Der BVB ist auch deshalb die Mannschaft der Stunde, weil er fast unbemerkt einen ebenso raschen wie radikalen Umbau vorgenommen hat.
Das mag ein Zufall sein, schließlich hätte der BVB einige dieser Spieler wohl gerne gehalten. Aber ist es auch ein Zufall, dass die Mannschaft, die noch vor wenigen Monaten mit Drucksituationen nicht umgehen konnte, auf einmal nervenstark ist, Rückstände dreht und in der Nachspielzeit trifft?
So gesehen war die Dramaturgie der Begegnung zwischen Dortmund und Augsburg (eines der besten Fußballspiele der letzten fünf Jahre, und nicht nur in der Bundesliga) geradezu sinnbildlich. Mario Götze kommt rein und schießt das Siegtor? Das wäre nach dem Schlagzeilengewitter der vergangenen Wochen zwar eine tolle Pointe gewesen – aber auch eine, die in die Vergangenheit weist, zurück nach 2013. Also glich Augsburg noch mal aus und die Scheinwerfer richteten sich auf Dortmunds Neuzugang Paco Alcácer.
Drei Tore pro Spiel
Apropos Augsburg. Nach einem Spieltag, an dem die Bayern zum zweiten Mal verlieren und Dortmund in der 96. Minute gewinnt, ist es natürlich verständlich, dass sich die Kommentare um diese beiden Schwergewichte der Liga drehen. Doch nicht zuletzt nach einem bleiernen Sommer, in dem viele Fans die Lust am Fußball endgültig verloren haben, gehört es auch zur Wahrheit, dass sich gerade eine großartige Saison entwickelt.
Noch vor einem Jahr haben viele Beobachter beklagt, dass sich die Klubs gegenseitig zu Tode pressen und fast alle Teams defensiv denken und spielen. Als hätte sich der gesamte Profibereich abgesprochen, ist es plötzlich ganz anders. Im Oberhaus fallen aktuell 3,0 Tore pro Spiel – ein Wert, der in den letzten zehn Jahren nur einmal erreicht wurde. So musste Tayfun Korkut in Stuttgart wohl auch deshalb seinen Hut nehmen, weil sein Defensivkonzept nicht dem Zeitgeist entspricht. Wenn selbst Hertha mutig nach vorne spielt, Augsburg in Dortmund eine bärenstarke Leistung abliefert, die mindestens einen Punkt verdient hätte, und ein Aufsteiger auch bei 0:3 nicht zu mauern beginnt, dann darf man sich auf die nächsten Wochen freuen. Willkommen in der Zukunft!