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Tomasz Hajto, lassen Sie uns gleich zu Beginn Fakten schaffen: Ist Ihr Spitz­name noch aktuell?
Sie meinen Gianni? Natür­lich, meine Kum­pels nennen mich fast alle noch so.

Wem haben Sie diesen phan­tas­ti­schen Namen zu ver­danken?
Indi­rekt Gianni Ver­sace. Ver­passt haben ihn mir aber zwei meiner besten Freunde, Piotr Swier­c­zewski und Tomasz Iwan. 1998 muss das gewesen sein. Ich bin damals nach Polen geflogen, zur Natio­nal­mann­schaft, und bei der Zwi­schen­lan­dung in War­schau kam mein Gepäck nicht an. Ich brauchte dem­entspre­chend drin­gend Unter­hosen. Also bin ich mit Piotr und Iwan in einen Laden gefahren und habe mir vier Ver­sace-Unter­hosen gekauft. Schwei­ne­teuer waren die, umge­rechnet 600 Mark musste ich zahlen, so viel Geld hatte ich davor für alle Unter­hosen meines Lebens zusammen nicht aus­ge­geben. Aber sie sahen halt geil aus, der Name stand fett auf dem Bund, darauf fuhr ich damals irgendwie ab. Und danach hieß ich eben nicht mehr Tomasz, son­dern Gianni …

In der Bun­des­liga kannte man Sie nicht als Para­dies­vogel, son­dern als bein­harten Ver­tei­diger, der weiter ein­werfen konnte, als andere flankten. Haben Sie Ihre Würfe eigent­lich trai­niert?
Unter Huub Ste­vens ab und zu. Aller­dings ging es eher darum, wie sich die Stürmer im Straf­raum bewegen sollen, wenn ich werfe.

Hatten Sie denn ver­schie­dene Tech­niken?
Quatsch. Ich habe den Ball ein­fach immer so weit und so doll in die Mitte geschleu­dert, wie ich konnte. Aber das war auch die beste Taktik, so habe ich viele Tore vor­be­reitet, unter anderem eins im Revier­derby für Ebbe Sand. Damals war ich eine echte Ein­wurf­ma­schine – ohne Rück­sicht auf Ver­luste. Fragen Sie mal bei Manuel Neuer nach.

Das müssen Sie uns erklären.
Ich arbeite als TV-Experte in Polen und neu­lich, nach einem Cham­pions-League-Spiel, habe ich ihn inter­viewt. Danach fragte er mich: Tomasz, weißt du eigent­lich, dass du mich mal ange­brüllt hast, als ich ein kleiner Junge war?“ Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. Ich war Ball­junge auf Schalke“, sagte er dann, und dir anschei­nend nicht schnell genug. Du hast mich ange­guckt und geschrien: Gib mir den scheiß Ball, Mann!“

Tomasz Hajto, 50,

wuchs als Sohn eines Inge­nieurs und einer Kla­vier­leh­rerin im Süd­osten Polens auf. Über Hutnik Krakau und den dama­ligen Top­verein Gornik Zabrze lan­dete er 1997 in Duis­burg. Für den MSV, Schalke und Nürn­berg kommt Hajto auf ins­ge­samt 201 Par­tien in der Bun­des­liga, außerdem bestritt er 62 Län­der­spiele für Polen. In der 11 FREUNDE-Rang­liste der här­testen Profis aller Zeiten lan­dete er einst auf einem für ihn laut eigener Aus­sage ent­täu­schenden 23. Platz. In der Saison 1998/1999 sah er 16 Gelbe Karten. Bis zum heu­tigen Tag Bun­des­li­ga­re­kord. Aller­dings ist Klaus Gja­sula vom SC Pader­born an diesem Wochen­ende gleich­ge­zogen – und hat nun noch vier Spiele Zeit, Hajtos Rekord zu kna­cken.

Waren Sie damals zu ver­bissen?
Nein, ich war ein­fach nur ein harter Hund. Musste ich aber auch sein.

Wieso?
Weil ich in einer Zeit auf­ge­wachsen bin, in der das Leben in Polen hart war. 1981 über­nahmen die Gene­räle das Kom­mando im Land, da war ich gerade neun Jahre alt. Damals waren die Regale in den Super­märkten leer, wer Fleisch ein­kaufen wollte, brauchte dafür beson­dere Marken. Aber wir bekamen keine Marken. Son­dern Besuch von der Polizei.

