Sportlich bietet der Afrika-Cup viel Spektakel und kuriose Geschichten. Doch das Turnier wird von der Tragödie in Yaoundé überschattet, bei der vor dem Stadion acht Menschen ihr Leben verloren. Der afrikanische Verband zieht Konsequenzen, muss sich aber vor allem selbst hinterfragen.
Die beiden Mannschaften standen sich am Mittwochnachmittag Arm in Arm gegenüber, Mohamed Salah und seine Ägypter auf der einen, Sebastien Haller und das Team der Elfenbeinküste auf der anderen Seite. Die Spieler schwiegen für einen kurzen Moment und blickten wahlweise gen Himmel oder Rasen, falls sie die Augen nicht geschlossen hatten. Der Pfiff des Schiedsrichters löste die Starre und das Spiel nahm seinen Lauf, an dessen Ende Ägypten die Ivorer im Elfmeterschießen aus dem Turnier kegelte und ins Viertelfinale einzog. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte, na klar, Mo Salah.
Es ist ein brutaler Spagat, in dem sich der Afrika-Cup seit Montagabend befindet. Auf der einen Seite produziert das Turnier mit jedem weiteren Spiel sportliche Schlagzeilen. Zahlreiche Favoriten mussten bereits überraschend früh abreisen und die Spiele und Teams sorgen laufend für kleine und große Geschichten, die mitunter um die Welt gehen. Und doch steht das Turnier im Schatten der Tragödie, die sich am Montag rund um das Spiel zwischen Gastgeber Kamerun und dem Turnierneuling Komoren in der Landeshauptstadt Yaoundé zugetragen hat.
Die Komoren sorgten im Paul-Biya-Stadium für eine der größten sportlichen Geschichten des Turniers. Notgedrungen spielten sie mit dem Verteidiger Chaker Alhadhur im Tor und obwohl sie wegen eines frühen Platzverweises 86 Minuten in Unterzahl spielen mussten, boten sie dem Favoriten bravurös Paroli. Am Ende stand eine knappe 1:2‑Niederlage. Die kuriose Geschichte ging um die Welt, während es vor dem Stadion zu einer Massenpanik kam, acht Menschen ihr Leben verloren und 50 weitere verletzt wurden, einige davon schwer. Videos, die bewusstlose Menschen vor dem Stadion oder im Krankenhaus zeigen, verbreiteten sich schnell auf den Sozialen Netzwerken. Fotos zeigen, wie medizinisches Personal und Zivilisten anderen Menschen Mund-zu-Mund-Beatmung geben.
Viel zu viele Menschen versammelten sich vor dem Stadion und drängten hinein, die Situation geriet außer Kontrolle. Noch immer ist der afrikanische Fußballverband in Zusammenarbeit mit den Behörden an der lückenlosen Aufklärung des Unglücks beschäftigt. Die Organisatoren müssen dabei auch ihre Maßnahmen hinterfragen, mit der sie die Stadien füllen wollten.
Auf Grund der Auflage, dass nur vollständig geimpfte Personen samt tagesaktuellem negativen Schnelltest in die Stadion dürfen, blieben die Tribünen bei den Spielen oft sehr leer. Die Impfquote im Gastgeberland Kamerun beträgt nur drei Prozent.
Am 15. Januar kündigte die Regierung Kameruns an, dass schulische, akademische und auch einige berufliche Aktivitäten ab 13 Uhr eingestellt werden, sodass mehr Menschen Zeit haben, um die Spiele zu besuchen. In dem Zuge wurden tausende Eintrittskarten zu den Spielen, auch zum Achtelfinale zwischen Kamerun und den Komoren, kostenlos verteilt. Die „Le Monde“ berichtet zudem, dass die pandemischen Sicherheitsmaßnahmen für den Stadionbesuch inoffiziell gelockert wurden.