Mit Horst Eckel feiert heute einer von nur noch zwei lebenden Weltmeistern von 1954 sein Wiegenfest. Wir sagen: Alles Gute!
Um die Liebe zu verstehen, die Horst Eckel für seinen FCK empfindet, reicht ein Blick in seine Vita. Schon als kleiner Pimpf nahm er den 30 Kilometer langen Weg mit dem Fahrrad auf sich, um die Spiele der Roten Teufel anschauen zu können. Ein Loch im Stadionzaun diente als Eintrittskarte, da das eigene Geld nicht ausreichte.
Bis er selbst einmal zu einer der größten Ikonen dieses Klubs werden sollte war es ein weiter Weg – sogar das Eingangstor vor Kaiserslauterns berüchtigter Fankurve trägt inzwischen seinen Namen. Doch Eckel zelebrierte die am Betze gelebte und geliebte Kampftugend wie kein Zweiter. Und er verkörperte die Eigenschaften, die den Pfälzer Traditionsklub groß gemacht hatten: Respekt, Kameradschaft und Leidenschaft.
Mit 17 zu den roten Teufeln
Dank Sondergenehmigung durfte Eckel bereits mit 15 Jahren für die Erste Mannschaft seines Heimatvereins SV Vogelbach auflaufen. Dort schoss der schnelle, technisch versierte Angreifer Tore wie am Fließband. Schnell wurde auch sein Herzensklub auf ihn aufmerksam und holte Eckel 17-jährig ins Profiteam der Roten Teufel.
Fritz Walter, Eckels großes Idol, war schon nach dessen erstem Training klar, dass aus dem Jungen mal ein ganz Großer werden würde. Mit ihm als Fürsprecher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Eckel einen Stammplatz im Team der Betzebuben erkämpfen konnte. Für Eckel wurde sein einstiges Idol erst zum Mentor, später zur Vaterfigur.
Auch bei Nationaltrainer Sepp Herberger legte er ein gutes Wort für Eckel ein. Mit 20 Jahren feierte er sein Debüt mit dem Adler auf der Brust. Herberger – den Eckel einst ehrenvoll als den größten Fußballtrainer aller Zeiten bezeichnete – war es, der den wendigen und laufstarken Eckel vom Angriff nach hinten zog, auf die Position des rechten Läufers.
Zweifacher Meister
Eckel rannte mit seiner Pferdelunge unermüdlich, um als Bindeglied die Lücke zwischen Mittelfeld und Angriff zu stopfen und hielt so dem Ballkünstler Walter den Rücken frei. Mit dieser Kombination holten die Lauterer Anfang der Fünfzigerjahre zwei deutsche Meisterschaften. Der Mythos der Walter-Elf war geboren.
Bei der WM 1954 war Eckel mit 22 Jahren der Jüngste im Herberger-Team. Trotzdem absolvierte der „Benjamin“ als einziger neben Kapitän Fritz Walter alle Spiele. Gleich fünf Lauterer bildeten damals eine eingespielte Achse bei der DFB-Elf. Beim legendären „Wunder von Bern“ schaltete Eckel mit Nandor Hidekuti den heimlichen Spielmacher der Magyaren aus.
Selbst eine Verletzung konnte den Unverwüstlichen Eckel nicht daran hindern. Eckel und die anderen Helden wurden nach dem Triumph auf der Rückfahrt nach Deutschland von Tausenden ausgelassenen Leuten am Bahnsteig empfangen. Der WM-Titel entfachte in der Nachkriegszeit Euphorie.
Ein Jahr nach der WM trudelte für Eckel, der aufgrund seiner Laufstärke und der schlanken Figur den Spitznamen „Windhund“ bekam, ein reizvolles Angebot auf den Tisch, dass wohl nur die wenigstens abgelehnt hätten. Bristol City bot dem jungen Lauterer das 20-fache seines bisherigen Gehalts und ein üppiges Handgeld. Eckel lehnte dankend ab. „Ich weiß, das versteht heute niemand, dass ich nicht gewechselt bin. Aber ich habe nicht des Geldes wegen Fußball gespielt, wollte nur ein guter Spieler werden, das war alles. Ich hätte sogar Geld gezahlt, um in Kaiserslautern spielen zu dürfen“.
Auf ihn warteten schließlich noch einige erfolgreiche Jahre mit seinen Kameraden. So musste Eckel nebenher für die ortsansässige Nähmaschinenfabrik als Feinmechaniker arbeiten, um finanziell besser über die Runden zu kommen. Ein Profitum existierte damals noch nicht – geschweige denn die Bundesliga.
Als Weltmeister Realschullehrer
Nach elf Jahren bei den Roten Teufeln entschied sich Eckel den Betze zu verlassen. Er wurde Spielertrainer beim SV Röchling Völklingen, bevor er die Schuhe an den Nagel hängte. Dann wurde es still um den Weltmeister. Eckel absolvierte ein Lehramtsstudium in Sport und Werken, übte den Beruf 25 Jahre lang aus. Doch Eckel war sich für die bodenständige Karriere nicht zu schade.
Die aus dem Ruder gelaufenen Leben von anderen WM-Helden, wie die von Alkoholsucht getriebenen Werner Kohlmeyer und Helmut Rahn, dienten ihm als warnendes Beispiel. Als Held betitelt zu werden, lehnt der bescheidene Eckel übrigens stets ab. Neben Fritz Walter und Sepp Herberger stieg seine Frau Hannelore zur dritten prägenden Figur in seinem Leben auf. Sie hatte ihm immer den Rücken freigehalten. Außer seinem Ehering trägt Eckel nur den Meisterring des FCK stets an seinen Fingern.
Aufmerksamkeit dank Kinohit
Die Jahre vergingen und der Sieg von Bern schien für den „Windhund“ meilenweit entfernt zu sein. Bis Eckel im Jahr 2003 als Berater für Regisseur Sönke Wortmann diente, der „das Wunder von Bern“ verfilmte. Durch den Kinohit waren die Weltmeister von damals wieder in aller Munde und Eckel erhielt die Aufmerksamkeit, die ihm jahrelang vorenthalten wurde.
Der heute neben dem Kölner Hans Schäfer einzig überlebende Weltmeister von damals trat auch, was das soziale Engagement betrifft in die Fußstapfen vom großen Fritz. Er übernahm für die Sepp-Herberger-Stiftung dessen Besuche von Strafgefangenen, um zur Resozialisierung der Insassen beizutragen. Seinen Prinzipien ist Horst Eckel stets treu geblieben. „Ich habe mich als Mensch nicht verändert, das war sicherlich meine größte Leistung“.