Als Gianni Infantino vor zwei Jahren zum Fifa-Präsidenten gewählt wurde, gab er sich als großer Reformer aus. Jetzt hält er sein Versprechen, quasi, und will den ganzen Laden verkaufen.
Dass es bei der Wahl von Gianni Infantino zum neuen Fifa-Präsidenten nicht gänzlich mit rechten Dingen zugehen würde, war eigentlich schon klar, als die Verbandpräsidenten noch im Zürcher Hallenstadion tagten. Denn dass Infantino überhaupt zur Wahl stand, hatte ja ein Jahr zuvor noch gar niemand geplant.
Vorgesehen war von oberster Stelle, dass Sepp Blatter eine letzte volle Amtszeit genießen dürfe und danach sein Nachfolger die Geschäfte übernehme. Auserwählt soll Michel Platini gewesen sein, der Uefa-Präsident. Doch weil gegen beide Protagonisten unter anderen aus diesem Grund plötzlich ermittelt wurde, und Sponsoren Blatter zum Rücktritt drängten, war der Weg für einen mutmaßlich neutralen Mann frei.
Giannis Schlussverkauf
Und so trat Gianni Infantino auf die Bühne, ganz nah an das Sprecherpult im Zürcher Hallenstadion. Und erzählte in seiner Bewerbungsrede von Straßenfußballern in Papua-Neuguinea und kickenden Kindern in Afrika. „Ich schaute ihnen in die Augen und fragte mich: ›Was können wir hier als Fifa tun?‹“
Es scheint, als hätten die „Süddeutsche Zeitung“ Infantinos Antwort auf genau diese Frage gefunden. Sie lautet: Alles verkaufen.
Ganz viel Druck
„Project Trophy“ ist der Titel jener interner Arbeitspapiere, die belegen sollen, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino plant, sämtliche Rechte der Fifa an ein internationales Investorenkonsortium zu verkaufen. Für 25 Milliarden Dollar würden die Rechte für Digitales und Archiv, Filme und Videos, Übertragungen von Fifa-Turnieren, Merchandise und Videospielen an die sogenannte „Fifa Digital Corporation“ fallen. Wie ist das nur möglich?
Zunächst hatte Gianni Infantino bei einem Treffen des Fifa-Councils in Bogota das Interesse an einem Milliarden-Deal vorgestellt. Konkrete Geschäftspartner könne er nicht nennen, und sowieso hätte man nur 60 Tage Zeit, um den Handel einzufädeln. Jetzt oder nie! Eine Strategie des maximalen Drucks, die an diesem Tag nicht aufging. Was blieb, war die irrsinnige Idee, jemand könne bereit sein, 25 Milliarden Dollar auf den Tisch legen, angeblich nur für die Rechte an zwei neuen, eher zweitrangigen Turnieren – vergleichbar mit der Nations League. Kaum zu verstehen, wie sich dieses Investment jemals rechnen solle.