Nicolai Müller spielte einst in Mainz und wechselte vor knapp zwei Jahren zum HSV. Warum er trotzdem nicht wehmütig zu seinem besser dastehenden Ex-Klub guckt, verrät er im Interview.
Sie wechselten vor knapp zwei Jahren von Mainz 05 zum Hamburger SV. Gucken Sie manchmal neidisch nach Mainz, wo momentan der erfolgreichere Fußball gespielt wird?
Ich habe den Wechsel nach Hamburg zu keiner Sekunde bereut. Natürlich hatte ich mir die vergangene Saison anders vorgestellt, aber ich habe schnell gelernt, mit der Situation umzugehen. Mich hat die vergangene Saison sehr geprägt – persönlich wie sportlich. Ich freue mich vielmehr über die gute Leistung der Mainzer und finde es richtig gut, wie sie momentan dastehen.
Gibt es noch Kontakte mit dem ein oder anderen Mainzer?
Die Mannschaft hat sich schon ziemlich verändert, seitdem ich weg bin. Ich habe noch einen guten Draht zu Julian Baumgartlinger und Yunus Malli, sowie zu ein paar Leuten aus der Medizinabteilung.
Wird da auch das aktuelle Bundesligageschehen beleuchtet?
Neulich habe ich Baumi zu seinem ersten Bundesligator gratuliert. Er hat im Spiel gegen Schalke sein erstes Tor überhaupt geschossen – nach über 100 Spielen. Und kurz darauf, das ist auch noch nicht lange her, hat er direkt nachgelegt und wieder getroffen. Yunus hat diese Saison ja auch schon ein paar schöne Tore geschossen, woraufhin ich ihm geschrieben habe, dass ich gar nicht wusste, dass er so einen harten Schuss hat. Also das Gratulieren und ein paar Witze hier und da gehören dazu.
Sie sind einer der wenigen Spieler der heutigen Generation, der weder auf Facebook, noch auf Instagram oder Twitter zu finden ist. Wie kommt das?
Eigentlich gibt es da keinen Grund für. Ich habe damit einfach nie angefangen, hatte nicht das Bedürfnis eine Homepage zu machen oder persönliches via Facebook mitzuteilen. Das zieht sich bis heute durch. Die Presse sieht uns oft genug und jeder der möchte, kann nach unserem Training oder Spiel Auskünfte kriegen. Von daher ist diese Internet-Geschichte nicht so mein Ding, finde es aber überhaupt nicht schlimm, wenn die Kollegen das anders halten. Wahrscheinlich habe ich damals einfach den Moment verpasst, auf den Zug aufzuspringen.
Die Medienlandschaft der beiden Klubs ist recht unterschiedlich. Auf der einen Seite das beschauliche Mainz, auf der anderen Seite der HSV, der in den Medien immer präsent ist. Wie war die Umgewöhnung?
Der erste Unterschied ist, dass an jedem Tag, bei jedem Training hier in Hamburg, alle Zeitungen vertreten sind. Das ist schon eine enorme Umstellung gewesen. Hier ist soviel passiert in den letzten Jahren und der Verein hat eine große Tradition. Ich habe am Anfang etwas Zeit gebraucht, mich an diese Situation zu gewöhnen, aber mittlerweile komme ich gut damit zurecht. In Mainz läuft tatsächlich alles etwas ruhiger und familiärer ab und die Presse ist nicht allgegenwärtig. Ich denke, dass jeder Bundesliga-Verein da anders ist.
Gibt es sonst Unterschiede, die Ihnen aufgefallen sind
Nach meinem Wechsel bin ich in den Schulferien nach Hamburg gekommen. Als ich mein erstes Training bestritten habe, war ich geschockt, dass über 1.000 Fans bei unserem ersten Training waren. Das war ein positiver Schock, der mich in den darauffolgenden Wochen gepusht hat. Wenn Du beim Training schon so viel Rückhalt spürst, freust du dich riesig auf die Saison und die Spiele vor dem eigenen Publikum. Ich habe mit Mainz erlebt, was hier in Hamburg abgeht. Das dann alle zwei Wochen zu erleben war auch einer der Gründe, warum ich mich für einen Wechsel zum HSV entschieden habe.