Am Wochenende musste Leicester City zum ersten Mal nach dem tragischen Unfall von Vichai Srivaddhanaprabha in der Premier League antreten. Am Ende gab es einen Sieg, viele Tränen – und einen Shitstorm gegen den Schiedsrichter.
Zweieinhalb Jahre ist es her, da tanzten die Menschen in Leicester auf den Straßen. Nach der sensationellen Meisterschaft stand die sonst eher verschlafene Stadt im Herzen Englands Kopf, und auf der ganzen Welt sprach man von dieser Mannschaft, die die großen Vereine aus London, Liverpool und Manchester hinter sich gelassen hatte. Die sensationell zur Meisterschaft gestürmt war. In den Pubs der Stadt waren sich die Fans einig: Sie waren Zeugen eines historischen Momentes geworden. Der Grundtenor dieser Zeit: „Es ist ein Wunder!“
Nach der rauschhaften Titelsaison durchlief Leicester City im darauffolgenden Jahr eine mehrmonatige sportliche Krise und war zwischenzeitlich sogar abstiegsgefährdet, erreichte nach einem Trainerwechsel aber noch souverän den Klassenerhalt. Im Anschluss an diese zweijährige Achterbahnfahrt konnten sich die „Foxes“ wieder stabilisieren, im Moment stehen sie auf Platz zehn der Premier League.
Der Premier-League-Spielplan kennt keine Gnade
Doch dreißig Monate nach dem Gewinn der Meisterschaft rückte in Leicester am vergangenen Wochenende alles Sportliche in den Hintergrund. Denn nach dem tragischen Tod des beliebten Vereinsinhabers- und Präsidenten Vichai Srivaddhanaprabha, der – wie alle vier weiteren Insassen – nach dem letzten Heimspiel bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war, stand eine ganze Stadt unter Schock. Tausende Fans legten am Stadion Blumen, Trikots und Schals nieder. Mehrere Spieler nahmen psychologische Hilfe in Anspruch, um zumindest zu versuchen, das Geschehene zu verarbeiten. Und doch mussten sie nur sieben Tage später wieder Fußball spielen. Der Premier-League-Spielplan kennt keine Gnade.
Das Auswärtsspiel gegen Cardiff City in Wales war der Versuch, auf der einen Seite einen ersten, vorsichtigen Schritt zurück in den Normalität zu wagen, und auf der anderen Seite den Verstorbenen ein würdiges Gedenken zu bescheren. Trainer Claude Puel hatte es im Vorfeld der Partie jedem Spieler freigestellt, in Cardiff aufzulaufen, sowie auf der Pressekonferenz versucht, jeglichen Druck von seiner Mannschaft fernzuhalten. „Das Ergebnis ist nicht von Bedeutung. Viel wichtiger ist, dass sie ihr Bestes geben, um damit unseren Klubbesitzer zu ehren“.
Das taten seine Mannen dann auch und gewannen nach einer engagierten Leistung mit 1:0. Doch das Hauptaugenmerk lag an diesem Samstagnachmittag darauf, was vor und nach dem Abpfiff passierte. Beim warmmachen trugen Leicesters Spieler T‑Shirts mit der Aufschrift „The Boss“ und einem Bild von Srivaddhanaprabha, auf der Rückseite war zu lesen: „Vichai, du wirst immer in unseren Herzen sein.“ Auch im Gästeblock gedachten viele Fans dem Thailänder, unter anderem wurde eine Blockfahne im Stille der Flagge seines Landes um dem Schriftzug „R.I.P. Vichai“ ausgerollt.