Norbert Dickel, Sie waren einer der Hauptakteure beim letzten Pokalsieg des BVB 1989. Im Finale gegen Bremen schossen Sie zwei Tore, darunter ein Volley-Traumtor zum 3:1. Der beste Moment Ihrer Karriere?
Norbert Dickel: Zweifelsohne. So ehrlich muss ich sein, das war schon etwas ganz Besonderes. An dem Tag hat alles gepasst, das war wunderbar.
Bremen galt damals mit Bratseth, Neubarth und Riedle als Favorit. Dortmund verlagerte sich auf Konter, mit Erfolg. Welche Chancen hatten Sie sich selbst auf den Sieg ausgerechnet?
Norbert Dickel: Bremen hatte damals natürlich eine Riesen-Saison gespielt, und dass das nicht einfach wird, war uns klar. Als die Bremer das 1:0 geschossen haben (durch Kalle Riedle, Anm. d. Red.), dachten wir natürlich schon: „Oh Scheiße“, das wollten wir natürlich vermeiden. Aber als wir den Ausgleich gemacht haben und mit 1:1 in die Pause gegangen sind, haben wir gesagt „Was soll’s? Jetzt sind es noch 45 Minuten, und es ist alles in Ordnung, jetzt können wir angreifen“. Vielleicht haben wir dann einfach mehr Mut gehabt, dagegen zu halten, und im Kopf war die Blockade weg, dass Bremen der übermächtige Gegner ist. Plötzlich wussten wir wieder, dass wir auch Fußball spielen können. Und das hat sich ja letztendlich auch bewahrheitet.
Sie kamen erst kurz vor dem Finale nach einer schweren Knieverletzung wieder zurück. Waren Sie wirklich fit?
Norbert Dickel: Fit nicht, aber einsatzfähig (lacht).
Danach konnten Sie allerdings nie wieder zurückkommen und beendeten Ihre Laufbahn in der folgenden Spielzeit als Sportinvalide. Mit 29 Jahren.
Norbert Dickel: Ja, ich habe noch sechs Spiele gemacht und eine Langzeittherapie versucht. Die hat aber nicht mehr angeschlagen.
Haben Sie den Pokalsieg mit ein paar Jahren, vielleicht mit den besten Jahren Ihrer Karriere bezahlt?
Norbert Dickel: Ich glaube nicht, dass es der Pokalsieg oder vielmehr dieses eine Spiel war. Das hatte keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Verletzung. Auch wenn ich nicht gespielt hätte, denke ich, dass der Krankheitsverlauf genau der gleiche gewesen wäre.
Insofern war das Pokalendspiel die Krönung Ihrer Karriere zum letztmöglichen Zeitpunkt?
Norbert Dickel: Ja, genau (lacht).
Was ist das für ein Gefühl, im ausverkauften Berliner Olympiastadion vor über 76 000 Zuschauern, davon 40 000 aus Dortmund, zunächst den Ausgleich zum 1:1 und schließlich das vorentscheidende 3:1 zu erzielen? Kriegt man mit, was man gerade geleistet hat? Oder kommt das alles erst später?
Norbert Dickel: Dass alles schwarz-gelb ist, kriegt man natürlich schon mit, wenn man zum Stadion fährt und dann die Treppe zum Spielfeld runtergeht. Während des Spiels ist man aber viel zu konzentriert, um sich irgendwelche Gedanken zu machen. Da freut man sich einfach nur, dass man jetzt führt.
Sie werden bestimmt oft auf dieses Spiel angesprochen?
Norbert Dickel: Ja, schon, vor allem natürlich in letzter Zeit. Aber auch sonst war das für viele damals einfach etwas Besonderes, nach 24 Jahren endlich mal wieder einen Titel zu holen (nach dem Pokalsieg 1965, Anm. d. Red.). Es gibt viele Leute, die dort waren und das in absolut positiver Erinnerung haben. Gott sei Dank haben sie darüber meine ganzen schlechten Spiele vergessen (lacht).
Wie war das denn nach dem Spiel und dann bei der Rückkehr nach Dortmund? Die Freude war ja riesig. Gut gefeiert?
Norbert Dickel: Im Prinzip haben wir durchgemacht von Berlin über die kurze Zeit im Flugzeug, bis wir in Dortmund auf dem Wagen standen. Das war schon schön und hat Spaß gemacht. Wir haben einfach volle Möhre gefeiert, wie sich das gehört.
Wann waren Sie damals zum ersten Mal wieder nüchtern?
Norbert Dickel: Hm. Also das Spiel war am Samstag und das ging dann schon noch bis Montag. Wir waren ja jetzt auch nicht hackebesoffen, aber hatten schon schön einen im Kahn.