Warum?
Weil mein Vater in der Soli­dar­nosc war. Was den Milizen bei uns im Ort nicht passte. Also durch­suchten sie unser Haus. Wenn du als kleiner Junge siehst, wie fremde Leute in deinen Sachen wühlen, wenn im Fern­sehen Bilder gezeigt werden von Werft­ar­bei­tern, die erschossen werden, wenn es eine Sperr­stunde gibt und du nach 19 Uhr nicht mehr auf die Straße darfst, wenn die Russen an der Grenze warten, um das Land zu über­rennen, dann bekommst du es mit der Angst zu tun. Und legst dir irgend­wann ein dickes Fell zu. Diese Jahre haben mich abge­härtet.

Haben Sie damals davon geträumt, Profi zu werden?
Einer­seits irgendwie schon, dazu kann ich Ihnen gleich eine gute Geschichte erzählen. Ande­rer­seits habe ich aber auch erst mit 15 Jahren ange­fangen, im Verein zu spielen. Bis dahin habe ich immer nur auf einem Beton­platz neben unserer Schule gekickt. Und auch zig andere Sport­arten aus­pro­biert. Ich habe Tisch­tennis gespielt, Hand­ball, Vol­ley­ball, im Winter war ich Ski fahren. Ich komme aus Makow Pod­hal­anski, das ist ein kleiner Ort süd­lich von Krakau, von dort ist man schnell in den Bergen. Dem­entspre­chend oft war ich oben. Und wissen Sie was? Mit 14 Jahren war ich der dritt­beste Sla­lom­fahrer von allen pol­ni­schen Pfad­fin­dern. Zumin­dest in einem Rennen.

Und doch wurden Sie Fuß­baller.
Weil ich es im Blut hatte. Mein Onkel, Rys­zard Blachut, war eben­falls Profi, er hat zum Ende seiner Kar­riere neben Hans Krankl für First Vienna gestürmt. Außerdem habe ich immer in den rich­tigen Momenten auf mich auf­merksam gemacht. Als Hutnik Krakau wegen eines anderen Spie­lers Scouts zu meinem Klub schickte, schoss ich ein Tor. In meinem ersten Derby gegen Wisla traf ich eben­falls, danach wurde ich zur U21 ein­ge­laden. Mit der U21 spielten wir dann in Hol­land, gegen Leute wie Marc Over­mars. Zwanzig Meter vor der Kiste kam ich an den Ball und dachte: Tomasz, wenn du jetzt schießt, laufen wir zumin­dest nicht in einen Konter.“ Also zog ich ein­fach ab – und der Ball war drin. Wir gewannen 3:0, schlugen danach noch Eng­land, auf einmal war ich in aller Munde. Und – jetzt kommt die ver­spro­chene Geschichte – von so einer Kar­riere hatte ich nicht nur geträumt. Ich hatte sie sogar ange­kün­digt.

Erzählen Sie!
Als ich zwölf Jahre alt war, lief ein Spiel der Natio­nal­mann­schaft im Fern­sehen. Aber erst um 20 Uhr. Ich bet­telte meine Mutter an: Bitte, bitte, lass mich das Spiel gucken.“ Aber meine Mutter blieb streng und schickte mich ins Bett. Da wurde ich wütend und sagte: Du wirst schon sehen: Irgend­wann tauche ich selber im Fern­sehen auf. Dann trage ich die Kapi­täns­binde der Natio­nal­mann­schaft!“ Als ich Jahre später dann tat­säch­lich die Kapi­täns­binde trug und meine Mutter mich im Fern­sehen sah, wäh­rend die Hymne gespielt wurde, hatte sie Tränen in den Augen.

Sie wurden mit 18 Jahren Profi bei Hutnik Krakau. Erin­nern Sie sich an Ihr erstes Gehalt?
Natür­lich – ich habe direkt Mil­lionen ver­dient! Aller­dings leider nur in Pol­ni­schen Zloty. (Lacht.) Umge­rechnet waren das nur knapp 200 Dollar im Monat.

