Günter Netzer als 21-Jähriger, neuer Vertrag für Manfred Orzessek, Hennes Weisweiler an der Linie – ein Gladbach-Fan tickert jeden Samstag die Spiele der Borussia aus der Saison 1964/65. Warum nur?
Das heißt, die Berichterstattung ist nicht live?
Ich fange mit dem Ticker zu der Uhrzeit an, zu der das Spiel damals angepfiffen wurde, also ist es schon „historisch live“, wenn man so will. Im tiefsten Winter war das um 14:15 Uhr, weil es früh dunkel wurde und in den meisten Stadien noch kein Flutlicht installiert war.
Also heißt es am Samstagnachmittag für Sie: tickern und improvisieren?
In der Regel schreibe ich mir am Freitag jeden Tweet auf die Minute genau vor, denn meistens spielt die aktuelle Borussia zeitgleich. Dann muss ich samstags regelmäßig die Uhr im Auge haben, damit ich keinen Tweet verpasse und darf mich dabei nicht zu sehr von dem Spiel ablenken lassen, das gerade parallel läuft.
Leidet da runter nicht Ihr Herz als Fan?
Nein! Wenn man so ein längerfristiges Projekt angefangen hat und die Leute sich drauf verlassen, dass am Wochenende wieder über die Saison 64/65 getickert wird, dann will ich das auch durchziehen. Wenn ich samstags mal selbst unterwegs bin, muss ich ein bisschen vorarbeiten. Einmal ist sogar meine Frau eingesprungen, weil ich selbst gerade im Stadion war.
Warum ausgerechnet die Saison 1964/65?
Das war für mich die Spielzeit, in der der Grundstein gelegt wurde für das, was Mönchengladbach vor allem in den siebziger Jahren und danach ausgemacht hat. Mit dem Aufstieg fängt das an, was nachher die Erfolgsgeschichte der Gladbacher wurde.
Welche Erfolgsgeschichte dürfen wir denn nächstes Jahr „live“ verfolgen?
Das muss ich mir noch überlegen, vielleicht lasse ich meine Follower abstimmen. Ich denke über die erste Meistersaison aus den Siebzigern oder die Relegationssaison vor drei Jahren nach. Es geht auf jeden Fall weiter.
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Philipp Schneider twittert und tickert aus der Vergangenheit unter @fohlenhistory.