Martin Kind will Hannover 96 übernehmen – für den Spottpreis von 12.750 Euro. Glaubt man kritischen Fans, gibt es dafür keine Rechtsgrundlage. Im Interview erklärt der Sprecher der Fan-Opposition „Pro Verein 1896“, Robin Krakau, warum.
Am Dienstag soll sich die DFL mit dem Antrag beschäftigt haben, Details sind bisher keine bekannt. Bis Ende des Jahres wird mit einem Beschluss gerechnet. Glauben Sie, dass Herr Kind damit Erfolg hat?
Wir hoffen, dass sich DFL und DFB an ihren eigenen Richtlinien orientieren und diese auch einhalten. Danach dürften sie dem Antrag keinesfalls zustimmen.
Warum?
Ein zentraler Punkt in den DFL-Regularien ist die erhebliche Förderung über 20 Jahre. Darunter ist eine Förderung zu verstehen, wie sie auch der jeweilige Hauptsponsor tätigt.
Das müsste ein mittlerer, zweistelliger Millionenbetrag sein.
Wir sehen überhaupt keine Anhaltspunkte, dass Herr Kind in diesem Maße diese Förderung jemals erbracht hat. Außerdem muss auch der eingetragene Verein, nicht nur die ausgegliederte Lizenzmannschaft, gefördert werden.
Sollte die DFL dem Antrag dennoch zustimmen, müsste der DFB die Entscheidung final absegnen. Präsident Reinhard Grindel sagte zuletzt hinsichtlich des Erhalts und der Wichtigkeit von 50+1: „Wir haben verstanden.“ Was sind Ihre Erwartungen an den DFB?
Wenn der DFB entsprechend dem propagierten Leitbild handelt, dann dürfte er eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass Herrn Kind diese Ausnahmeregelung nicht positiv beschieden werden darf.
Angenommen es kommt zum Fall von 50+1 in Hannover: Sehen Sie die Gefahr, dass er sich zurückziehen könnte und jemand anderes das Sagen hat?
Das ist natürlich immer die Gefahr. Kind hat gesagt, dass er sich, zumindest aus dem Verein, spätestens 2018 zurückziehen möchte. Das ist also absehbar. Sollte er den Verein aber jetzt aus Trotz einfach fallen lassen, widerspräche das allem, was er immer postuliert hat. Früher oder später wird er sich dann auch aus den Gesellschaften zurückziehen. Sollte es dadurch zu Problemen kommen, würde das ja nur beweisen, dass er es in zwanzig Jahren nicht geschafft hat, tragfähige Strukturen aufzubauen. Und dann ist eben die Frage, an wen er seine Anteile verkauft. Keiner weiß, was in 10, 15 Jahren passiert. Aber die Weichen werden jetzt dafür gestellt.
Herr Kind bezeichnet die kritischen Fans oft als „Minderheit“. Im Stadion scheint das tatsächlich so zu sein. Aber wie ist das innerhalb des Vereins?
Auf der Mitgliederversammlung haben fast drei Viertel der Mitglieder dafür gestimmt, dass Herr Kind sein Vorhaben vorstellen und daraufhin eine gesonderte Mitgliederversammlung stattfinden soll. Aber Herr Kind hat einfach wenig Lust, sich von der sogenannten Opposition – die er eh noch nie verstanden hat – jetzt noch in die Suppe spucken zu lassen.
Im Stadion ist die Stimmung aktuell eher bescheiden. Die Ultras und weitere, kritische Fans boykottieren die Stimmung. Sportlich läuft es dafür überragend. Wie sieht die Gefühlslage aus?
Für die aktive Fanszene ist das natürlich sehr bitter. Weil man ja vom Bauchgefühl ganz anders möchte: In der Kurve stehen und singen. Aber man beschränkt sich für dieses höhere Ziel, den Protest, eben selbst. Das macht keinem Spaß. Keiner macht das gerne. Und vermutlich hofft auch jeder, dass er das irgendwann wieder mit seinem Gewissen vereinbaren und den Protest beenden kann.
Was sind Ihre Forderungen an den Vorstand?
Wir erwarten Transparenz. Sollte der Vorstand jetzt nicht kurzfristig alle offenen Fragen beantworten oder sich herausstellen, dass die verkauften Anteile deutlich mehr wert waren, wird dem Vorstand nichts anderes übrig bleiben, als zurückzutreten.