Ganz Dortmund freut sich heute auf den FC Barcelona und eine tolle Atmosphäre im Stadion. Vor 21 Jahren, beim letzten Besuch der Katalanen, war das noch ganz anders.
Auf der Gegenseite standen Leute wie Rivaldo, Luis Figo, Michael Reiziger oder Luis Enrique. Es kam, wie es kommen musste: Klos war Dortmunds bester Spieler, und obwohl die Rumpfelf eine ordentliche Leistung ablieferte, gewann Barcelona mit 2:0. Dann mussten die Teams mehr als zwei Monate warten, weil im Terminkalender einfach kein Platz fürs Rückspiel war. Erst am 11. März stellte sich Barça in Dortmund vor – wenige Tage nach einer peinlichen 2:4‑Niederlage des BVB bei 1860 München und eine Woche vor dem dramatisch wichtigen Viertelfinale in der Champions League gegen den FC Bayern.
Nur 32.500 Fans wollten unter diesen Umständen den großen FC Barcelona sehen. (Damals passten wegen der Umbaumaßnahmen bei europäischen Spielen 48.500 Zuschauer ins Westfalenstadion.) Die ohnehin verhaltene Stimmung sank schon nach sieben Minuten auf den Gefrierpunkt, als der Brasilianer Giovanni zum 0:1 traf. Nun geriet die Partie zu so etwas wie einer Abrechnung des Publikums mit den hoch bezahlten Stars in Schwarz-Gelb.
Häme und Spott
Der „Kicker“ sprach am nächsten Tag von „ätzender Häme und beißendem Spott“ und meinte damit wohl Gesänge wie „Wir haben bezahlt, wir können jetzt gehen“ oder ein sarkastisches „Oh, wie ist das schön“ beim Halbzeitpfiff, das man aber wegen der vielen Pfiffe kaum hören konnte. Nach der Pause schallte ein besonders bissiges „Fi-na-le Oh-ho“ durchs Stadion, denn Finalstimmung kam eben nie auf, zu überlegen waren die Katalanen, die ihren Stiefel runterspielten und sich dabei selbst so einlullten, dass Jörg Heinrich auf Flanke von Harry Decheiver das 1:1 gelang.
Den Abpfiff quittierten die Fans mit einem weiteren Pfeifkonzert. Während die Spieler aus Barcelona den Pokal entgegennahmen, sagte Steffen Freund vor den Kameras des ZDF zu den boshaften Gesängen der Zuschauer: „Wir haben viele schlechte Spiele abgeliefert, deswegen müssen wir alles respektieren, was auf den Rängen passiert. Wir sind schuld an diesen Sprechchören.“
Wer an diesem deprimierenden Abend auf der Südtribüne stand, der konnte sich nicht vorstellen, dass der BVB nur sieben Tage später einen legendären Sieg über die Bayern feiern würde. Aber auch nicht, dass es mehr als 21 Jahre dauern sollte, bis die Borussia eine Chance zur Revanche gegen Barcelona bekommt – und die Fans die Gelegenheit, dem Ganzen einen würdigeren Rahmen zu verleihen als sie es damals taten.