Berauscht von sich selbst, kommt der FC Bayern aus dem Viertelfinale der Champions League. Der Trainer kündigt sogar noch eine Steigerung der Galaform an. Wohin soll das noch führen?
Als Pep Guardiola die eigentlich rhetorische Frage gestellt wurde, ob er in der ersten Halbzeit den perfekten Fußball gesehen habe, und jeder im vollbesetzten Pressesaal ein „Ja“ oder ein „super, super“ als passende Antwort erwartete, stieß der Trainer ein entschiedenes „Nein, Nein“ aus. „Wir können besser spielen“, behauptete Guardiola nach diesem rauschhaften Auftritt seiner Mannschaft doch tatsächlich. Wahrscheinlich hatte er, der Katalane, aber nur den Zusatz „erste Halbzeit“ des deutschen Journalisten überhört – wie sonst kann man sich diese Einschätzung erklären? Oder hat der Mann das wirklich ernst gemeint?
„Danke, Danke“
Aggressivität, Leidenschaft, Teamgeist, taktische Disziplin, höchste Konzentration, aber auch technische Feinheiten, blitzsaubere Kombinationen und Zielstrebigkeit – alles was den perfekten Fußball ausmacht, hatten seine Spieler in den ersten 45 Minuten gezeigt. Nicht in einem für die Bayern bedeutungslosen Ligaspiel gegen Paderborn oder den HSV, sondern unter großem Druck in einem Champions League-Viertelfinale, das bei einem Scheitern dunkle Schatten über die gesamte Saison geworfen, ja vielleicht sogar das Ende der Ära von Pep Guardiola in München eingeleitet hätte. Guardiolas Äußerung war wohl wirklich nur Folge eines Missverständnis. Immerhin sagte er auch „danke, danke für dieses Spiel“ und dafür, dass er „Trainer dieser überragenden Spieler“ sein dürfe.
Aus Terriern wurden kläffende Schoßhündchen
Welch Kontrast zum stümperhaften Auftritt vor einer Woche bei damals äußerst unangenehm zu spielenden Portugiesen. Gegen Terrier, die gestandene Bayern-Profis mit ihrer Aggressivität zu peinlichen Fehlern zwangen, und die in München nun zu kläffenden Schoßhündchen geschrumpft waren. Wo genau man den FC Porto jetzt rassetechnisch ansiedeln muss, ist nach beiden Partien schwer zu sagen – wahrscheinlich handelt es sich um einen Mischling, einen Straßenköter, der an guten Tagen seinem Gegenüber durchaus weh tun kann, letztlich aber doch den Großen am Futternapf Platz machen muss.
Fußballspiele auf diesem Niveau, hatte Guardiola in den Tagen zuvor immer wieder betont, werden vor allem im Kopf entschieden. Und mit dem waren seine Männer diesmal voll bei der Sache. Wer sich mit leisen Zweifeln auf den Weg ins Stadion gemacht hatte, ob die Bayern – anders als vor einem Jahr gegen Real – diesmal die richtige Balance zwischen Offensivdrang und Absicherung finden würden, hatte schon nach zehn Minuten alle Skepsis verloren. Sofort war zu spüren: der angeschlagene FC Bayern spielt heute mit Herz und eben auch mit Verstand – und: da kämpft eine echte Mannschaft und keine Ansammlung von Individualisten um ihre letzte Chance.