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Wie wurde man damals als Frisch­ling von den gestan­denen Spie­lern behan­delt?
Man wurde getestet. Also im wahrsten Sinne des Wortes. In meinem ersten Trai­nings­lager musste ich den Füh­rungs­spie­lern Fragen beant­worten, wie in einer münd­li­chen Prü­fung. Damals ver­sam­melte sich die ganze Mann­schaft in einem Raum, in der Mitte ein Tisch, an dem vier, fünf alte Hasen saßen. Gefielen denen meine Ant­worten, sam­melte ich Plus­punkte. Gefielen sie ihnen nicht, gab es Minus­punkte. Es ging gleich richtig beschissen los. Neben den Tisch hatten sie ein Trikot des Ver­eins auf den Boden gelegt. Ich hätte es auf­heben sollen, habe es aber ein­fach igno­riert und mich hin­ge­setzt. Sofort hieß es: Minus zehn.“ Am Ende stand ich bei ‑46 Punkten.

Was hatte das zu bedeuten?
46 Schläge auf den Arsch. Mit einer Bade­lat­sche, die vor jedem Schlag nass gemacht wurde. Irgend­wann konnte ich nicht mehr stehen, mir liefen die Tränen von ganz alleine aus den Augen. Mein Hin­tern war so rot, man hätte einen Roman darauf schreiben können. Aber irgendwie habe ich es über­standen. Genau wie die Kon­flikte im Trai­ning.

Welche Kon­flikte?
Einmal, nach einem här­teren Zwei­kampf, belei­digte mich einer der älteren Spieler. Ich sagte ihm, er solle lieber seine Klappe halten. Er wurde sauer: Klappe halten? Du kriegst gleich eins auf die Klappe.“ Dann hat er ver­sucht, mich zu schlagen, mich aber nicht erwischt. Statt­dessen habe ich ihm ein rich­tiges Brett ver­passt. Danach wussten alle: Der Tomasz lässt sich nicht her­um­schubsen.

Im Gegen­teil: Noch heute halten Sie mit 16 Gelben Karten in einer Saison den Bun­des­li­ga­re­kord. Waren Sie ein unfairer Spieler?
Quatsch, ich habe nie jemanden vor­sätz­lich ver­letzt. Ich habe ein­fach nur aggressiv und hart ver­tei­digt. Aber so mussten wir, spe­ziell beim MSV Duis­burg, auch spielen. Sonst hätten wir in der Bun­des­liga gegen Raketen wie Gio­vane Elber nicht bestehen können.

1997 ver­pflich­tete Duis­burg Sie, weil Sie Seppo Eich­korn in einem Test­spiel auf­ge­fallen waren. Worin unter­schied sich das Leben in Deutsch­land von dem, das Sie aus Polen kannten?
Alles war pro­fes­sio­neller, die Hotels, das Trai­ning, die Ernäh­rung. Außerdem kam das Geld pünkt­lich. Das war fast der größte Schock. Ich habe mir dann, wie sich das für einen jungen Profi gehört, erstmal ein brand­neues Auto geholt.

Einen Fer­rari!
Einen Toyota Camry. Einen grö­ßeren Wagen konnte ich mir damals gar nicht leisten. Aber vor allem die erste Fahrt war groß­artig.

Wieso das?
Außer der Strecke von mir zu Hause zum Trai­ning war mir alles völlig fremd. Und weil ich Angst hatte, mich zu ver­fahren, pro­bierte ich den Wagen eben auf dieser Strecke aus – in einem Kreis­ver­kehr. Ich fuhr ein und drückte aufs Gas. Und dann fuhr ich ein­fach noch eine Runde. Und dann noch eine. Und dann noch eine. Hat Spaß gemacht. (Lacht.)

Mit Duis­burg erreichten Sie gleich im ersten Jahr das Pokal­fi­nale.
Und hätte sich Bachirou Salou nicht ver­letzt, hätten wir die Bayern viel­leicht sogar schlagen können. Aber auch so war das Finale eine groß­ar­tige Erfah­rung. In der Stadt erwar­teten uns bei der Ankunft aus Berlin fast 50 000 Fans. Dum­mer­weise habe ich das gar nicht so richtig mit­be­kommen – weil ich Jörg Neun stützen musste. Und selber ganz schön blau war. Was wie­derum an Jörg lag.

