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Seite 2: „Stadionverbote bringen als Strafe nichts“

Im Sta­dion gibt es den Salon Erika“. Was ist das?
Der Salon Erika“ ist ein Bau­con­tainer, den die Fans selbst gestaltet haben. Dort finden Kunst­aus­stel­lungen zum Thema Fuß­ball statt, die Ein­nahmen gehen an gemein­nüt­zige Pro­jekte und die Künstler. Außerdem treten im Sta­di­on­re­stau­rant nach dem Spiel lokale Bands sowie DJs und Bands aus der Stadt des Geg­ners auf. In den neunzig Minuten geht es zur Sache, aber danach sollten wir alle zusammen feiern.

Sie pflegen einen offenen Dialog, auch mit den Hoo­li­gans anderer Ver­eine.
Ich quat­sche die Leute an, meis­tens klärt sich alles auf, und wir rau­chen eine Ziga­rette zusammen. Ich kenne es doch selbst von Aus­wärts­spielen: Wenn man dort von der Polizei drang­sa­liert, bis aufs letzte Kör­per­teil durch­sucht und dann in einen kleinen Block gepfercht wird, dann steigt die Aggres­si­vität auto­ma­tisch. Ich habe nur einmal eins auf die Nase bekommen, aber das war die abso­lute Aus­nahme.

Wird in der Schweiz über den Umgang mit Fans dis­ku­tiert?
Es ist schwierig. Auf beiden Seiten muss dieses Schwarz-Weiß-Denken auf­hören. Und die Ver­eine sollten die Fans mal wie Men­schen behan­deln. Dann könnten wir uns auch alle an einen Tisch setzen und end­lich sach­lich dis­ku­tieren. Zum Bei­spiel sollte man auch die Leute, die Pyro­technik als Bestand­teil der Fan­kultur betrachten, nicht gleich kri­mi­na­li­sieren.

Wie gehen Sie damit um, wenn jemand im Sta­dion Ben­galos zündet?
Wenn sich jemand dabei erwi­schen lässt, dann müssen wir die übli­chen Maß­nahmen ergreifen. Dazu sind wir ja auch durch die Liga ver­pflichtet. Doch ich finde es nicht richtig, dass 16-Jäh­rige wie Schwer­kri­mi­nelle behan­delt werden, weil sie eine Fackel hoch­ge­halten haben. Manche bekommen des­wegen ein Stadt­verbot. Da fehlt doch jede Ver­hält­nis­mä­ßig­keit.

Wie gehen Sie dann also vor?
Sta­di­on­ver­bote bringen als Strafe nichts. Ich halte es eher für richtig, dass die Jugend­li­chen etwas für den Verein tun, etwas Gemein­nüt­ziges. Da muss man auch nicht immer alles mit der Polizei regeln. Sie könnten in der Jugend­ar­beit helfen oder im Sta­dion. Wir sind als Fuß­ball­verein mitt­ler­weile das größte Jugend­zen­trum der Stadt. Und Jugend­liche han­deln nun einmal nicht wie Erwach­sene – ich weiß, wovon ich rede.

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Das Inter­view stammt aus 11FREUNDE #162