aufhören. Und die Vereine sollten die Fans mal wie Menschen behandeln. Dann könnten wir uns auch alle an einen Tisch setzen und endlich sachlich diskutieren. Zum Beispiel sollte man auch die Leute, die Pyrotechnik als Bestandteil der Fankultur betrachten, nicht gleich kriminalisieren.
Wie gehen Sie damit um, wenn jemand im Stadion Bengalos zündet?
Wenn sich jemand dabei erwischen lässt, dann müssen wir die üblichen Maßnahmen ergreifen. Dazu sind wir ja auch durch die Liga verpflichtet. Doch ich finde es nicht richtig, dass 16-Jährige wie Schwerkriminelle behandelt werden, weil sie eine Fackel hochgehalten haben. Manche bekommen deswegen ein Stadtverbot. Da fehlt doch jede Verhältnismäßigkeit.
Wie gehen Sie dann also vor?
Stadionverbote bringen als Strafe nichts. Ich halte es eher für richtig, dass die Jugendlichen etwas für den Verein tun, etwas Gemeinnütziges. Da muss man auch nicht immer alles mit der Polizei regeln. Sie könnten in der Jugendarbeit helfen oder im Stadion. Wir sind als Fußballverein mittlerweile das größte Jugendzentrum der Stadt. Und Jugendliche handeln nun einmal nicht wie Erwachsene – ich weiß, wovon ich rede.
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Das Interview stammt aus 11FREUNDE #162