Auf mich hörte er zumin­dest ein biss­chen, weil ich keinen Schiss vor ihm hatte“

Tomasz Hajto über seinen Duisburger Kollegen Jörg Neun

Ach so?
Er hatte im Finale neunzig Minuten auf der Bank gesessen und war stink­sauer. Erst zog er im Zug die Not­bremse, dann machte er sich auf die Suche nach Trainer Fried­helm Funkel, weil er ihn ver­kloppen wollte. Irgend­wann kamen die Jungs ganz ver­zwei­felt zu mir und sagten: Tomasz, du musst den Jörg beru­higen.“ Auf mich hörte er zumin­dest ein biss­chen, weil ich keinen Schiss vor ihm hatte. Also habe ich auf ihn ein­ge­redet: Bau jetzt nicht noch grö­ßeren Mist. Du wirst schon wegen der Not­bremse 100 000 Mark Strafe zahlen müssen.“ Er ant­wor­tete: Na gut. Aber dann trinkst du mit mir.“ Also musste ich drei Stunden mit Jörg saufen.

Später gewannen Sie den Pokal gleich zweimal mit Schalke, von der ersten Sie­ges­feier im Jahr 2001 gibt es ein inter­es­santes Foto. Darauf zu sehen sind Sie im alten Park­sta­dion – mit einer ver­blüf­fend echt aus­se­henden Poli­zei­mütze auf dem Kopf …
Die sieht nicht nur ver­blüf­fend echt aus, die ist echt. Wir sind damals mit einem offenen Bus durch die Stadt gefahren, haben Veltins getrunken und Zigarren geraucht. Irgend­wann hielten wir direkt neben einem Poli­zisten. Ich fragte ihn: Bist du Schalke-Fan? Dann gib mir die Mütze!“ Es war eigent­lich ein Spaß. Aber er hat sie mir gegeben. Die Mütze liegt bis heute bei mir zu Hause. Ein schönes Andenken. Der Sieg damals hat zumin­dest ein paar unserer Tränen getrocknet.

Wenige Tage vor dem Pokal­fi­nale waren Sie für wenige Minuten Deut­scher Meister. Wie denken Sie heute über die Meis­ter­schaft der Herzen?
Mitt­ler­weile bin ich davon über­zeugt, dass wir es ein­fach nicht ver­dient hatten. Weil wir im End­spurt so viele Chancen aus­ge­lassen haben. Wir ver­loren in Stutt­gart, wir spielten in Bochum nur 1:1, obwohl wir mit fünf Toren Vor­sprung hätten gewinnen müssen. Dann reicht es am Ende halt nicht, selbst wenn du Bayern zweimal in einer Saison schlägst. Brutal war das Ganze natür­lich trotzdem. Wir hatten mit letzter Kraft unser Spiel gegen Unter­ha­ching gedreht, ein Reporter behaup­tete, dass der HSV par­allel die Bayern besiegt habe und wir Meister seien. Die Fans stürmten auf den Platz, wollten ein Stück Rasen mit­nehmen, alle sangen, ich habe die Lieder noch heute im Kopf. Wir dachten, dass wir es geschafft hätten.

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Wie haben Sie erfahren, dass das Spiel in Ham­burg noch gar nicht zu Ende war?
Wir Spieler gingen in die Kata­komben, um uns die Sie­ger­shirts anzu­ziehen – und in der Trai­ner­ka­bine lief der Fern­seher. Ich habe das Tor von Andersson live gesehen. Danach wurde alles Licht zu Schatten. Im Sta­di­on­bauch war die Hölle los. Wir haben die kom­pletten Kabinen zer­legt.

Angeb­lich nicht nur die Kabinen, son­dern später auch die Woh­nung von Ersatz­keeper Frode Grodas.
Bei der Frust­party bei Frode ging es so weiter. Fla­schen wurden an der Wand zer­dep­pert, Tische kaputt­ge­hauen, Stühle zer­kracht. Alles war kaputt. Wir haben dann Geld gesam­melt und seine Woh­nung reno­vieren lassen. Was soll ich sagen? Auf Schalke war eben alles etwas extremer.

Wie meinen Sie das?
Allein mein erstes Trai­ning. 10 000 Fans waren da, alle wegen Andy Möller, der aus Dort­mund geholt worden war. Sie haben mit Bröt­chen nach ihm geschmissen und mit Bier­be­chern. Ich dachte nur: Leck mich am Arsch, wo bin ich denn hier gelandet?“ Aber gleich­zeitig machen genau diese Emo­tionen den Verein aus. Die ver­rückten Fans, das gigan­ti­sche Sta­dion, die Stim­mung beim Derby. Denke ich an Schalke, geht mir das Herz auf.

