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Um die Liebe zu ver­stehen, die Horst Eckel für seinen FCK emp­findet, reicht ein Blick in seine Vita. Schon als kleiner Pimpf nahm er den 30 Kilo­meter langen Weg mit dem Fahrrad auf sich, um die Spiele der Roten Teufel anschauen zu können. Ein Loch im Sta­di­on­zaun diente als Ein­tritts­karte, da das eigene Geld nicht aus­reichte.

Bis er selbst einmal zu einer der größten Ikonen dieses Klubs werden sollte war es ein weiter Weg – sogar das Ein­gangstor vor Kai­sers­lau­terns berüch­tigter Fan­kurve trägt inzwi­schen seinen Namen. Doch Eckel zele­brierte die am Betze gelebte und geliebte Kampf­tu­gend wie kein Zweiter. Und er ver­kör­perte die Eigen­schaften, die den Pfälzer Tra­di­ti­ons­klub groß gemacht hatten: Respekt, Kame­rad­schaft und Lei­den­schaft. 

Mit 17 zu den roten Teu­feln


Dank Son­der­ge­neh­mi­gung durfte Eckel bereits mit 15 Jahren für die Erste Mann­schaft seines Hei­mat­ver­eins SV Vogel­bach auf­laufen. Dort schoss der schnelle, tech­nisch ver­sierte Angreifer Tore wie am Fließ­band. Schnell wurde auch sein Her­zens­klub auf ihn auf­merksam und holte Eckel 17-jährig ins Pro­fi­team der Roten Teufel.

Fritz Walter, Eckels großes Idol, war schon nach dessen erstem Trai­ning klar, dass aus dem Jungen mal ein ganz Großer werden würde. Mit ihm als Für­spre­cher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Eckel einen Stamm­platz im Team der Bet­ze­buben erkämpfen konnte. Für Eckel wurde sein eins­tiges Idol erst zum Mentor, später zur Vater­figur.

Auch bei Natio­nal­trainer Sepp Her­berger legte er ein gutes Wort für Eckel ein. Mit 20 Jahren fei­erte er sein Debüt mit dem Adler auf der Brust. Her­berger – den Eckel einst ehren­voll als den größten Fuß­ball­trainer aller Zeiten bezeich­nete – war es, der den wen­digen und lauf­starken Eckel vom Angriff nach hinten zog, auf die Posi­tion des rechten Läu­fers.

Zwei­fa­cher Meister

Eckel rannte mit seiner Pfer­de­lunge uner­müd­lich, um als Bin­de­glied die Lücke zwi­schen Mit­tel­feld und Angriff zu stopfen und hielt so dem Ball­künstler Walter den Rücken frei. Mit dieser Kom­bi­na­tion holten die Lau­terer Anfang der Fünf­zi­ger­jahre zwei deut­sche Meis­ter­schaften. Der Mythos der Walter-Elf war geboren. 

Bei der WM 1954 war Eckel mit 22 Jahren der Jüngste im Her­berger-Team. Trotzdem absol­vierte der Ben­jamin“ als ein­ziger neben Kapitän Fritz Walter alle Spiele. Gleich fünf Lau­terer bil­deten damals eine ein­ge­spielte Achse bei der DFB-Elf. Beim legen­dären Wunder von Bern“ schal­tete Eckel mit Nandor Hide­kuti den heim­li­chen Spiel­ma­cher der Magyaren aus.

Selbst eine Ver­let­zung konnte den Unver­wüst­li­chen Eckel nicht daran hin­dern. Eckel und die anderen Helden wurden nach dem Tri­umph auf der Rück­fahrt nach Deutsch­land von Tau­senden aus­ge­las­senen Leuten am Bahn­steig emp­fangen. Der WM-Titel ent­fachte in der Nach­kriegs­zeit Euphorie. 

Ein Jahr nach der WM tru­delte für Eckel, der auf­grund seiner Lauf­stärke und der schlanken Figur den Spitz­namen Wind­hund“ bekam, ein reiz­volles Angebot auf den Tisch, dass wohl nur die wenigs­tens abge­lehnt hätten. Bristol City bot dem jungen Lau­terer das 20-fache seines bis­he­rigen Gehalts und ein üppiges Hand­geld. Eckel lehnte dan­kend ab. Ich weiß, das ver­steht heute nie­mand, dass ich nicht gewech­selt bin. Aber ich habe nicht des Geldes wegen Fuß­ball gespielt, wollte nur ein guter Spieler werden, das war alles. Ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kai­sers­lau­tern spielen zu dürfen“.

Auf ihn war­teten schließ­lich noch einige erfolg­reiche Jahre mit seinen Kame­raden. So musste Eckel nebenher für die orts­an­säs­sige Näh­ma­schi­nen­fa­brik als Fein­me­cha­niker arbeiten, um finan­ziell besser über die Runden zu kommen. Ein Pro­fitum exis­tierte damals noch nicht – geschweige denn die Bun­des­liga.

Als Welt­meister Real­schul­lehrer

Nach elf Jahren bei den Roten Teu­feln ent­schied sich Eckel den Betze zu ver­lassen. Er wurde Spie­ler­trainer beim SV Röch­ling Völk­lingen, bevor er die Schuhe an den Nagel hängte. Dann wurde es still um den Welt­meister. Eckel absol­vierte ein Lehr­amts­stu­dium in Sport und Werken, übte den Beruf 25 Jahre lang aus. Doch Eckel war sich für die boden­stän­dige Kar­riere nicht zu schade.

Die aus dem Ruder gelau­fenen Leben von anderen WM-Helden, wie die von Alko­hol­sucht getrie­benen Werner Kohl­meyer und Helmut Rahn, dienten ihm als war­nendes Bei­spiel. Als Held beti­telt zu werden, lehnt der beschei­dene Eckel übri­gens stets ab. Neben Fritz Walter und Sepp Her­berger stieg seine Frau Han­ne­lore zur dritten prä­genden Figur in seinem Leben auf. Sie hatte ihm immer den Rücken frei­ge­halten. Außer seinem Ehe­ring trägt Eckel nur den Meis­ter­ring des FCK stets an seinen Fin­gern. 

Auf­merk­sam­keit dank Kinohit

Die Jahre ver­gingen und der Sieg von Bern schien für den Wind­hund“ mei­len­weit ent­fernt zu sein. Bis Eckel im Jahr 2003 als Berater für Regis­seur Sönke Wort­mann diente, der das Wunder von Bern“ ver­filmte. Durch den Kinohit waren die Welt­meister von damals wieder in aller Munde und Eckel erhielt die Auf­merk­sam­keit, die ihm jah­re­lang vor­ent­halten wurde.

Der heute neben dem Kölner Hans Schäfer einzig über­le­bende Welt­meister von damals trat auch, was das soziale Enga­ge­ment betrifft in die Fuß­stapfen vom großen Fritz. Er über­nahm für die Sepp-Her­berger-Stif­tung dessen Besuche von Straf­ge­fan­genen, um zur Reso­zia­li­sie­rung der Insassen bei­zu­tragen. Seinen Prin­zi­pien ist Horst Eckel stets treu geblieben. Ich habe mich als Mensch nicht ver­än­dert, das war sicher­lich meine größte Leis­tung“.