Seit Freitag steht fest: Der VfB Lübeck steigt in die 3. Liga auf. Wie man einen Aufstieg am grünen Tisch feiert und Berufstätigkeit und Profifußball vereint, hat uns Kapitän Daniel Halke erzählt. Mit ein bisschen Restalkohol.
Daniel Halke, noch betrunken?
Jetzt geht es langsam wieder. Aber lange wird der nüchterne Zustand nicht anhalten. Die Feierei nimmt ja kein Ende.
Der Norddeutsche Fußballverband hat beantragt, dass der VfB Lübeck wegen des Saisonabbruchs in der Regionalliga Nord als Meister feststeht und damit in die 3. Liga aufsteigt. Nehmen Sie uns mit nach Lübeck am vergangenen Freitagmittag. Wie steigt man am grünen Tisch auf?
Ganz klassisch: Auf der Couch. Ich saß zu Hause und unser Trainer Rolf Landerl rief an. Erst dachte ich: „Was will der jetzt? Das kann nichts Gutes heißen“ Aber er sagte nur: „Das Ding ist durch – wir sind aufgestiegen.“ Kurz darauf haben wir uns alle an der Lohmühle, unserem Stadion, getroffen.
Und dann gab’s die Aufstiegsfeier mit Sicherheitsabstand und desinfizierenden Flüssigkeiten?
Genau. Wäre alles normal gelaufen, wären wir jetzt gerade auf Mannschaftsfahrt am Ballermann. Das haben wir jetzt halt nach Lübeck verlegt. Aber natürlich mit Vernunft.
Nun hört sich das nicht nach einer märchenhaften Geschichte an, nach zweieinhalb Monaten Spielpause am grünen Tisch aufzusteigen. Sie standen seit Saisonbeginn in der Tabelle unter den ersten drei Teams. Da wird dem ein oder anderen mit Sicherheit schon ein Aufstiegsszenario durch den Kopf geschossen sein. Wie sah Ihr Drehbuch für den perfekten Schlusspunkt der Saison aus?
Wir hatten uns das anders vorgestellt: Ausverkauftes Heimspiel an der Lohmühle, enges Spiel, Herzkasperfinale, kurz vor Schluss das entscheidende Tor und dann brechen alle Dämme. Die Tore öffnen sich, die Fans stürmen den Platz, es gibt Bierduschen und dann geht die Party in der Stadt weiter. Aber so ist es nun mal nicht gelaufen. Und das ist auch okay.
Zumal es die starke Lübecker Saison nicht schmälert. Was hat den VfB in diesem Spieljahr so stark gemacht?
So abgedroschen das klingen mag, aber wir sind über die letzten zwei Jahre zu einem richtigen Team zusammengewachsen. Jeder hat sich selbst zurückgenommen, wir haben eine super Mentalität entwickelt, viele Spiele in den letzten Minuten gewonnen.
Dabei hätte es auch letztes Jahr schon klappen können. Da waren es bloß drei Punkte auf den Erstplatzierten VfL Wolfsburg. Was hat letztes Jahr gefehlt?
Gar nichts hat gefehlt! Wolfsburg hat in der Saison 2018/2019 einfach eine überragende Runde gespielt und war diesen einen Tick besser als wir. Jetzt waren wir den Tick besser als der VfL.
Nach zwölf Jahren ist der VfB Lübeck zurück im professionellen Fußball. In der 3. Liga warten Spiele am Betzenberg, Duelle mit Traditionsvereinen wie Eintracht Braunschweig und Auswärtsfahrten nach Halle. Wird Ihnen denn auch etwas an der Regionalliga fehlen?
Die kurzen Strecken zu Auswärtsspielen: eben rüber nach Lüneburg, Norderstedt oder Flensburg. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke: Die Duelle gegen Weiche Flensburg werden womöglich auch fehlen, das waren immer richtig heiße Spiele. Aber da warten in der 3. Liga ja auch ein paar Kracher.
Gibt es ein Spiel, auf das Sie sich ganz besonders freuen?
Wenn ich die nächste Spielzeit noch mitmache, dann vor allem auf die Duelle gegen den 1. FC Magdeburg, da ich dort zwei Jahre gespielt habe.
Wie sehen Sie die Chancen, nächstes Jahr, mit dann 34 Jahren, noch für den VfB Lübeck auf dem Platz zu stehen?
Zuallererst muss ich für die Mannschaft und den Trainer sportlich noch zu gebrauchen sein. Was aber vor allem das Problem ist, sind die weiten Auswärtsfahrten. Ich arbeite hauptberuflich als Materialdisponent. Nun muss sich mein Arbeitgeber mit den Verantwortlichen vom VfB Lübeck zusammensetzen und eine Abmachung finden, wie ich die Auswärtsspiele mitmachen kann.
Wie bereitet man sich vor, wenn eine derartig ungewisse Zukunft wartet?
Wir haben keine Termine im Blick, keiner weiß, wann es wieder losgeht, aber wir werden jetzt erst einmal alle in den Urlaub gehen, ein Trainingsprogramm mit nach Hause bekommen und uns fit halten. Mitte Juli werden wir dann wieder zusammenkommen und weitersehen. Zunächst wollen wir aber mit der Stadt Lübeck eine offizielle Aufstiegsfeier organisieren.