Auch beim Gedanken an Rudi Assauer?
Total. Er war ein großer Mann, auf dessen Wort man sich ver­lassen konnte. Meinen Ver­trag ver­län­gerte er am Tag, nachdem ich mich schwer ver­letzt hatte. Mit ihm konnte ich über alles reden. Er sorgte sogar dafür, dass wir nicht mehr wie Penner draußen rau­chen mussten.

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Was?
Jörg Böhme, Niels Oude Kam­phuis und ich haben vor dem Trai­ning immer gemüt­lich eine geraucht und einen Kaffee getrunken. Auf den alten Stein­treppen vom Park­sta­dion. So lange wir gut trai­nierten, war es allen egal. Auch Assauer hat uns ver­standen. Nach einem Jahr gingen wir zu ihm: Herr Manager, können sie uns nicht eine Kabine orga­ni­sieren, damit wir nicht mehr draußen rau­chen müssen wie Penner?“ Er hat uns dann einen Raum zuge­teilt und Aschen­be­cher hin­stellen lassen.

Haben Sie auch vor Spielen geraucht?
Eigent­lich nicht. Aber einmal haben wir in der Halb­zeit geraucht, Jörg Böhme und ich. Jörg ging aus der Kabine, ich fragte ihn, was er vor­hätte. Ich muss eine qualmen. Komm mit!“ Was? Wo denn? Ich rauche doch nicht in der Halb­zeit.“ In der Doping­ka­bine. Komm jetzt. Das Spiel läuft scheiße, wir müssen was ändern.“ Also zogen wir los. Als wir zurück­kamen, stanken wir natür­lich nach Rauch. Huub Ste­vens schaute uns an, schnup­perte, winkte ab und mur­melte: Das kann doch nicht wahr sein.“ Aber er hat es uns nicht übel­ge­nommen – und wir haben das Spiel noch gedreht.

Wenn wir schon beim Thema Rau­chen sind, müssen wir zum Abschluss noch einen großen Hajto-Mythos auf­klären. Haben Sie 2003 wirk­lich Kippen nach Deutsch­land geschmug­gelt?
Natür­lich nicht. Die Geschichte hängt mir aber bis heute nach.

Damals durch­suchte die Polizei ihr Haus, später mussten Sie angeb­lich eine emp­find­liche Geld­strafe zahlen.
Mein Nachbar in Duis­burg hat Ziga­retten nach Deutsch­land geschmug­gelt und ist später auch im Knast gelandet. Aber davon hatte ich damals keinen Schimmer. Ich wusste nur: Er ver­kauft güns­tige Ziga­retten. Er fragte mich am Telefon, ob ich Inter­esse hätte, also kaufte ich ihm 40 Stangen ab. Ich hatte keine Ahnung, dass er von der Polizei abge­hört wird. Ich sagte zu ihm: Bring mir die Kippen ein­fach zum Trai­nings­ge­lände.“ Dort ver­schenkte ich sie auf dem Park­platz an Bekannte von mir, an Polen, denen ich vorher Bescheid gegeben hatte und von denen ich wusste, dass sie nicht viel Geld ver­dienten. Abends klin­gelte die Polizei mit einem Durch­su­chungs­be­fehl. Die dachten, ich hätte den kom­pletten Keller voller Kippen. Aber ich hatte ja alles längst ver­schenkt. Strafe zahlen musste ich an den Zoll auch nur 1200 Euro – also das Geld, was denen vorher durch die Lappen gegangen war. Zu der Zeit habe ich allein 5000 Euro für Sprit im Monat aus­ge­geben. Voll­kom­mener Blöd­sinn also, dass ich mit den Kippen Geld ver­dienen wollte.

Trotzdem ver­langte die Staats­an­walt­schaft später noch mehr Geld.
Weil behauptet wurde, ich hätte genau gewusst, was los war. Des­wegen musste ich am Ende auch so eine hohe Strafe an den Staat zahlen. Heute kann ich dar­über schmun­zeln. Ich sage immer: Zwei Polen haben es geschafft, vor Angela Merkel in der Tages­schau auf­zu­tau­chen. Der Papst – und ich. (Lacht.)