In der österreichischen 8. Liga waren im Aufstiegskampf zwei Klubs punktgleich. Eine Mannschaft schoss am letzten Spieltag 42 Tore – und stieg trotzdem nicht auf.
Die Unterwaltersdorfer Spieler werden müde, weil sie den Weg zurück zum Anstoßpunkt so oft laufen müssen. Der Schiedsrichter der Partie erzählt danach, dass sie die Mödlinger immer wieder anstacheln, den Anstoß möglichst schnell auszuführen. Nur um noch mehr Tore zu machen.
Denn plötzlich ist sie da, die Chance auf den Aufstieg. Der punktgleiche Konkurrent Breitenfurt liegt in seiner Partie lediglich mit 1:0 vorne. Unterwaltersdorf braucht in der zweiten Halbzeit noch 30 weitere Tore.
War die Partie manipuliert?
„Das Spiel hätte auch 65:2 ausgehen können“, sagt Schiedsrichter Kenan Koc dem „Ligaportal“, ein Ergebnis, das gereicht hätte, „aber der Tormann der Gäste hat noch mindestens 15 Schüsse abgewehrt.“ Unterwaltersdorf stürmt nach jedem Anstoß durch die Mitte nach vorne, meistens mit nur ganz wenigen Ballkontakten. Spielmanipulationen weisen aber beide Teams zurück, auch der Schiedsrichter beobachtete keine absichtlichen Manöver. „Ich habe schon nach dem 8:0 gesagt, dass jemand das Spiel filmen sollte, nicht, dass es danach heißt, es sei verschoben“, erklärt Unterwaltersdorf-Trainer Hartl.
Die Tore fallen wie Regentropfen im Monsunregen. Alleine Kustrin Fetahaj netzt elf Mal ein und wird so zum Torschützenkönig der Liga. Mödling gelingt es trotzdem, durch zwei Konter nach langen Abschlägen zwei eigene Tore zu schießen. Als der Schiedsrichter abpfeift, steht es 42:2. Ein Ergebnis wie bei einem Eishockeyspiel zwischen Äthiopien und Kanada.
„Schlimme Minuten“
Beim Aufstiegskonkurrenten Breitenfurt, der mit 2:0 gewinnt, liegen nach dem eigenen Spiel die Nerven kurz blank: „Wir haben nach dem Abpfiff mysteriöse Zwischenstände wie ein 39:1 gehört. Das waren schlimme Minuten“, sagt Trainer Thomas Fehlner. Nach ein paar Minuten aber ist der Wiederaufstieg perfekt.
Neun weitere Tore hätte Waltersdorf schießen müssen. Wäre das geschehen, Breitenfurt hätte Einspruch eingelegt. „Was in Waltersdorf passiert ist, ist ein enormer Schaden für die beiden Vereine und eine Schande für den Unterhaus-Fußball“, schimpfte der Klubchef aus Breitenfurt, Gerhard Kubin.
Richtig traurig über den verpassten Aufstieg ist der Waltersdorf-Coach Michael Hartl aber nicht: „Wir haben die Meisterschaft nicht heute verspielt, sondern in den Runden zuvor. Jetzt blicken wir optimistisch in die nächste Saison!“ Dann von Anfang an. Mit einem Blick für die Tordifferenz.