Es ist ein Erdbeben in der Branche: Philipp Lahms Pflegemittel-Unternehmen Sixtus steht vor dem Aus. Waren es taktische Fehler des Weltmeisters? Ein schlecht zusammengestellter Kader? Eine Spurensuche.
Am Tag der Hiobsbotschaft herrscht Fassungslosigkeit am Schliersee. Der übliche Bodymilkgeruch liegt in der Luft, Philipp Lahms Fiat 126 steht auf seinem angestammten Parkplatz. Aber ansonsten ist alles anders. Sixtus, Philipp Lahms Pflegemittelhersteller, steht vor dem Aus. Und die Frage, die alle umtreibt, ist: Wie konnte es so weit kommen?
Dabei waren die Probleme, die Lahms Einstieg bei Sixtus 2017 mit sich brachten, Kennern der deutsche Pflegemittelbranche bestens bekannt. Schon früh warfen Kritiker Lahm Fehler bei der Kaderplanung vor. Teure Neuzugänge von Wella und Nivea, die mit der Aussicht gelockt wurden, unter Lahms Regie den nächsten Schritt zu gehen und international produzieren zu können, sich dann aber mit einem Gesellschafter konfrontiert sahen, dem die Pflegemittelkompetenz ganz offensichtlich abging. Die Taktik Lahms sei, so Insider, völlig ungeeignet für das Mitarbeitermaterial gewesen, Mitarbeiter seien auf ungewohnten Positionen eingesetzt worden. „Da musste plötzlich der Bereichsleiter Fußfrische als Außendienstler ran. Das hat hier niemand verstanden“, so ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will.
„Verpack ma’s“
Auch habe Lahm viel zu großen Wert auf das Konditionelle gelegt, neue Mitarbeiter seien oft vor allem wegen ihrer Physis unter Vertrag genommen worden. „Aber im Labor sind halt auch andere Kompetenzen gefragt“, so der Mitarbeiter. Lahm habe damit den Kader aufgebläht, ohne zuvor eine echte Produktionsidee zu entwickeln. Auch bei den Fans verlor Lahm rapide an Zustimmung. So empfanden viele Anhänger den von Lahm in der Produktentwicklung eingeführten Claim „Verpack ma’s“ als künstlich und bemüht.
Und Lahm? Der Weltmeister weist die Vorwürfe freilich von sich. „Klar, in einem Traditionsunternehmen gibt es viele Firmenlegenden im Umfeld, die alles besser wissen. Und natürlich: Auch ich habe Fehler gemacht. Aber es muss sich auch jeder an die eigene Nase fassen. Wir haben unsere PS nicht auf die Straße gebracht.“ Insbesondere die Auslieferung habe selten geklappt, so Lahm. „Wir haben nicht geliefert.“
Am Niedergang, so Lahm, sei aber auch das traditionell unruhige Umfeld in Hausam nicht unschuldig. „Ohne despektierlich sein zu wollen, aber das mediale Interesse ist hier natürlich größer als bei einem kleineren Pflegeprodukte-Hersteller, bei dem in Ruhe gearbeitet werden kann. Wenn bei uns mal eine Pflegeserie nicht so gut funktioniert, dann stehen hier 2000 Fans am Gelände und machen den Mitarbeitern die Hölle heiß“, so Lahm. Auch die Presse trüge ihren Teil dazu bei. „Das mediale Umfeld hier am Schliersee ist ein Haifischbecken. Und dass ständig jemand Interna an die Bild-Zeitung durchsteckt, macht die Sache auch nicht besser“, meint Lahm, der aber auch betont, dass es bei einem Unternehmen, dessen Produkte in erster Linie flüssig seien, immer mal vorkomme, dass etwas durchsickert.
Vielleicht, so die einhellige Meinung der Experten, ist der eine oder andere nach den Erfolgen der letzten Jahre auch einfach zu satt gewesen. Das Team nicht rechtzeitig wachgerüttelt zu haben, kreide Lahm sich selbst an. Auch wenn er betont, vor der Saison keinerlei Anzeichen eines Schlendrians festgestellt zu haben: „Ich verstehe es nicht. Im Trainingslager in Belek hat die Truppe super mitgezogen.“
„Pflegeproduktherstellung ist zu 80 Prozent Kopfsache.“
Und so steht Lahm vor den Scherben seiner ersten Station als Gesellschafter. Wie es weitergeht, ist derzeit völlig unklar. Man werde nun jeden Stein umdrehen, ein „Weiter so“ könne es nicht geben. Aktuell werde der Kader umgebaut, mit einer jungen, hungrigen Truppe will Lahm wieder angreifen. Dazu passt die Meldung, dass nur eine Teilzeitkraft und ein Azubi bleiben sollen, wie die in Pflegeproduktkreisen für gewöhnlich gut informierte „Bild“ meldete. Allerdings machen Gerüchte die Runde, dass der Azubi erst noch verpflichtet werden muss. „Ich werde sicherlich keine Wasserstandsmeldungen abgeben“, so Lahm. „Aber klar ist auch: Der Hasan macht einen top Job bei den Bayern und ich schätze seinen Fleiß. Natürlich ist so ein Azubi interessant für uns.“
Zunächst gelte es aber, kurzfristig wieder auf die Beine zu kommen. „Wir müssen weiter hart arbeiten“, so Lahm. „Am Fließband Gas geben, dann werden wir uns auch wieder belohnen. Pflegeproduktherstellung ist zu 80 Prozent Kopfsache.“ Erster Schritt sei ein Lagerverkauf, so Lahm. „Da wollen wir nochmal alles raushauen. Dann sehen wir weiter.“