Seit weit über 2.000 Tagen wartet Djurgardens IF auf einen Sieg über die Stockholmer Stadtrivalen – langsam wird’s unheimlich. Ist ein Gespenst am Werk?
Es klang schon ein bisschen nach Pfeifen im Walde, was Djurgardens Coach Özcan Melkemichel vor dem Stockholmer Stadtduell bei Hammarby IF erzählte: „Das Derby-Gespenst gibt es nicht“, tönte der gelernte Frisör am vergangenen Wochenende demonstrativ gelassen, „denn es gibt überhaupt keinen Spuk auf dieser Welt und folglich kann uns auch kein Gespenst einen Schrecken einjagen!“ Ach ja?
Nach dem Schlusspfiff, das Spiel endete 3:1 für Hammarby, war Melkemichel eines Besseren belehrt. Da feierte nämlich ein breit grinsendes Gespenst im blütenweißen Laken mit den Siegern. Unter dem Kostüm steckte – Hammarby-Verteidiger Mats Solheim, der sich einen kleinen Scherz erlaubt hatte. „Da waren ein paar Fans auf der Tribüne, die mich zu sich riefen und mir die Verkleidung zuwarfen“, lachte Solheim und feixte: „Es ist schön, ein bisschen gemein zu sein. Anders herum würden die Djurgardener sich doch auch einen Spaß draus machen – wenngleich sie jetzt sicher sagen, das hier ist ein bisschen kindisch.“
Wie von Geisterhand
Eine gute Stunde zuvor war Djurgarden drauf und dran, das Derby-Gespenst endlich in die Mottenkiste zu jagen. Zur Halbzeitpause führte man hochverdient mit 1:0 und hatte das Geschehen glasklar im Griff. Doch in der 2. Halbzeit ließ sich das Team um Altstar Kim Källström den Sieg – wie von Geisterhand – doch noch entreißen. Hammarbys Ausgleich nach knapp einer Stunde fiel quasi aus dem Nichts. Und dann konnte man sie förmlich riechen: Djurgardens Angst vor dem Spuk! Das Derby-Gespenst erschien schließlich in Gestalt von Stefan Batan. Der Offensivakteur spielt bei Hammarby eigentlich gar keine Rolle. Diesmal aber wurde Batan aus purer Personalnot in der 82. Minute eingewechselt und bereitete prompt die Treffer zum 2:1 und zum 3:1 vor. „Acht Einsatzminuten in dieser Saison und zwei Assists – jetzt habe ich wohl die besten Effizienzwerte in der ganzen Liga“, grinste der Joker und sagte vieldeutig: „Das ist mir selbst ein bisschen unheimlich.“
Spätestens nach diesem verflixten Spielverlauf spricht ganz Schweden über einen beängstigenden Fluch, der Djurgardens IF seit fast sechs Jahren (in Tagen: 2.089) befallen hat. In den letzten 16 (!) Derbys gegen Hammarby IF und AIK Solna gelang dem Klub aus dem Stockholmer Nobel-Vorort nämlich kein einziger Sieg mehr. Djurgardens bislang letzter Derby-Triumph, ein 1:0 über AIK, fand noch im alten Rasunda-Stadion statt. Das ist bereits vor einem halben Jahrzehnt abgerissen worden. Gegen die Grün-Weißen aus Hammarby hält Djurgardens Derby-Fluch sogar schon seit fest zehn Jahren an (in Tagen: 3.587).
Können die Ghostbusters helfen?
Am schwedischen Boulevard ist diese unheimliche Derby-Durstrecke natürlich ein großes Thema. „Bald werden Kinder eingeschult, die noch nie einen Derbysieg von Djurgardens IF erlebt haben“, scherzte ein bekannter Kolumnist der größten schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ und unkte: „Vermutlich wird sich bis zu ihrem Abitur nichts daran ändern.“ Zuletzt fragte sogar die seriöse Tageszeitung „Dagens Nyheter“, ob wirklich alles mit rechten Dingen zugehe bei „DIF“: „Djurgardens Unglück schreit nach einer eigenen Untersuchungskommission“, titelte das Blatt und brachte sogar die „Ghostbusters“ als mögliche Problem-Bekämpfer ins Spiel.