Endlich geht sie los, die stärkste zweite Liga aller Zeiten. Wer die Spannung nicht mehr aushält, kann jetzt schon mal lesen, was in dieser Saison auf uns zukommt.
Köln steigt schon im März auf
Während der Dom noch in ein sanftes Weiß getaucht ist, die Schneeglöckchen vorsichtig den Kopf aus dem Boden strecken und Hennes sich in seinen Schal einmümmelt, feiern die Kölner kurz nach Frühlingsbeginn schon den Aufstieg. Die Offensive ist von keiner Verteidigung in den Griff zu bekommen. Der spektakuläre Simon Terodde, endlich wieder zurück in seiner Lieblingsliga, bringt zum ersten Mal den Torrekord von Horst Hrubesch aus der Saison 1977/78 ernsthaft in Gefahr (41). Und selbst Jhon Córdoba kommt endlich in Köln an und schießt sein erstes Ligator. Die Defensive, angeführt von Jonas Hector, arbeitet auf höchstem Niveau. Die Neuzugänge Lasse Sobiech und Benno Schmitz sind die optimale Verstärkung für das eh schon übermächtige Kölner Bollwerk. Timo Horn lässt nur ab und zu aus Mitleid einen Ball ins Tor. Nach der Saison schaut sich Coach Markus Anfang vorsichtshalber schon mal nach Luxus-Immobilien in Dortmund um.
Kiel muss runter
15 Abgänge, 14 Zugänge und ein Trainerwechsel sind zu viel für die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison. Coach Tim Walter lässt mit seiner jungen Mannschaft schönen offensiven Fußball spielen, doch das Team ist noch nicht eingespielt und startet holprig in die Saison. Mit nur drei Feldspielern jenseits der 30 hat Kiel sehr wenig Erfahrung in den eigenen Reihen und lässt sich von den Misserfolgen aus dem Konzept bringen. Marvin Ducksch, Rafael Czichos und Dominick Drexler werden schmerzlich vermisst. Obwohl das Umfeld in Kiel recht entspannt ist, steigt der Druck. Walter fehlen die Mittel, um den Abstiegskampf mit seinem Team anzunehmen. Am Ende muss Kiel trotz überzeugender Leistungen und ansehnlichem Fußball zurück in die dritte Liga.
Julian Green schlägt endlich richtig ein
Double-Gewinner, Weltpokalsieger, Zweitliga-Meister. Auf dem Papier hat Julian Green schon alles erreicht. Seine Youtube-Compliations zeigen, was den US-amerikansichen Nationalspieler ausmacht. Seine Schnelligkeit, seine Ballbehandlung und sein Spielverständnis sind für die zweite Liga überdurchschnittlich. Doch bisher konnte Green seine guten Anlagen nicht über eine gesamte Saison konstant zeigen. Daran sind vor allen Dingen die vielen Wechsel Schuld. Vom FC Bayern zum HSV und wieder zurück, dann Stuttgart und eine Leihe zu Greuther Fürth. Nun unterschrieb er für zwei Jahre bei den Franken und hat endlich eine Mannschaft, die auf ihn zählt und die großes Interesse daran hat, ihn weiterzuentwickeln. Bei Fürth wird er der Taktgeber in der Offensive und lässt durch seine eigenen Tore vergessen, dass die Mannschaft mit Daniel Keita-Ruel und Fabian Reese nur zwei echte Stürmer im Kader hat.
Der HSV muss mal wieder in die Relegation
Der zweitteuerste Kader der Liga, erfahrene Bundeliga-Profis wie Aaron Hunt und Lewis Holtby, ein riesiges Stadion. Die anfängliche Euphorie trägt den Hamburger SV durch die ersten Zweitliga-Wochen der Vereinsgeschichte und er grüßt von der Tabellenspitze. Doch irgendwann setzt die Überheblichkeit ein. Die Spieler nehmen im kältesten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung die kämpferische Spielweise nicht an und beim HSV offenbart sich das große Problem im Kaderkonzept: Die Mannschaft ist zu jung. Verletzt sich einer der erfahrenen Leistungsträger, fehlt sofort einem Mannschaftteil der Kopf, der Lenker, der auch mal dazwischenhaut, wenn es Probleme gibt. Über den Winter verliert der HSV Platz um Platz und findet sich Ende Januar im Mittelfeld der Tabelle wieder. In dieser Situation taucht ein gewisser Klaus-Michael Kühne in der Hamburger Geschäftsstelle auf, im Gepäck hat er Sandro Wagner, Robert Huth und Jan Kirchhoff. Sofort geht ein Ruck durch die Mannschaft und sie eilt von Sieg zu Sieg. Am letzten Spieltag treffen alle drei Winterzugänge doppelt und schießen den HSV in die Aufstiegsrelegation. Dort trifft er auf den VfL Wolfsburg.
Roberto Massimo wechselt im Winter nach England
Roberto Massimo ist 17 Jahre alt, sehr schnell und trickreich. Der Stuttgarter Leihspieler blüht unter Bielefelds Trainer Jeff Saibene so richtig auf. Die Alm bietet ihm das ideale Umfeld, um sich ausschließlich auf den Fußball zu konzentrieren. Ein einziger Besuch in der „Bielefelder Bierbörse“ genügt, um Massimo die Lust am Ausgehen zu verderben. Er ist Dreh- und Angelpunkt des Bielefelder Spiels. Zusammen mit Sven Schipplock und Andreas Voglsammer harmoniert er, wie man es in Bielefeld seit Delron Buckley, Fatmir Vata und Isaac Boakye nicht mehr gesehen hatte. Zur Winterpause hat Massimo sich schon zehn Mal in die Scorerliste eingetragen. Pep Guardiola, Jürgen Klopp und Mauricio Pochettino werden auf den Jungen aufmerksam. Der VfB Stuttgart wiederholt den Fehler, den sie bei Joshua Kimmich begannen haben und lassen wieder ein Talent ziehen. Im Kampf um den jungen Spieler setzt sich letzten Endes Crystal Palace durch. Zusammen mit Max Meyer führt er den Londoner Verein ins europäische Geschäft.
Die zweite Liga hat bessere Einschaltquoten als die erste Liga
Mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln sind zwei absolute Kracher-Mannschaften in der zweithöchsten Spielklasse, dazu ambitionierte Traditionsvereine wie St. Pauli, Arminia Bielefeld, Greuther Fürth und Union Berlin. Aufregende Talente, ehrlicher Fußball, harte Grätschen. Während der FC Bayern zum siebten Jahr in Folge die Bundesliga kaputt schießt, Manuel Neuer unter die Top10 der Torschützenliste vorrückt, wenden sich die Zuschauer in dieser Saison tatsächlich gelangweilt ab und sind fasziniert vom neuen Premiumprodukt des deutschen Fußballs: Die stärkste zweite Liga ALLER ZEITEN!